Warum man sich anschauen sollte, wie jemand seinen neusten Drogerieeinkauf auspackt, werde ich wohl nie verstehen. Dafür ist YouTube dann wirklich super, wenn man nicht nur erstklassig unterhalten wird, sondern auch noch etwas dabei lernt. Auftritt Karolina Żebrowska!

Die Polin hatte ihren großen Moment, als auf der Plattform die 100-Years-of-Beauty-Videos populär wurden. Nachdem diverse Magazine Clips mit den ikonischsten Glamouroutfits der Dekaden des 20. Jahrhunderts produziert hatten, veröffentlichte Żebrowska ein eigenes Video mit den alltäglichen Looks realer Frauen. Es ging viral — und plötzlich sah sich die Meme Mom, wie sie mittlerweile von ihren Abonennten genannt wird, einem Publikum gegenüber, das auf neue Uploads wartete.

Nach einer Findungsphase besann sie sich auf ihre Stärken — ein Filmstudium, jahrelange Erfahrung im Schneidern historischer Kostüme — und begann Videos hochzuladen, in denen sie nicht nur über die Entwicklung ihres eigenen Vintage-Stils sprach, sondern auch über Kostümfilme. Genauer: Über die historische Genauigkeit von Kostümfilmen. Unabhängig von  konventioneller Filmkritik, in der das Kostümdesign ohnehin gern zu kurz kommt, ist es spannend, Filme einmal aus einer Fachrichtung kommend zu betrachten. Unterwegs lernt man, wieso die 1920er nichts sind, was sie zu sein scheinen, wieso Barry Lyndon in wahrlich jeder Hinsicht ein Meisterwerk ist und wieso es immer wieder schief geht, wenn männliche Filmemacher keine Ahnung von der Unterwäsche des 18. Jahrhunderts haben.

Bei Karolina Żebrowska, die mittlerweile auch ein Buch über polnische Modegeschichte veröffentlicht hat, gibt es übrigens noch mehr als die mittlerweile dreiteilige Historienfilmreihe zu entdecken. Regelmäßig untersucht sie die Outfits aktueller Stars auf dem Roten Teppich auf ihre Ursprünge in den Trends vergangener Dekaden und Jahrhunderte hin, beurteilt die Kostümnominierungen aktueller Preisverleihungen, zeigt in Tutorials wie man die Frisuren glamouröser Hollywoodstars wie Hedy Lamarr rekreieren kann und nutzt nicht zuletzt ihre Fähigkeiten und ihre Reichweite, um uns allen ein bisschen Hintergrundwissen mitzugeben. Denn wer kennt schon Marie Curies eigentlich Namen?