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„Intensivstation Kino“ - Auftaktkonferenz zur „Woche der Kritik 2019“

Ein Beitrag von Joachim Kurz

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Woche der Kritik

04.01.2019 — Bereits zum fünften Mal findet in diesem Jahr die Woche der Kritik parallel zur Berlinale statt. Für die Auftaktkonferenz haben sich die Macher etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Mit Christoph Schlingensief als geistigem Paten fragt die Veranstaltung nach dem Subversiven in der Filmkunst und ob man verwirrenden Zeiten wie diesen mit Grübelei, Ernsthaftigkeit und klaren Botschaften begegnen kann oder ob es nicht vielleicht doch auch anders gehen kann. So wie Christoph Schlingensief eben:

Ihm war Verwirrung lieber als Konsens, Reibung mochte er mehr als Erfolg. Filme sollten nicht das Gute bebildern, sondern Bilder für das Böse finden: „Angst und Schrecken zu verbreiten ist eine Hauptaufgabe der Kunst.“ Er, der Apothekersohn wusste: Medizin ist nichts anderes als die richtige Menge Gift. Und so injizierte er Realität in hyperreale Szenarien, ließ Asylanwärter Big Brother und Neonazis Hamlet spielen, verquickte Trash und Pop und Kunst, um neue Räume zu schaffen. Als die Grenzen des braven deutschen Förderkinos für ihn zu eng wurden, sprengte er sie auf, brachte Film ins Theater, Theater auf die Straße und Kunst ins Fernsehen. Spaß sollte es machen, sich zu ekeln, in den Überzeugungen zu schwanken und unsicher zu werden, wo Spiel aufhört und Ernst beginnt. Spaß an der Selbstübertölpelung, dem Moralverlust, der politischen Verwirrung.

In Zusammenarbeit mit der Volksbühne Berlin lädt die Woche der Kritik Gäste aus Film, Theater, Theorie und Lyrik ein, ausgehend von Schlingensiefs Werk über schmutzige Kunst, die Grenzen des Kinos und Spaß im Aktivismus zu debattieren. Unter welchen Vorzeichen kann man ernste Themen auch anders als ernst behandeln? Wie kann das Kino sein Publikum erschüttern und Diskursblasen platzen lassen? Waren Schlingensiefs verwirrende Spiele mit der Realität seiner Zeit voraus oder sind sie heute aus der Zeit gefallen?  

Ihre Teilnahme an der Auftaktveranstatlung zugesagt haben bisher unter anderem der Regisseur Milo Rau, die Lyrikerin Monika Rinck, der Filmemacher Andrew Kötting, die Intendantin Amelie Deuflhard, der Kunsthistoriker Philip Ursprung und die Schauspielerin Susanne Bredehöft.

Die 5. Woche der Kritik findet vom 6. bis 14. Februar 2019 statt. Die Konferenz findet in der Volksbühne Berlin statt. Das Filmprogramm beginnt am Donnerstag, 7. Februar im Hackesche Höfe Kino. Weitere Einzelheiten zur Konferenz und zum Programm finden sich auf der Homepage der Woche der Kritik.

 

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