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Streaming-Tipp des Tages für Kinder: Die Reise ins Labyrinth

Ein Beitrag von Rochus Wolff

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Die Reise ins Labyrinth

„Du hast keine Macht über mich.“ Diese Zeile will Sarah für ihre Theaterrolle einfach nicht im Gedächtnis bleiben, der Rest schon: Der Ruf nach dem Koboldkönig, der doch bitte ihren kleinen Bruder Toby holen solle, damit sie nicht immer den Babysitter spielen muss, den kann sie schon und spricht ihn aus. Doch dann erhört der König tatsächlich ihren Ruf – und alles Hadern und Bereuen bringt nichts, Toby ist schon im Koboldreich und wird in dreizehn Stunden in einen Kobold verwandelt.

Nur eine Chance bekommt sie: Wenn sie es in dieser Zeit schafft, das Labyrinth um die Koboldstadt zu durchqueren und ins Koboldschloss vorzudringen, bekommt sie Toby zurück. Nur ist das gar nicht so einfach, wie Sarah sich das vorstellt: Auf dem Weg warten Fallen, Rätsel und zahlreiche Gestalten, freundliche und weniger freundliche – und Sarah muss lernen, nicht nur genau zuzuhören, sondern auch genau zu fragen, wenn sie Hilfe benötigt.

Terry Jones hat am Drehbuch von Die Reise ins Labyrinth mitgeschrieben. Und auch wenn gelegentlich etwas Python’esque Absurdität durchscheint, ist dies natürlich vor allem ein Film von Jim Henson, sein dritter und letzter nach Der große Muppet-Krimi und vor allem Der dunkle Kristall. Die Welt der Kobolde ist voll von all den Puppen, die Hensons Welten bevölkern: große wie der gutmütige Ludo, kleinere wie Sarahs widerwilliger Begleiter Hoggle und winzige wie der Wurm („‘Allo!“), der Sarah gleich am Anfang auf den richtigen(?) Weg schickt.

Ein Film, der zwischen Kindheit und Jugend oszilliert. Der für Kinderaugen eine bewusst kulissenhaft wirkende Abenteuerwelt erschafft, mit Held_innen, Freund_innen und Gegner_innen, die alle gleichermaßen putzig wie sanft-bedrohlich wirken können. Der dann kurze (und gut endende) Momente alptraumhafter Tiefe einbaut. Und schließlich David Bowie als Koboldkönig: Eine Performance, die auf den ersten Blick ein einziges kühles Understatement ist, ein Blick zurück auf wilde Frisuren der 1980er sowieso.

Und aus der dann mit jeder Faser körperliche Versuchung, eine Ahnung von Sexualität und Ambivalenz durchschimmert, die so viel näher an der Realität in all ihrer Vielfalt ist als das, was in den meisten Kinder- und Jugendfilmen als „Romanze“ durchgeht. Zugleich – es geht um den Koboldkönig – mit einer Ahnung von Gewalt und Bedrohung, der Sarah sich bewusst entziehen muss. Und kann: „Du hast keine Macht über mich.“

Die Reise ins Labyrinth ist ein Abenteuerfilm, der als ganz und gar fantastische Geschichte einen Ausflug ins Erwachsenendasein erzählt, mit Verantwortung und absurden Herausforderungen, eine Welt, in der jede Handlung unabsehbare Folgen haben kann – und dann am Ende doch noch einmal den Weg zurück in die Kindheit eröffnet, in der Lachen, Musik und Tanz regieren.

FSK 12, empfohlen ab 12 Jahren

Bei Sky in der Flatrate enthalten, auf mehreren Plattformen als VoD verfügbar.

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