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Trailer des Tages

Knox Goes Away

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Knox Goes Away (2023) - Trailer (englisch)
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Warum ist die Figur des Auftragskillers eigentlich so faszinieren? Man muss gar nicht tief in die Filmgeschichte eintauchen, um sofort auf ikonische Charaktere zu kommen: Es sind die großen Außenseiter, die sich in den Zwischenzonen der Gesellschaft bewegen müssen, damit sie ihren „Beruf“ nachgehen können. Alain Delon in Jean-Pierre Melvilles Meisterwerk Der eiskalte Engel (Le Samurai), diese wortkarge Kälte bei gleichzeitiger Wahrung von Form und Stil ist die große Referenz: Das Töten wird zum Job, der präzise und mit großer Sorgfalt ausgeübt wird. Von dieser Blaupause ausgehend, lassen sich verschiedene Abzweigungen nehmen: von der Charakterstudie, wie es kürzlich David Fincher mit The Killer versucht hat, ist es ein kurzer Weg zum Actionfilm. Andere, wie die Coen-Brüder in No Country for Old Men, werfen die Figur des Killers als geheimnisvolles Störelement in eine Geschichte, die immer zur Hauptfigur wird: Die schillernde Diabolik von Javier Bardem ist bis heute ein Ereignis. Wie genau das Ende dieses Post-Westerns zu deuten ist, eben diese Frage, führt tief in die Leere der Figuren, die wir als Zuschauer ergründen sollen.

Michael Keaton spielt nun in seinem Film Knox Goes Away einen Auftragskiller, der an einer seltenen Form von Demenz leidet: Er wird alles und letztlich sich selbst vergessen. Seinen Beruf kann er auf diese Weise eigentlich nicht mehr ausüben. Und doch wird darüber auch so viel über das Geschäft des Tötens erzählt: Was muss man dabei alles vergessen? Mit den letzten Zuckungen des Gedächtnisses muss eben dieser Knox seinem entfremdeten Sohn beispringen, der im Affekt einen Mann getötet hat. Die Spuren müssen beseitigt werden, die Welt muss vergessen: Der Tatort soll wieder Ort werden. 

Bereits die Grundprämisse ist genial. Und dann sieht das ganze auch noch so gut aus. Al Pacino darf zudem auch mitmischen, ohne dabei wie ein Abziehbild seiner selbst zu wirken. Große, große Vorfreude breitet sich aus – anders kann man es nicht sagen.    

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