Der große Michael Althen hat in einer Filmkritik zu Das Leben Jesu einmal geschrieben, dass der Titel ziemlich Unsinn sei, weil es eigentlich gar nicht um Jesus ginge. Das wiederum ist großer Quatsch, denn in diesem atemberaubend guten Debüt des französischen Regisseurs Bruno Dumont geht es natürlich um Jesus, wenn auch über Bande. Die Geschichte über die Dynamiken in einem kleinen Dorf, den Rassismus, die toxische Männlichkeit und die weibliche Mittäterschaft ist von einer brüchigen Direktheit und einer intensiven, formalen Strenge durchzogen: Als Freddy mitbekommt, dass seine Freundin sich mit dem neu zugezogenen Araber versteht, beginnt sich eine Gewaltspirale in Gang zu setzen. 

Dumont arbeitete zu diesem Zeitpunkt in seiner Karriere ausschließlich mit Laien; die Gesichter waren wichtiger als das schauspielerische Können. Und was diese Gesichter für Geschichten innerhalb dieser Geschichte erzählen – ganze Landschaften narrativer Bewegungen: Erdrutsche aus Blicken und Steinschläge der Mimik.

Und wer ist nun Jesus? Das wird an dieser Stelle nicht verraten. Das Leben Jesu gibt es derzeit bei MUBI.