Lone Survivor (2013)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Eine (weitestgehend) wahre Geschichte

Der Titel nimmt das Ende vorweg. Für ein amerikanisches Publikum ist das kein Problem, da die Geschichte dieser Operation dort nicht zuletzt wegen Marcus Lutrells Buch weithin bekannt ist. Deutsche Zuschauer hingegen müssen sich gar nicht fragen, ob es mehr als einen Überlebenden gibt und wer es denn sein wird. Einen Mark Wahlberg holt man nicht, um ihn wegsterben zu lassen.

Mehrere Navy Seals werden in Afghanistan abgesetzt, da sie einen hochrangigen Taliban-Offizier ausschalten sollen. Doch die Mission ist zum Scheitern verurteilt. Die Taliban sind viel zu zahlreich und die Seals werden entdeckt. Da die Kommunikation mit der Heimatbasis abgebrochen ist, müssen sich die vier durchschlagen, so gut es geht, während sie unter ständigem Beschuss stehen.

Regisseur Peter Berg las das Buch zu der Zeit, als er Hancock drehte. Er wollte daraus unbedingt einen Film machen, arbeitete für minimale Gage und brachte auch Mark Wahlberg und Taylor Kitsch dazu, ein niedriges Salär zu akzeptieren. Eigentlich sollte Lone Survivor schon vor Battleship entstehen, aber Universal bat um eine Justierung von Bergs Prioritäten. Man erhoffte sich von Battleship mehr. Die Ironie dabei ist, dass Battleship zum Dollargrab wurde, der 40 Millionen US-Dollar teure Lone Survivor aber die Kinokassen klingeln ließ.

Peter Berg war es wichtig, den Stoff nicht durch die Hollywood-Maschinerie zu drehen. Keinesfalls sollte ein heroischer Actionfilm daraus werden. Sein Ziel war es, eine realistische und authentische Darstellung dessen zu zeigen, wie Spezialeinheiten in Feindgebiet operieren. Sicher, kleinere dramatische Freiheiten waren vonnöten – so konnte Marcus Lutrell nicht mehr gehen wie im Film, sondern musste stundenlang kriechen, bis er gefunden wurde. Aber dies sind Elemente, die der Geschichte nicht unbedingt abträglich sind, auch wenn sie zum Teil einer Schwarzweißzeichnung unterliegen. Der finale Angriff auf das Dorf fand so in Wahrheit nie statt, ist aber der Böse-Gut-Formel geschuldet, der sich auch dieser Film nicht ganz entziehen kann.

Die Gefahr der Propaganda ist bei einem Stoff wie diesem immer gegeben. Dass er sich auf eine wahre Geschichte berufen kann hilft, umso mehr, da in der Szene, als die vier Seals einige Schafhirten gefangen nehmen und diskutieren, wie mit ihnen verfahren werden soll, nach der Moral gefragt wird. Hier setzt sich der gute Amerikaner durch. Das Selbstbildnis des Landes, aber auch seiner Einwohner wird in Lone Survivor bestätigt. Nach all den Skandalen ist dieser Film auch so etwas wie Labsal für die verwundete, amerikanische Seele. Das kann und muss sich nicht zwangsläufig auf ein Publikum übertragen, das nicht demselben Kulturkreis entspringt. Aber Lone Survivor funktioniert dennoch, weil er trotz minimaler Charakterisierung und einem an und für sich deprimierenden Ende etwas bieten kann, das die gut 40 Minuten brutaler Auseinandersetzung relativiert: Dass man Hilfe an Orten und von Menschen erfahren kann, wo man es am wenigsten erwartet hätte.

Lone Survivor hätte ein neuer Act of Valor werden können, das völlig undifferenzierte Bejubeln der Streitkräfte. Stattdessen erinnert er an Ridley Scotts Black Hawk Down, dem es auch gelingt, einerseits die Sinnlosigkeit bewaffneter Konflikte zu thematisieren, andererseits in den Mittelpunkt zu rücken, dass Soldaten eine Schar von Brüdern sind, wie es Shakespeare so treffend in „König Heinrich V.“ beschrieb.
 

Lone Survivor (2013)

Der Titel nimmt das Ende vorweg. Für ein amerikanisches Publikum ist das kein Problem, da die Geschichte dieser Operation dort nicht zuletzt wegen Marcus Lutrells Buch weithin bekannt ist. Deutsche Zuschauer hingegen müssen sich gar nicht fragen, ob es mehr als einen Überlebenden gibt und wer es denn sein wird. Einen Mark Wahlberg holt man nicht, um ihn wegsterben zu lassen.

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Meinungen

D. Dog · 24.03.2014

Super häftig dargestellter Film mit Super Bestetzung.