Wer bis jetzt noch nicht mitbekommen hat, dass indisches Kino deutlich mehr kann als buntes Bollywood-Ballett: Guten Morgen! Hier ein weiteres Beweisstück: All We Imagine As Light. Der handelt von der Krankenschwester Prabha, die in Mumbai arbeitet, geografisch und emotional getrennt von ihrem in Deutschland lebenden Ehemann, sowie ihrer Mitbewohnerin Anu, die vergeblich versucht, in der Stadt einen Ort zu finden, an dem sie mit ihrem Freund intim sein kann.

In tristen, kühlen Farben gehalten — Betongrau und Neonblau dominieren die Bilder -, erinnern Ästhetik und Stimmung von All We Imagine As Light an 90er-Jahre-Independent-Streifen. Der düdelnde Synthie-Pop-Soundtrack hingegen an die 80er, und im Zusammenspiel erzeugt das im Trailer einen höchst faszinierenden Sog. Regisseurin Payal Kapadia schrieb mit diesem Film gleich doppelt Geschichte: Sie war als erste indische Filmemacherin im Wettbewerb in Cannes vertreten — und heimste am Ende sogar den Großen Preis der Jury ein.