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Regisseur Roland Joffé konfrontiert einen Versöhner mit einem uneinsichtigen Mörder. Forest Whitaker und Eric Bana überzeugen in diesem Drama über die Nachwehen der Apartheid.

The Forgiven - Ohne Vergebung gibt es keine Zukunft (2017)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Knastgespräche

Roland Joffé, Jahrgang 1945, blickt auf eine lange und abwechslungsreiche Karriere zurück. Auf Produzentenseite überschattet der Megaflop „Super Mario Bros.“ (1993) viel Gutes. Als Regisseur stechen aus einer Reihe mediokrer Filme Joffés historisch-politische Dramen hervor, etwa „The Killing Fields“ (1984), „Mission“ (1986) oder „Vatel“ (2000). Der gebürtige Engländer nahm sich aber auch schon der Armut in Indien („Stadt der Freude“) und dem Spanischen Bürgerkrieg („Glaube, Blut und Vaterland“) an. Dieses Mal erzählt er von Südafrika und von den Nachwehen der Apartheid. Der bereits 2017 entstandene Film erscheint im Frühjahr 2021 in Deutschland, allerdings nur fürs Heimkino.

Im Zentrum steht kein Geringerer als Desmond Tutu. Der Geistliche war von 1986 bis 1996 Erzbischof von Kapstadt und bereits 1984 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Als die Handlung einsetzt, steht er der Wahrheits- und Versöhnungskommission vor, die die Verbrechen während des Apartheid-Regimes aufarbeitet. Oscarpreisträger Forest Whitaker (Der letzte König von Schottland) spielt den Gottesmann mit falscher Nase und vornehmer Zurückhaltung. Jedes Wort aus Tutus Mund ist wohl überlegt.

Joffé inszeniert Tutu im Privaten wie im Beruflichen als ruhigen Mann mit Sinn für Humor. Ein Zuhörer und Tröster, der nie die Contenance verliert. Im Zusammenspiel mit den Angehörigen der Opfer des Regimes hätte daraus ein tiefgründiges Drama über Trauerarbeit, Aufklärung und Versöhnung werden können. Doch das war dem Regisseur womöglich zu langweilig. Joffé peppt seinen Film mit einem Bösewicht auf und verschiebt seinen Fokus von den Opfern auf einen Täter.

Dem besonnenen Versöhner stellt das von Joffé und seinem Co-Autor Michael Ashton verfasste Drehbuch einen brutalen Mörder gegenüber. Reue zeigt der von Eric Bana gespielte Piet Blomfeld lange Zeit keine. Ganz im Gegenteil. Mit einem eloquenten Schreiben voll literarischer Zitate lockt er Tutu ins Gefängnis, um ihm im Zwiegespräch seine rassistische Weltanschauung darzulegen. Bevor es zur Einsicht, Umkehr und Versöhnung kommen kann, erliegt der Film erst einmal der Faszination des Bösen. Denn dieser Piet Blomfeld ist kein dummer Mann, sondern ein raffinierter Manipulator.

Mit Banas Figur taucht der Film in ein weiteres Soziotop ein. Die Welt draußen, in der Tutu zwischen seinem Privatleben und der Kommission navigiert, steht auf der einen Seite, auf der anderen steht eine Welt zwischen meterhohen Mauern mit ihren eigenen Regeln. In diesem Nebenstrang gerät das Versöhnungs- zum Gefängnisdrama. Die Verbrechen der Apartheid rutschen immer weiter aus dem Blickfeld. Und je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr wird der Film zu einem reinen Schaulaufen für die Schauspieler, desto mehr werden ihre Wortwechsel zu Höhepunkten, denen das Publikum entgegenfiebert.

Dass der Film trotz all dieser Schwächen funktioniert, liegt an den zwei Hauptdarstellern. Forest Whitaker nimmt man den Erzbischof ebenso ab, wie Eric Bana einen gleichermaßen überzeugten wie überzeugenden Rassisten gibt. Der von ihm gespielte Mörder zählt bis dato zu seinen stärksten Leistungen. Was indessen irritiert, ist der Umstand, dass Banas Figur eigens für den Film erdacht wurde. Zwar mögen in ihr verschiedene historisch verbürgte Personen zu einer einzigen verschmelzen, am Ende des Films drängen sich jedoch zwei Fragen auf: Hätte es dieser Konstruktion überhaupt bedurft, um von der Arbeit der Wahrheits- und Versöhnungskommission zu erzählen? Und kommt der Mörder dabei nicht zu gut weg?

The Forgiven - Ohne Vergebung gibt es keine Zukunft (2017)

Der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu leitet nach dem Ende der Apartheid die Wahrheits- und Versöhnungskommission des Landes. In dieser Funktion wird er vom berüchtigten Mörder Piet Blomfeld zu sich gerufen, der in einem Hochsicherheitsgefängnis einsitzt und auf Gnade hofft. Der Bischof lässt sich im Inneren des von brutalen Sträflingen bevölkerten Gefängnisses in eine gefährliche Auseinandersetzung mit dem gerissenen Kriminellen hineinziehen, die sein Leben für immer verändern wird.

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Meinungen

Lars · 08.04.2021

Der Film ist heute angekommen.

Vielen Dank.