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Vor der „Landshut“ war Entebbe: Im Juli 1976 entführten vier Terroristen eine Air-France-Maschine und landeten in Uganda. Dort harrten sie sieben Tage aus, ehe es zu einer dramatischen Befreiungsaktion kam, die nun verfilmt wurde.

7 Tage in Entebbe (2018)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Totentanz

Eine Tanzsequenz steht am Anfang des Film 7 Tage in Entebbe, der von der Entführung der Air-France-Maschine 1976 erzählt. Das ist ein ungewöhnlicher Auftakt für einen Film über Terroristen, die ein Flugzeug entführen – und bis zuletzt wird einen die Frage begleiten, was es bloß mit diesen Tanzszenen auf sich haben soll. 

Aber sie sind auch schon das Ungewöhnlichste an José Padilhas Film, der sich ansonsten streng den Regeln des Terrorismusdramathrillergemischs hält, das bei Filmen über Flugzeugentführungen von Terroristen allzu häufig entsteht: Dazu gehört zunächst eine Gruppe von Terroristen, hier zwei Deutsche, die irgendwie mit Baader-Meinhof zusammenhängen und in der Welt etwas bewegen wollen. Wilfried Böse (Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (Rosamund Pike) sind linksradikal, halten Israel für einen faschistischen Staat und entführen daher mit zwei palästinensischen Terroristen in Athen die Air-France-Maschine, um sie letztlich in Entebbe in Uganda mit der Billigung des Diktators Idi Amin zu landen. Von dort aus sollen dann die Verhandlungen mit der israelischen Regierung geführt werden, um die Geiseln gegen 5 Millionen US-Dollar und über 50 pro-palästinensische Gefangene auszutauschen. Aber die israelische Regierung verhandelt nicht mit Terroristen – noch nicht: Premierminister Yitzhak Rabin (Lior Ashkenazi) will an dieser Linie etwas ändern, aber Verteidigungsministers Shimon Peres (Eddie Marsan) übt enormen Druck aus, stattdessen auf eine militärische Lösung zu arbeiten. Daher willigt Rabin ein, dass Peres schon einmal an einem Plan arbeitet, wie die Geiseln befreit werden können. 

Grundsätzlich bietet 7 Tage in Entebbe damit alle Zutaten eines spannenden und hochpolitischen Films – allein nutzt er die Spannung kaum und verweigert sich eines deutlichen politischen Ansinnens. Dadurch bleibt es ein Film, der einige Längen hat, aber durchaus unterhaltsam anzusehen ist, jedoch erstaunlich altmodisch daherkommt. 

Dazu trägt zunächst einmal bei, dass der Film zwei der vier Geiselnehmer in den Mittelpunkt rückt und sich damit – wie so oft – auf die Täter konzentriert. Warum es die Deutschen sind, bleibt indes fraglich, geht es doch eigentlich um den Nahostkonflikt. Aber vielleicht liegt dann hierin weniger Brisanz – und mehr Publikumspotential. Allerdings bleibt auch die Motivation von Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann recht diffus, obwohl sie doch immerhin Gründungsmitglieder der Revolutionären Zellen waren, eine linksextremistische Gruppe, die in populärer Kultur weit weniger Aufmerksamkeit bekommt als die RAF und über die auch nicht so viel bekannt ist.

Dazu kommt dann die israelische Verhandlerseite, die auf rein politischer Ebene vor allem dank Lior Ashkenazi durch interessant bleibt. Zumal ja die Frage, ob man mit Terroristen verhandeln sollte, nicht nur damals, sondern auch heute brisant und polarisierend ist. Jedoch bietet der Film auch hier kaum innovative Einblicke – und noch dazu wird dann die isrealische Seite durch einen Subplot um einen israelischen Elitesoldaten ergänzt, der mit einer Tänzerin liiert ist, die nicht versteht, warum er immer wieder zum Einsatz gerufen wird. Dieser Handlungsstrang bleibt ein wenig in der Luft hängen – zumal ihm für Emotionen zu wenig Raum gelassen wird. 

Damit folgt man nun dem Geschehen wie einem Countdown, zumal die Tage auch heruntergezählt werden. Bei den Geiseln gewinnen nur wenige Profil – und auch hier geht es über kurze Einblicke nicht hinaus. Dabei lässt der Film die spannenden Fragen ohnehin weitgehend aus, dazu gehören auch die Nachwirkungen des Eingreifens der israelischen Soldaten auf dem Staatsgebiet von Uganda. Daher ist es bedauerlich, dass sich José Padilha zu sehr auf die Historie und eine möglichst genaue Nachbildung der 1970er Jahre verlässt und nur am Ende mit den Texttafeln eine Parallele in die Gegenwart zieht. Schließlich hat diese Geschichte weiterhin Aktualität, da die zugrundeliegenden Konflikte bis heute nicht gelöst sind. 

7 Tage in Entebbe (2018)

Im Jahre 1976 wurde ein Flug der Air France auf dem Weg von Tel Aviv nach Paris von vier Terroristen entführt, die die Freilassung von Mitgliedern der PLO forderten. Die Terroristen zwangen den Jet zur Landung in Entebbe in Uganda, wo eine der spektalulärsten Geiselbefreiungsaktionen der Geschichte stattfand.

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