The Silent Twins greift die mysteriöse und bis heute faszinierende Geschichte der Zwillingsschwestern June und Jennifer Gibbons auf, die sich in den 70ern und bis hinein in die 80er in England zugetragen hat: Die beiden Mädchen entwickelten auch aufgrund von Ausgrenzungen, Rassismus und Sexismus eine sehr enge Bindung. Beide sprachen kein Wort mit ihren Mitmenschen, entwickelten eine Geheimsprache, mit deren Hilfe sie untereinander kommunizieren konnten. Ihr Umfeld verstörten die Mädchen durch sehr rätselhaftes Verhalten, bewegten sich oftmals synchron. Nach mehreren kriminellen Delikten wurden sie in einem Gefängnis untergebracht und eigentlich ihr gesamtes Leben waren sie in psychiatrischer Behandlung. Erst als Jennifer Selbstmord beging, konnte June ein normales Leben führen: Sie hatten wohl einen Pakt geschlossen. Was den Fall zudem so interessant macht: Die Mädchen haben Kurzgeschichten und Romane geschrieben, die einen Einblick in ihre Gedankenwelt ermöglichen.

Diese Geschichte ist natürlich wie gemacht für einen Film. Bereits der Trailer wechselt die Genre-Register, mäandert zwischen Horror-Drama, Coming-of-Age und poetischem Kunstfilm. Betörend und mysteriös; mit diesem Begriffspaar lässt sich The Silent Twins von Agnieszka Smoczynska bislang wohl am besten fassen. Auf jeden Fall ist das titelgebende Schweigen auch als ein Rückzug in die eigene, private Welt zu verstehen, den die Zwillinge hier als Ausdruck exerzieren; eine ungemein starke Metapher für einen Kampf um Anerkennung. Unsere eigene innere Welt kann manchmal so kompliziert sein. Die soziale Druckkammer so ungemein brutal und verletzend.