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Streaming-Tipp des Tages: City of God

Ein Beitrag von Christian Neffe

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City of God - Trailer

Mit seinem jüngsten Film, der Netflix-exklusiven Produktion Die zwei Päpste, konnte Regisseur Fernando Merelles immerhin drei Oscar-Nominierungen abstauben — auch wenn das filmisches Gesamterlebnis recht inkonsistent war. Dass es der Brasilianer mal besser konnte (und dabei sogar vier Nominierungen erhielt), zeigt sein 2002 erschienenes Coming-of-Age-Meisterwerk City of God. Der begleitet den jungen Buscapé durch seine Jugend in den Favelas von Rio de Janeiro. Dort gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, um der Armut zu entkommen: Sport und Kriminalität.

Buscapé wählt einen anderen Weg: Er will Fotograf werden. So fungiert er innerhalb der Geschichte sowohl als Protagonist als auch als Erzähler, der das Geschehen um sich herum mit seiner Kamera und seinem Verstand festhält. Währenddessen schwingt sich der noch jüngere Locke mit aller Macht und Gewalt zum Boss des Drogenhandels in der Stadt auf. City of God ist dynamisch und mit viel Kreativität inszeniert, fängt das Leben in Rio mit seinen hellen und dunklen Seiten ein — die Liebe, die Gewalt, die Armut, die tiefen Freundschaften - und beweist dabei ein scharfes Gespür für moralische Ambivalenzen, ebenso wie für dramaturgische Spitzen. Die jungen Laiendarsteller sorgen für umso mehr Authentizität. Ein Film, der wie kaum ein anderes Coming-of-Age-Drama unter die Haut geht und die oftmals kitschigen Genre-Ergüsse aus Hollywood wie kalten Kaffee wirken lässt.

City of God ist in der Flatrate von Amazon Prime Video enthalten und kann bei allen gängigen Video-on-Demand-Anbietern geliehen werden.

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