Filmfestivals sind eine Welt für sich. Für die Kinokultur sind sie von unschätzbarer Wichtigkeit, weil sie einen Raum eröffnen, um Filmen völlig direkt begegnen zu können. Noch wurde kein Wort geschrieben, kaum etwas ist über einen Film bekannt und dann wird man plötzlich mitgerissen und in eine andere Welt entführt – das ist Kino in Reinform. Nicht immer kommen diese beeindruckenden Festivalfilme am Ende ins Kino. Oftmals sind es aber genau diese kleinen Filme, die das Kino so dringend nötig hätte, damit es nicht zu einer Abspielfläche für Events verkommt. Zero Fucks Given ist ein solcher Film, der unscheinbar wirken mag und im Nachklang der Bilder eine ungemeine Größe erreicht.

Zero Fucks Given handelt von Cassandra (Adèle Exarchopoulos), die als Stewardess für eine Billigairline arbeitet. Dort oben in den Lüften soll sie Verkaufsquoten erfüllen, Parfum oder Ringe an Frau und Mann bringen. Ständig ist sie auf dem Sprung, sieht die schönsten Orte der Welt, die sie aber auch nur eilig durchstreift. Cassandra ist rastlos, der Beruf eine Flucht vor der Trauer um den Tod der Mutter. Zwischen Tinder-Dates und Partys beginnt sie zunehmend dem Alkohol zu verfallen. Der Nervenkitzel des Reisens ist zum Zwang geworden. Schließlich wird sie entlassen und muss zu ihrer Familie zurückkehren. 

Nicht alles an diesem Film mag gelungen sein. Insbesondere das letzte Drittel ist sehr klassisch erzählt. Dafür darf man die erste Hälfte in eine Welt eintauchen, von der bislang kaum erzählt wurde. Adèle Exarchopoulos ist dabei das große Ereignis: Wie sie zwischen einsamer Verzweiflung und wütendem Aufbegehren changiert, ist von einnehmender Verletzlichkeit.

Zero Fucks Given kann bei Kino On Demand und allen gängigen Streamingportalen entliehen werden.