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Kinozeit auf kino-zeit - Teil 2: Das "DRIVE IN Autokino Frankfurt Gravenbruch"

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

In den folgenden zwei Szenarien kann die Freude am Kinobesuch deutlich getrübt werden. Erstens: Man möchte sich ganz und gar auf einen Film konzentrieren – doch vor, hinter oder neben einem wird unentwegt gequatscht, gelacht, geraschelt, geknabbert und/oder geräuschvoll geknutscht.

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Ein altes Autokino in Kalifornien
Ein altes Autokino in Kalifornien

Oder zweitens: Man möchte selbst ganz gerne quatschen, lachen, rascheln, knabbern und/oder geräuschvoll knutschen, wird aber von der strengen Cineastin beziehungsweise dem strengen Cineasten vor, hinter oder neben einem derart böse angefunkelt, dass einem der Spaß daran alsbald vergeht. Für beide Fälle gibt es eine einfache, altbewährte Lösung: nämlich das Autokino.

In der Privatsphäre des eigenen Wagens kann man genau das tun, was einem beliebt: Man kann in aller Stille durch die Windschutzscheibe auf die große Leinwand blicken und dem filmischen Geschehen aufmerksam folgen – oder man kann nach Herzenslust im Inneren seines Automobils Lärm machen beziehungsweise sich seinem significant other zuwenden (nicht umsonst wird die letzte Parkreihe in Autokinos auch love lane genannt).

1933 wurde in den USA das weltweit erste Autokino eröffnet: Das „Camden Drive-In Theatre“ verfügte über 335 Fahrzeugplätze, musste allerdings wenige Jahre später schon wieder schließen, da der Ton aus den großen Lautsprechern die Nachbarschaft störte. Anfang der 1940er Jahre gab es in den Vereinigten Staaten jedoch bereits etwa 100 Autokinos (mit kleineren Lautsprechern); in den 1950er und 1960er Jahren waren es mehr als 4000. Insbesondere bei Familien und Teenager-Pärchen erfreuten sich die Drive-in-Lichtspielhäuser enormer Beliebtheit.

Das „DRIVE IN Autokino Frankfurt Gravenbruch“ – das älteste Autokino Europas – nahm seinen Betrieb am 31. März 1960 auf; etwa 1000 Besucher kamen in ihren Pkws herbeigefahren, um für zwei Mark und 75 Pfennig das US-Musical Der König und ich mit Yul Brynner und Deborah Kerr zu sehen. Während es zu Beginn der 1970er Jahre hierzulande etwa 40 Autokinos gab, sind es heute deutlich weniger – es gibt aber immer noch eine feste Anhängerschaft.

Im „DRIVE IN Autokino Frankfurt Gravenbruch“ werden zwei Bildwände bespielt: Die große misst in der Höhe 15 Meter, in der Breite 36 Meter – die kleinere ist zehn Meter hoch und 24 Meter breit. Vor der Bildwand 1 können bis zu 600 Pkws ihren Platz finden, vor der zweiten bis zu 250. Um die Bilder, die auf die 540 beziehungsweise 240 Quadratmeter große Leinwand projiziert werden, in vollem Umfang erfassen zu können, muss man sein Gefährt mit der Vorderachse auf einer Bodenwelle platzieren, sodass das Fahrzeug vorn leicht erhöht steht. Der Filmton wird heutzutage über eine UKW-Frequenz übertragen und kann im Autoradio angehört werden. Ist das eigene Autoradio defekt, kann man ein tragbares Radio mitbringen oder gegen Pfand ein solches leihen.

An der „DRIVE IN“-Snackbar werden neben der üblichen Kino-Kost (Popcorn, Süßwaren. Eis, Softdrinks) auch Hamburger, Cheeseburger, Hot Dogs, Bratwürste und Pommes frites angeboten.

Vorstellungen finden im „DRIVE IN“ auch bei schlechtem Wetter statt. Falls extrem starker Nebel oder Schneefall den Abbruch einer Filmvorführung erforderlich machen, werden sogenannte „Nebelkarten“ ausgegeben, die einen erneuten, freien Eintritt gewährleisten. Bei Kälte können Heizlüfter mit Thermostat gegen Hinterlegung eines Pfandes ausgeliehen werden.

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