Joan Didion zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen ihrer Generation. In den 1960er Jahren dokumentierte sie die Abgründe des Hippietums in Kalifornien, die schließlich in den Bluttaten von Charles Manson und seinen Anhängerinnen gipfelten, sie berichtete aus dem Bürgerkrieg in El Salvador, lotete das Spannungsfeld zwischen Ost- und Westküste aus und schrieb spät in ihrer Karriere zwei bewegende Bände über den Umgang mit Trauer.

Und: Kaum eine Schriftstellerin vermag es so nachdrücklich in ihren Leser_Innen selbst den Drang auszulösen einen Stift in die Hand zu nehmen und die eigene Sicht auf die Welt festzuhalten. Didion ist auch Dreh- und Angelpunkt des Porträtfilms Die Mitte wird nicht halten von Griffin Dunne (im Übrigen ihr Neffe). Dieser porträtiert die inzwischen 86-Jährige in erster Linie anhand ihrer Werke. Ausgehend von ihrem Debütroman Menschen am Fluss über ihre Maßstäbe setzenden Essaysammlungen bis hin zu ihrem sehr persönlichen Spätwerk ergibt sich so nicht nur das Bild einer beeindruckenden und durchaus exzentrischen, zuweilen tieftraurigen Persönlichkeit, sondern auch ein Abdruck des amerikanischen Zeitgeistes im 20. und frühen 21. Jahrhundert.

Die Mitte wird nicht halten ist auf Netflix zum Streamen verfügbar.