Verdient für den besten nicht-englischsprachigen Film ist bei den diesjährigen Oscars Santiago Mitres Argentinien, 1985 nominiert — ein Film, der hierzulande leider ziemlich untergegangen ist, weil ihn Amazon Prime eingekauft und direkt im tiefen Streaming-Meer versenkt hat. Ein Blick aber lohnt sich, und das nicht nur für Fans von Gerichts-Thrillern. Basierend auf wahren Tatsachen erzählt Mitre den Prozess gegen die Verantwortlichen der argentinischen Militärjunta nach. Im Mittelpunkt: der Staatsanwalt Julio Strassera (Ricardo Darin), der in einem gespaltenen Land lebt, dessen eine Hälfte die Verurteilung, die andere die Rückkehr der Junta zur Macht wünscht.

Weil die Demokratie noch brüchig und das System befangen ist, stellt Strassera ein Team aus jungen Anwält*innen auf, die nur wenige Monate haben, um die Anklage vorzubereiten, vor allem Zeug*innen zu suchen, die aussagen wollen. In der Verhandlung selbst tut Mitre dann das einzig Richtige: Er lässt die Opfer ausführlich zu Wort kommen und sorgt allein damit für schiere Fassungslosigkeit. Gekrönt von einer markerschütternden Rede Strasseras, die deutlich macht, wie wichtig es ist, Demokratie, Moral und Menschenrechte zu verteidigen. Eine Tatsache, die ja vielerorts tragischerweise in Vergessenheit zu geraten droht.