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Trash-Perle: Road House (1989)

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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Patrick Swayze in „Road House"
Patrick Swayze in „Road House"

Eigentlich bin ich sehr bewandert auf dem Feld sogenannter So-bad-they’re-good-Filme. Allerdings brauchte es einen traurigen Anlass, damit ich mir endlich die Trash-Perle Road House (1989) ansah: Am 23. August ist Terry Funk gestorben, einer der besten Wrestler aller Zeiten, dessen Karriere im Ring mehr als fünf Dekaden umspannte. Neben der Showkampf-Laufbahn hatte er auch eine kleine Karriere als Nebendarsteller in Filmen. In Over the Top (1987) und Paradise Alley (1978) spielte er an der Seite von Sylvester Stallone, mit dem ihn auch eine Freundschaft verband. Das größte Juwel auf der Liste ist aber zweifellos Road House mit Achtzigerjahre-Sexsymbol Patrick Swayze.

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Dieser Film behandelt den Job des Türstehers, als wäre es Spionage oder Auftragsmord. Zu Beginn reist der Inhaber einer Kneipe durchs halbe Land, um Swayzes Figur Dalton einen Job anzubieten. Er brauche den Besten, sagt er, und er werde jedes Gehalt zahlen. „Cooler“ wird die Position des Chef-Rausschmeißers auch genannt. Klingt cool. Cooler Dalton bekommt dann in der Tat einen schwierigen Job zu bewältigen, sodass es erstmal einige sehr unterhaltsame Massenprügeleien mit umherfliegenden Bierflaschen zu beobachten gibt, während derer die Live-Band selbstverständlich weiterspielt, als wäre nichts. Im Filmverlauf stellt sich heraus, dass Dalton sich durch seinen neuen Job nicht nur mit der Stammkundschaft, sondern auch mit einem zwielichtigen Geschäftsmann angelegt hat, der die gesamte Wirtschaft der Stadt unter seine Kontrolle bringen will. Dabei hat Gegenspieler Wesley (Ben Gazzara) wenig bürokratische Methoden, walzt etwa ein konkurrierendes Unternehmen einfach mit einem Monstertruck platt.

Die Prämisse allein wäre schon originell, aber es ist die Inszenierung, die Road House mehrere Nominierungen für die Goldene Himbeere eingebracht hat, die oft geschmacksverwirrt und dadurch inzwischen mehr Qualitätssiegel als Schmähpreis ist. So verhält es sich ja mit allen vermeintlichen Negativkanons, auch etwa dem umstrittenen Begriff „Trash“: Ein Kanon ist ein Kanon und hilft im Endeffekt den Filmen, ihr Publikum zu finden, in diesem Fall ein Publikum, das Kino abseits des Mainstreams oder abseits althergebrachter Qualitätskriterien sehen möchte, das vielleicht auch künstlerisches Scheitern sympathisch oder faszinierend findet – das bedeutet nicht zwangsläufig einen abwertenden Blick.

Partner: Swayze und Sam Elliott

Aber zurück zu Road House: Patrick Swayzes Figur ist zweischneidig. Zum einen ist er gewohnt wortkarg-verführerisch und hält mehrfach seinen nackten Arsch in die Kamera, zum anderen verfügt er aber auch über die Fähigkeit, Leuten mit bloßer Hand die Kehle aus dem Kopf zu reißen. Diese Abgründe zu sehen, schreckt seinen Love Interest, eine Ärztin, flapsig genannt „Doc“ (Kelly Lynch), dann zeitweise ab. Die Szene, in der die beiden sich kennenlernen, ist großartiger Quatsch: Erst lehnt Dalton mit den Worten „Pain don’t hurt“ eine lokale Betäubung ab, dann erzählt er aber von seinem Philosophiestudium. Die zitierwürdigen Dialogzeilen in diesem Film passen auf keine Kuhhaut.

Die erste Hälfte ist ein Kneipenwestern, die zweite dreht schlicht komplett am Rad – dann tauchen die Monstertrucks auf, aber auch ein grauhaariger Sam Elliott, der Swayzes schnoddriger Action-Sidekick wird. Ein Film, den man in einer Kneipe zeigen müsste – vielleicht als Double Feature mit Cocktail (1988). Das wäre eine wilde Nacht.

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