Familiengeschichte ist immer mehr als das Private und Persönliche. Gesellschaft wandert durch unsere Körper, durchzieht unsere Erinnerungen und formt uns als Menschen. Eine Geschichte gehört nie nur einer Person allein, selbst wenn es die eigene Biografie ist. Wir sind gemacht aus den vielen Begegnungen, Stimmen und Beziehungen. Sie umstellen uns, errichten uns und geben einen Namen, ein Gesicht und eine Haltung. Mitunter entsteht daraus auch ein Trauma. Die marokkanische Filmemacherin Asmae El Moudir geht in ihrer Dokumentarfilm The Mother of All Lies ihrer Herkunft nach und folgt verschlungenen Pfaden, auf denen die Geschichte ihres Landes sich mit der ihrer Eltern und den eigenen Fiktionen über die Kindheit vermischen. Warum gibt es nur ein einziges Bild von ihr als Kind? Und warum ist der junge Mensch darauf nicht mal sie selbst? Mithilfe von Puppen und Kulissen manifestieren sich Räume der Erinnerung, an denen ganz buchstäblich gearbeitet wird.