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Kontroverse bei Verleihung der Golden Horse Awards

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Ang Lee - Portrait
Ang Lee - Portrait

20.11.2018: Bei der Verleihung der 55. Golden Horse Awards in Taipeh ist es am Samstagabend zu einer offenen Kontroverse um den Status Taiwans gekommen. Das berichtet die BBC.

Die Regisseurin Fu Yue, die bei den sogenannten „chinesischen Oscars“ für ihren Dokumentarfilm Our Youth In Taiwan ausgezeichnet wurde, äußerte sich in ihrer Dankesrede wie folgt: „Ich hoffe, dass unser Land eines Tages als wirklich unabhängige Einheit anerkannt und behandelt wird. Als Taiwanesin ist dies mein größter Wunsch.“ Fu Yues Film befasst sich mit der Sonnenblumen-Bewegung von 2014.

Der Status Taiwans sorgt immer wieder für weltweite politische Spannungen. Die Insel regiert sich seit 1949 selbst, wird jedoch von China als abtrünnige Provinz behandelt, die es wieder einzugliedern gilt.

Anwesende Filmemacher_Innen vom chinesischen Festland reagierten dementsprechend gereizt auf Fu Yues Äußerungen. So weigerte sich Jurymitglied Gong Li der BBC zufolge gemeinsam mit ihr auf der Bühne zu stehen und der ehemalige Gewinner des Darstellerpreises Tu Men sprach vom Ort der Preisverleihung demonstrativ als „China, Taiwan“. Mehrere chinesische Anwesende sollen die After-Show-Party nicht besucht und Taiwan frühzeitig verlassen haben.

Schließlich schaltete sich sogar die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-wen ein und postete auf Facebook: „Ich bin stolz auf die gestrigen Golden Horse Awards, die die Unterschiede zwischen Taiwan und Festlandchina gezeigt haben. Wegen unserer Freiheit und Diversität ist künstlerisches Schaffen an diesem Ort frei.“

Ang Lee, Präsident des Golden-Horse-Komitees, mahnte die politischen Themen am Abend der Preisverleihung wie in den letzten Jahren zu ignorieren. Nun sorgt er sich um die Zukunft des Preises, der seit 55. Jahren die besten chinesischsprachigen Filme kürt.

Als Gewinner des Abends ging Zhang Yimou mit seinem neuen Film Shadow hervor. Als Bester Film wurde hingegen das Regiedebüt An Elephant Sitting Still ausgezeichnet. Hu Bos Mutter nahm den Preis an Stelle ihres früh verstorbenen Sohns entgegen.

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