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Als sich ein junger schweizerischer Fußballspieler in seinen neuen Teamkollegen aus Deutschland verliebt, gerät seine beginnende (Profi-)Sportlerkarriere in Gefahr.

Mario (2018)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Unter Druck

Im (Profi-)Fußball ist das Thema Schwulsein noch immer tabubehaftet. Daran haben auch die öffentlichen Coming-outs des ehemaligen deutschen Profi-Fußballspielers Thomas Hitzlsperger oder des Schweizer Profi-Schiedsrichters Pascal Erlachner nur bedingt etwas geändert. Während sich Sherry Hormanns „Männer wie wir“ (2004) oder Róbert I. Douglas’ „11 Men Out“ (2005) diesem Sujet in erster Linie komödiantisch widmeten, hat sich Marcel Gisler in seiner neuen Arbeit „Mario“ sehr ernsthaft mit der Liebe zwischen zwei Fußballspielern und den daraus entstehenden Problemen befasst.

Die Titelfigur Mario Lüthi (Max Hubacher) wohnt mit den Eltern Daniel (Jürg Plüss) und Evelyn (Doro Müggler) in der Nähe von Bern. Der junge Mann ist als Spieler in der U21-Mannschaft der BSC Young Boys aktiv und gilt als Nachwuchshoffnung. Seine Chancen, bald in die erste Mannschaft aufzusteigen, stehen gut; der Spielerberater Peter Gehrling (Andreas Matti) soll ihm dabei helfen, sein Ziel zu erreichen. Der aus Hannover kommende Leon Saldo (Aaron Altaras), der eines Tages zu Marios Team hinzustößt, droht zunächst ein Konkurrent für Mario zu werden – rasch zeigt sich allerdings, dass die beiden auf dem Spielfeld optimal miteinander harmonieren.

Auf Anordnung des Trainers Roger Maillard (Joris Gratwohl) beziehen Mario und Leon eine Spieler-WG in der Stadt – und verlieben sich ineinander. Es dauert nicht lange, bis innerhalb der Mannschaft Gerüchte umgehen, weshalb Mario und Leon ihre Gefühle füreinander gänzlich verbergen müssen. Um seinen weiteren Karriereweg nicht zu gefährden, gibt Mario seine beste Freundin Jenny (Jessy Moravec) in der Öffentlichkeit als Alibi-Lebensgefährtin aus. Leon ist indes nicht bereit, sich zu verstellen.

Sowohl die authentisch anmutende Inszenierung von Marcel Gisler (Rosie, Electroboy) als auch das Skript, das Gisler gemeinsam mit Thomas Hess und unter Mitwirkung von Frederic Moriette geschrieben hat, zeichnen sich durch präzise Beobachtungen aus. Der Film setzt nicht auf das große Drama; vielmehr lässt er klug die mal latente, mal recht deutliche Homophobie in diesem Sektor erkennen. So kommt es nicht zu einer Dämonisierung und Verurteilung des gesamten Profi-Fußballs, sondern zu einer realistisch erscheinenden Analyse einer Business-Welt, in der es unter anderem um den Marktwert sowie das Image einer Person geht.

Ebenso eindrücklich wird der Psycho-Druck vermittelt, der auf Mario und Leon lastet. Um eigene sowie äußere Erwartungen zu erfüllen, um einem bestimmten Bild von Männlichkeit gerecht zu werden, müssen sich die beiden auf ein Versteckspiel einlassen – und leiden darunter. Die Darsteller Max Hubacher (Der Hauptmann) und Aaron Altaras (Die Unsichtbaren) bringen diesen Konflikt der Selbstverleugnung glaubhaft und intensiv, ohne übertriebene Gesten, sondern durch ein sensibel-einfühlsames Spiel zum Ausdruck. Während Mario zunehmend zwischen Ehrgeiz und Angst aufgerieben wird, erweist sich Leon als Person, die sich ihrer Prioritäten bewusst wird und entsprechende Konsequenzen zieht. Gisler erzählt dies mit seinem talentierten Leinwand-Duo ohne Pathos, ohne Kitsch – und doch mit der erforderlichen Emotion.

Mario (2018)

Mario ist zum ersten Mal im Leben verliebt, so richtig verknallt. In Leon, den Neuen aus Deutschland. Der spielt zwar auch vorne im Sturm und könnte ihm sogar gefährlich werden, wenn es darum geht, wer in die Erste Mannschaft aufsteigen kann. Doch daran mag Mario jetzt nicht denken. Er will Leon spüren, riechen, in seiner Nähe sein. Das bleibt auch anderen im Klub nicht verborgen und schon bald machen erste Gerüchte die Runde. Mario sieht seine Karriere als Profi-Fussballer in Gefahr, will aber gleichzeitig Leon um keinen Preis verlieren. Er muss eine Entscheidung treffen.
 

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