In der ARTE-Mediathek findet sich derzeit eine Perle für Fans des asiatischen Gangsterfilms. Zenong Zhou (Hu Ge) hat sich mit den Falschen angelegt und muss nun sowohl vor der Polizei als auch vor den Mitgliedern seiner ehemaligen Gang flüchten. Die Kreise der Gewalt ziehen sich immer enger. Seine einzige Verbündete scheint die Prostituierte Zenong Zhou (Lun-Mei Kwei) zu sein, die jedoch so unergründlich und mysteriös ist, dass man ihr kaum trauen mag.

Diao Yinans Der See der wilden Gänse ist kein beschauliches Erzählkino. In seiner Kritik zum Kinostart bringt Lucas Barwenczik dies auf eine schöne Formulierung: Der Film sei wie ein Reißschwenk zwischen zwei Extremen. Alles verwischt hier zu einer Intensität. Diese Welt wird uns nicht erzählt, sie ist als Atmosphäre und visueller Eindruck komponiert. Darauf muss man sich einlassen. Die Orte spielen eine Rolle, gerade indem sie vorbeihuschen. Unzählige Figuren tauchen auf und treten mal mehr oder weniger lebendig wieder ab. So muss es sich anfühlen, wenn man in einem Moloch zwischen die Fronten gerät: Ein einziger Rausch aus Eindrücken. 

Lucas Barwenczik schreibt: „Im englischen Sprachraum meint „wild goose chase“ die Suche nach etwas Unerreichbarem. Manchmal glaubt man bei diesem Erlebnis zu einer größeren Wahrheit vorzudringen, nur um doch wieder auf Neonlicht und Nebel zu beißen. Es will sich nicht fügen, will kein Ganzes ergeben, sondern nur tausend Splitter. Und so steigen nach und nach in der Erinnerung die besonders Schönen nach oben, an die Oberfläche, wo der Zuschauer sitzt, beobachtet und sich seine eigene Erfahrung sammelt aus allem, was diesem tiefen schwarzen See entspringt.“

Schöner kann man die Form dieses Films eigentlich nicht beschreiben. Der See der wilden Gänse ist ein verführerischer Rausch von einem Neon-Noir-Ritt und derzeit in der ARTE-Mediathek abrufbar. 

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