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Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Hell or High Water

Ein Beitrag von Christian Neffe

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Hell or High Water - Trailer (deutsch)

Toby (Chris Pine) und Tanner (Ben Foster) haben schwere Zeiten hinter sich: Die zwei Brüder mussten einst unter der Regentschaft eines gewaltsamen Vaters aufwachsen, dann wurde die Mutter krank, schließlich wanderte Tanner für zehn Jahre in den Knast. Wegen eines Banküberfalls. Nun, wo er wieder ungesiebte Luft schnuppert, verfällt er wieder in alte Muster. Denn Geld muss her, um die Farm und das Land, wo die Brüder aufwuchsen, vor der Bank zu retten. Also wird selbige geplündert.

Der Neo-Western Hell of High Water bildet den Mittelteil von Taylor Sheridans Frontier-Trilogie: Filme, die zum einen im Grenzgebiet der USA spielen, zum anderen (zwischen)menschliche Grenzerfahrungen mit Moral und Gesetz aufzeigen. Wie schon für Sicario und Wind River verfasste Sheridan auch hier das Drehbuch und zeigt ein Texas, das von Konzernen und Banken quasi leergesaugt wird. Mitten darin: Zwei Outlaws, die sich selbst Gerechtigkeit verschaffen wollen und denen der kurz vor dem Ruhestand stehende Sheriff Marcus (Jeff Bridges) und sein Partner (Gil Birmingham) auf die Schliche kommen. Das Wechselspiel zwischen Verbrechern und Ermittlern stellt konventionelle Vorstellungen von Gut und Böse auf den Kopf: Mit beiden Parteien fiebert man mit, beiden gönnt man den Erfolg. Doch kann es in dieser Einöde vielleicht auch mehr als nur einen Gewinner oder Verlierer geben?

Hell of High Water ist zugleich Period Piece, Road- und Heist-Movie, ein (nicht nur visuell) beeindruckendes Porträt eines Bundesstaates, der — einst so stolz auf seinen Status — im 21. Jahrhundert allmählich zu einem Abziehbild seiner selbst wird. Melancholisch, spannend, mal dynamisch, mal elegisch präsentiert sich dieser Film, der auch für Nicht-Western-Fans mehr als einen Blick wert ist.

Hell or High Water ist aktuell auf Netflix verfügbar.

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