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Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Marketa Lazarová

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Marketa Lazarová - Trailer (OmdtU)

In einer Umfrage unter tschechischen Kritikern wurde 1998 ein Werk zum besten tschechischen Film aller Zeiten gewählt, das kaum jemand gesehen hat. Obwohl ein Autor vom A.V. Club es beschreibt als „Game of Thrones, angereichert um Ingmar Bergman und Alejandro Jodorowsky“, was vielversprechender wohl kaum klingen könnte.

Marketa Lazarová (1967) ist die Geschichte einer Fehde zwischen zwei Familien: deutschen Nobelmännern und tschechischen Banditen. Die Kaufmannstochter Marketa (Magda Vášáryová) gerät zwischen die Fronten, als sie — eigentlich dem Kloster versprochen - vom Tschechen Mikolás Kozlík (František Velecký) entführt und vergewaltigt wird. Aber es ist zweitrangig, in dem über dreistündigen Epos dieser Handlung zu folgen: Denn František Vláčils Beitrag zur tschechischen Neuen Welle ist vielmehr so etwas wie ein filmisches Gedicht, das mit experimentellen Stilmitteln spielt und für dessen monumentalen Dreh (er dauerte 548 Tage) Vláčil seine Schauspieler anwies zu leben wie im 13. Jahrhundert. Die Faustregel, ein Historienfilm sage stets mehr über seine Entstehungszeit aus als über seine dargestellte Zeit, gilt hier nur bedingt. Man glaubt das alles erst, wenn man es selbst gesehen hat.

Marketa Lazarová ist im Augenblick auf der Streamingplattform Mubi verfügbar.

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