zurück zur Übersicht
Streaming-Tipps

Jahresrückblick - Filmische Trüffel: Soul

Ein Beitrag von Christian Neffe

2020 nähert sich seinem Ende. Man möchte sagen: zum Glück. Für niemanden, auch nicht für Kinofreunde, war es ein leichtes Jahr. Wir lassen es dennoch aus cineastischer Sicht Revue passieren. Heute mit Pete Docters „Soul“.

Meinungen
Soul - Trailer (deutsch)

Wenn ein neuer Pixar-Film ins Haus steht, werden Animationsfilm-Fans hellhörig. Auch wir: Als wir Anfang des Jahres auf die cineastischen Werke blickten, die 2020 das Licht der Leinwand erblicken sollten, war Soul von Beginn an ein fest gesetzter Pick, der ursprünglich im Sommer anlaufen sollte. Nun, am Ende dieses alles andere als gewöhnlichen Jahres, hat es nur einer der beiden Pixar-Filme auf die große Leinwand geschafft: Onward, der zwar gut, aber eben nicht herausragend ausgefallen ist. Letzteres Attribut trifft hingegen zweifelsohne auf Soul zu, der nach mehreren Verschiebungen als Jahresend-Highlight in der Flatrate von Disney+ gelandet ist.

Nun gut, müssen wir also im Heimkino mit der Geschichte von Joe Gardner Vorlieb nehmen, diesem Jazz-Enthusiasten und Musiklehrer, der seit Jahren auf den Durchbruch seiner bislang nicht vorhandenen Bühnenkarriere hofft. Der, als sich endlich die Chance ergibt, durch ein blödes Missgeschick aus dem Leben scheidet. Und dessen Seele sich fortan weigert, die Schwelle ins Jenseits zu übertreten, die stattdessen einen Weg zurück zu ihrer körperlichen Existenz sucht und dabei mit der noch ungeborenen Seele 22 zusammentrifft, zu deren Mentor sie wird.

Ein technisches Meisterwerk und Fest der Kreativität ist der neue Film des Alles-steht-Kopf-Regisseurs Pete Docter geworden, eine gleichsam humorvolle wie berührende Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen über die Natur des Menschen, den Sinn des Lebens, den man sich selbst suchen und schaffen muss. Über den Ausbruch aus alltäglichen Routinen und zugleich die Fähigkeit, trotz dieser Routinen ein glückliches Dasein führen zu können, es zu genießen. Am Ende dieses alles andere als gewöhnlichen Jahres ist dieser erbauliche, lebensbejahende Film genau das Richtige. Ein kleiner Wermutstropfen dürfte für einige allerdings sein, dass man für ihn zwingend ein Disney+-Konto braucht. Zum Glück aber gibt es ja solche Dinge wie kostenlose Probewochen…

Meinungen