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Filme, die Menschen mit Behinderungen in den Mittelpunkt stellen

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Filmstill von Glück auf einer Skala von 1 bis 10
Glück auf einer Skala von 1 bis 10 von Bernard Campan / Alexandre Jollien

Auch wenn Menschen mit Behinderungen in vielen Lebensbereichen aktiv am Alltag teilnehmen, spielt das Thema Inklusion weiterhin eine große Rolle. Es besteht Luft nach oben – in vielen Bereichen ist Inklusion nicht so, wie sie sein sollte und oft haben behinderte Menschen mit Hürden zu kämpfen, die sich Menschen ohne Behinderung nicht vorstellen können. 

Umso wichtiger ist es, dass viele Filme dieses Thema aufgreifen und Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt stellen. So können sich Zuschauer:innen ein besseres Bild machen und verstehen, wie diese Menschen leben, was sie sich wünschen und welche Bedürfnisse sie haben. Filme, die die Macht haben, etwas zu verändern und aktiv dazu beizutragen, Menschen mit Behinderung in den Alltag und das tägliche Leben zu integrieren, ohne sie mitleidig zu behandeln oder mit Samthandschuhen anzufassen. 

Bevor nun auf diese Filme im Einzelnen eingegangen wird, ist es sinnvoll, vorab darauf hinzuweisen, dass ein betreffender Film auch wirklich gut gesehen werden kann. Dazu gehört unter Umständen eine Brille. Kompetente Augenärzte stellen fest, inwiefern möglicherweise eine Sehschwäche vorliegt. Durch Verschreibung einer entsprechenden Sehhilfe kann sichergestellt werden, dass der Film wirklich in vollen Zügen genossen werden kann. 

Das sollte bei diesen Filmen bedacht werden 

Für Zuschauer:innen ist es wichtig, zu wissen, dass Filme über Behinderung oft kontrovers beurteilt werden. Gründe dafür können zum Beispiel sein: 
•    nicht selten erfolgt die Darstellung der Menschen mit Behinderungen nicht realistisch
•    oft kommt es vor, dass betroffene Menschen auf ihre Behinderung reduziert werden.
•    häufig übernehmen Schauspieler, die keine Behinderung haben, die Rolle des behinderten Protagonisten.

Allerdings sollten diese Punkte nicht zwingend der Grund dafür sein, dass diese Filme nicht angeschaut werden sollten. Stattdessen gibt es einige Produktionen, die sehr sehenswert sind und tief in das Thema der Behinderung eintauchen und somit vielen Menschen die Augen öffnen und sie zum Nachdenken anregen können. 

Unsere Auswahl

Coda
Der erste Film, der äußerst sehenswert ist, trägt den Titel „Coda“. Dabei steht „Coda“ für den Ausdruck „Children of deaf adults“ (Kinder von gehörlosen Eltern). Zwar hat die Protagonistin dieses Films, die 17-jährige Ruby, keine Behinderung, doch sie ist das einzige hörende Kind in ihrer gehörlosen Familie. Ihre Familie betreibt ein Fischereigeschäft, das in finanzielle Not gerät, die nach und nach immer größer wird. Gleichzeitig wird beim Chor, bei dem Ruby mitmacht, ihr großes Talent für das Singen entdeckt. 

Glück auf einer Skala von 1 bis 10 
Ein weiterer Film, der Behinderung gekonnt in den Mittelpunkt stellt, ist „Glück auf einer Skala von 1 bis 10“. In diesem geht es um die wundervolle, gleichermaßen ungewöhnliche Freundschaft zwischen Igor und Louis. Igor ist körperlich behindert und arbeitet als Fahrradkurier, der Biogemüse ausliefert. Louis hingegen ist Bestattungsunternehmer. Während Igor seiner täglichen Arbeit nachgeht, fährt Louis ihn aus Versehen an. Auf einer gemeinsamen Reise im Anschluss an den Unfall lernen sie sich besser kennen und verstehen, wie viel beide voneinander noch lernen können. 

37 Seconds 
Menschen mit Behinderungen leben überall auf der Welt. Umso spannender ist es zu erfahren, wie einzelne Länder mit diesem Thema umgehen. „37 Seconds“ ist sehenswert, weil er die 23-jährige Yuma Takada, eine junge Frau in Japan, in den Mittelpunkt stellt. Yuma hat eine infantile Zerebralparese und ist gleichzeitig eine talentierte Zeichnerin, die Mangas realisiert. Trotz ihrer Behinderung möchte Yuma ein unabhängiges Leben führen. Mit diesem Wunsch nach Freiheit begibt sie sich auf eine persönliche Reise, die die Zuschauer emotional mitnimmt. 

Don´t worry, Weglaufen geht nicht
Es ist schwer, den Alltag mit einer Behinderung zu bewältigen, die man von Geburt an hat. Doch sehr schwer ist es auch, erst im Laufe seines Lebens nicht mehr so leben zu können, wie man es zuvor gewohnt war. Dies zeigt „Don’t worry, Weglaufen geht nicht“. Der Film zeigt das Leben von John Callahan und startet damit, dass der Cartoonist, der alkoholsüchtig ist, mit 21 Jahren einen Autounfall hat. Zwar überlebt er den Unfall, allerdings querschnittgelähmt. Behindert und alkoholkrank – eine Kombination, die Callahan schnell in eine Depression drängt, die er aber dank der Hilfe einer Selbsthilfegruppe schließlich überwindet. 

Ziemlich beste Freunde 
Ein Film, der Behinderung nicht nur humorvoll behandelt, sondern mit weiteren wichtigen Inhalten kombiniert, ist der französische Beitrag „Ziemlich beste Freunde“. Viele Menschen sehen in diesem einen Klassiker zum Thema Behinderung. Es geht um die außergewöhnliche Freundschaft, die zwischen Philippe und Driss entsteht. Philippe ist Millionär, der querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt. Driss hingegen, ein Einwanderer, wohnt am Rande der Stadt und wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen. Normalerweise würden die beiden Männer nichts miteinander zu tun haben — doch als Philippe auf der Suche nach einem persönlichen Assistenten ist, meldet sich Driss. Die beiden Männer, die augenscheinlich aus vollkommen unterschiedlichen Welten kommen, sorgen für viele lustige Momente, emotionale Szenen und wertvolle Botschaften. 

Die Entdeckung der Unendlichkeit
Wenn man an berühmte Menschen mit Behinderung denkt, taucht vor allem ein berühmter Astrophysiker vor dem inneren Auge auf – die Rede ist vom 2018 verstorbenen Stephen Hawking, der durch seine fortschreitende Krankheit (Amyotrophe Lateralsklerose – ALS) an den Rollstuhl gebunden war, sich kaum bewegen und auch nicht sprechen konnte. Der Beitrag nimmt einem mit auf die Reise durch das ungewöhnliche Leben dieses besonderen Menschen. Zuschauer:innen erfahren nicht über Stephen Hawkings Leben als Erwachsener, sondern sie bekommen auch einen Einblick über seine Kindheit und seine Jugend. Was besonders wertvoll ist, ist die Tatsache, dass seine Behinderung knallhart ehrlich dargestellt wird –u.a. wird auf Hawkings Beziehung zu seiner ersten Frau Jane eingegangen, in der auch Konflikte und persönliche Herausforderungen und Schwierigkeiten eine zentrale Rolle spielen. Es wird klar, wie sehr seine Behinderung Hawking zu schaffen machte. 

Schmetterling und Taucherglocke
Wie sehr man eigenen Träumen nachhängen kann, zeigt dieser besondere französische Film, bei dem es sich um eine Verfilmung eines Romans handelt, der wahre Geschehnisse erzählt. Protagonist Jean Dominique wird Opfer eines äußerst seltenen neurologischen Schicksals, das ihn an den Rollstuhl fesselt. Die Diagnose „Locked-in-Syndrom“ bedeutet, sein Leben komplett ändern zu müssen. Denn diese Krankheit ist eine Störung, die dazu führt, dass der gesamte Körper gelähmt ist – mit Ausnahme der Augenlider, die weiterhin bewegt werden können. Trotz dieser enormen Einschränkung gelingt Jean Dominique das Schreiben eines Romans. Ein Film als beeindruckende Reise zu sich selbst. 

Ich bin Sam 
Ein ergreifend-emotionaler Film ist „Ich bin Sam“, der von dem geistig zurückgebliebenen Sam erzählt. Sam hat eine kurze Affäre mit einer Frau, bei der er diese schwängert — und zieht anschließend seine daraus entstandene Tochter Lucy alleine auf. Dabei erhält er die Unterstützung seines Freundeskreises, so dass Lucy liebevoll aufwächst. Doch als Lucy sieben Jahre alt wird, schaltet sich das Jugendamt ein. Denn mit dem Erreichen dieses Alters befindet sich Lucy nun auf derselben mentalen Reife wie ihr Vater Sam. Das Jugendamt möchte Sam seine Tochter wegnehmen, doch dieser lässt sich das nicht gefallen, versetzt Berge für seine Tochter und startet einen großen Kampf gegen die Bürokratie. 
 

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