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Wenn in den USA Waldbrände wüten, rücken die sogenannten Hotshots aus, Elitefeuerwehreinheiten, die an vorderster Front gegen die Flammen kämpfen. In seinem Tatsachendrama wirft Joseph Kosinski einen Blick auf ihre gefährliche Arbeit.

No Way Out - Gegen die Flammen (2017)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Das Feuer vor Augen

Der englische Originaltitel „Only the Brave“ lässt Ärgerliches befürchten, da er eine überzogen pathetische Faktenaufarbeitung à la Hollywood nahelegt. Tatsächlich schlägt Filmemacher Joseph Kosinski (Oblivion) in seiner Rekonstruktion eines verheerenden Waldbrandes in Arizona allerdings verhältnismäßig nuancierte Töne an.

An die Stelle ausufernder Effektkaskaden, wie sie sein Kollege Peter Berg im Ölbohrdrama Deepwater Horizon entfachte, tritt ein ehrliches Interesse für die im Zentrum stehenden Figuren und ihr schweißtreibendes, gefährliches Wirken. Ab und an greift No Way Out – Gegen die Flammen ebenfalls auf feierliche Gesten zurück. Unter dem Strich hebt sich Kosinskis dritter Spielfilm aber spürbar ab von vielen anderen US-Werken, die eine reale Katastrophe bebildern.

Der erfahrene Feuerwehrmann Eric Marsh (Josh Brolin) lebt für seine Arbeit und setzt alles daran, das ihm unterstellte Team zu einer Hotshot-Crew auszubilden. Dabei handelt es sich um spezielle Einheiten, die an vorderster Front gegen Wald- und Flurbrände kämpfen, indem sie etwa per Hand Schneisen anlegen. Mit der Zustimmung des örtlichen Feuerwehrchefs Duane Steinbrink (wunderbar knautschig: Jeff Bridges) nimmt Marsh den drogenabhängigen Brendon McDonough (Miles Teller) in seine Truppe auf und schafft es nach einigen Startschwierigkeiten, dem jungen Mann eine neue Perspektive zu geben. Als das harte Training mit der offiziellen Hotshot-Zertifizierung belohnt wird, ist die Freude unter den Feuerwehrmännern groß. Ende Juni 2013 rücken Marsh und Co schließlich zu einem Brand auf dem Yarnell Hill in Arizona aus, der irgendwann dramatische Dimensionen erreicht.

Das folgenschwere Unglück, das in den USA für große Betroffenheit sorgte, kommt erst im letzten Akt zum Tragen und wird von Kosinski zwar packend in Szene gesetzt, mutiert jedoch nicht zu einer selbstgefälligen Actionshow. Schon vorher dominiert ein authentischer Ansatz, der es dem mitteleuropäischen, mit verheerenden Waldbränden nicht sehr vertrauten Zuschauer ermöglicht, die Arbeitsweise einer Hotshot-Crew genauer kennenzulernen. In den Nachrichten sieht man häufig nur Löschflugzeuge, die ihre Ladung über einem Flammenmeer abwerfen. Der Kampf am Boden, in direktem Kontakt mit dem Feuer, ist allerdings ebenso wichtig und wird hier mit der nötigen Sorgfalt geschildert. 

No Way Out – Gegen die Flammen schürt bei der Beschreibung der Feuerwehreinheit einen testosterongeschwängerten Gruppenzusammenhalt, rutscht aber – auch das ist ein Pluspunkt des Films – nicht in plumpe Muster ab. Vielmehr tragen die gut besetzten Schauspieler mit kernig-natürlichen Darbietungen dazu bei, dass man wirklich das Gefühl hat, Menschen aus Fleisch und Blut vor sich zu haben. Marsh, den Josh Brolin als fordernden, väterlichen Anführer überzeugend verkörpert, und seine Leute sind keine aufgeplusterten Helden, sondern harte Arbeiter mit Familien und Sorgen, die jeder nachvollziehen kann. 

Unaufdringlich integrieren die Drehbuchautoren Ken Nolan und Eric Warren Singer die Differenzen zwischen dem Truppenleiter und seiner Ehefrau Amanda (Jennifer Connelly) in die Handlung. Und auch die Entwicklung des Drogenjunkies Brendon erscheint, obschon sie konventionellen Gesetzen folgt, keineswegs gekünstelt. Amüsant und berührend zugleich ist beispielsweise der Moment, in dem der junge Mann zum ersten Mal auf sein Baby aufpassen muss, was ihn sichtlich ins Schwitzen bringt. Private Einblicke wie diese bieten einen schönen Kontrast zur anspruchsvoll-kräftezehrenden Tätigkeit der Hotshot-Crew und fördern beim Publikum die Bereitschaft, mit den Protagonisten mitzufiebern. Dass der Film auf den letzten Metern etwas salbungsvoller wird, lässt sich angesichts der weitgehend interessanten und facettenreichen Nachstellung der realen Ereignisse gut verschmerzen.

No Way Out - Gegen die Flammen (2017)

Alle Menschen sind gleich … aber manche werden Feuerwehrmänner. Only the Brave basiert auf der wahren Geschichte der Granite Mountin Hotshots und erzählt die heroische Geschichte einer Gruppe Feuerwehrmänner, die durch Hoffnung, Willensstärke und Schweiß die Familen ihrer Gemeinschaft beschützen und zu einem Elite-Team der US-amerikanischen Feuerbekämpfung werden. Wenn die meisten von Gefahr davonlaufen, dann laufen diese Männer hinein.

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