The Dust Of Time

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Bemühtes Spätwerk eines großen Filmkünstlers

Es gibt Filme, vor denen hat man ein wenig Angst. Weil man zum Beispiel die vorherigen Werke des Regisseurs kennt und nicht allen etwas abgewinnen kann. Weil man weiß, dass die behandelten Themen (und natürlich sind es stets die gleichen) pathetisch, gravitätisch und mit groooooooooooßer Langsamkeit sowie weitgehend spannungsarm auf die Leinwand gebracht werden. Und weil die Geschichten stets mit zahlreichen kulturell besonders wichtigen Andeutungen versehen sind, die an allen Ecken und Enden signalisieren, dass hier große Kunst produziert wurde. Theo Angelopoulos ist – ich gestehe es – einer dieser Namen, zumindest, was seine Filme der letzten Jahre angeht. Mit I Skoni Touz Chronou / The Dust of Time setzt Angelopoulos nun seinen 2004 mit To Livadi Pou Dakrisi / Die Erde weint begonnenen und als Trilogie angelegten Zyklus um das Flüchtlingskind Eleni fort.
Willem Dafoe spielt in diesem Film den Regisseur A., der das Leben seiner Eltern Spiros (Michel Piccoli) und Eleni (Irène Jacob) verfilmen will, ein Mammutprojekt, das schon mehrmals unterbrochen werden musste. In seinen Erinnerungen spinnt sich die Geschichte um Eleni aus To Livadi Pou Dakrisi / Die Erde weint weiter fort: Die Eltern treffen sich wieder im fernen Kasachstan und verlieren sich anschließend, da Eleni verhaftet und nach Sibirien geschickt wird. Dort begegnet Eleni dem deutschen Juden Jacob (Bruno Ganz) wieder, der ihr dabei hilft, die Lagerhaft zu überstehen. Erst viele Jahre später trifft sie Spiros wieder, der in der Zwischenzeit verheiratet ist. Da Eleni aber seine große Liebe ist, verlässt er seine Frau…

Zwischen drei Zeitebenen springt Angelopoulos in seinem Film hin und her, führt Schicksale zusammen und lässt sie wieder auseinander laufen, findet zwischendrin immer wieder schöne Bilder voll majestätischer Anmut und verliert sich doch im Dickicht seiner Geschichte. Allerdings gibt es auch Szenen, die so ausladend theatralisch, so hölzern und in ihrem ganzen ausgestellten Schmerz zäh und – noch viel schlimmer – absolut unglaubwürdig und schlecht gespielt wirken: Bei großen Namen der Schauspielerei wie Bruno Ganz, Michel Piccoli und Willem Dafoe keine Selbstverständlichkeit. Allerdings macht Angelopoulos es seinen Darstellern auch nicht gerade leicht. Die Dialoge wirken extrem bemüht, ein Eindruck, der zusätzlich noch dadurch verstärkt wird, dass der gesamte Film auf Englisch gedreht wird – eine Untertitelung des Films wäre hier sicherlich die bessere Lösung gewesen. Viel zu selten nur blitzen die genialen Bildfindungen und der poetische Ton des Erzählens auf, die Angelopoulos zu einem sperrigen, aber großen Namen des europäischen Autorenfilms werden ließen. Das allerdings liegt alles schon lange zurück.

The Dust Of Time

Es gibt Filme, vor denen hat man ein wenig Angst. Weil man zum Beispiel die vorherigen Werke des Regisseurs kennt und nicht allen etwas abgewinnen kann.
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