Star Trek Beyond (2016)

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Unterwegs in unbekannte Welten

Wir schrieben das Jahr 2009, als J.J. Abrams sich anschickte, dem Star-Trek-Franchise neues Leben einzuhauchen. Mit durchwachsenem Erfolg. Die Idee, sich mehr kreative Freiheit zu verschaffen und dem Ganzen eine alternative Zeitlinie zu spendieren, war sicherlich sinnvoll. Und auch vom finanziellen Standpunkt erfüllten Star Trek (2009) und der Nachfolger Star Trek Into Darkness (2013) die Erwartungen. Doch nicht alle Fans der von Gene Roddenberry erdachten Sci-Fi-Saga waren mit dem Neustart einverstanden. Die sehr heterogene Kritik lässt sich am ehesten auf diesen Nenner bringen: Das Ganze fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Mit Justin Lin hat nun ein neuer Regisseur das Ruder der Enterprise übernommen. Und – wer hätte es gedacht? – es gelingt ihm tatsächlich, das beliebte Raumschiff und seine Crew dahin zu führen, wo zumindest J. J. noch nicht gewesen ist.

Gerade als sich auf einer 5-Jahres-Mission Langeweile einzuschleichen beginnt, stolpern Captain Kirk (Chris Pine) und seine Crew in ein neues Abenteuer: Bei dem Versuch, ein fremdes Schiff zu retten, werden sie von dem Außerirdischen Krall (Idris Elba) und seinen Schergen in eine Falle gelockt. Kirk, sein erster Offizier, der Vulkanier Spock (Zachary Quinto), Kommunikationsoffizier Uhura (Zoe Saldana), Schiffsarzt McCoy (Karl Urban), Ingenieur Scotty (Simon Pegg), Navigator Chekov (Anton Yelchin), Steuermann Sulu (John Cho) und der Rest der Crew der Enterprise sind gezwungen, auf einem fremden Planeten notzulanden. Mit Hilfe der ebenfalls gestrandeten Außerirdischen Jaylah (Sofia Boutella) versuchen sie von dem Planeten zu entkommen und Krall aufzuhalten.

In den ersten Minuten von Star Trek Beyond kommt die Befürchtung auf, bei dem Film würde es sich um Action-Klamauk handeln, aber schon kurze Zeit später wird klar, dass das von Abrams eingesetzte Kreativteam, bestehend aus Regisseur Lin, der sich durch seine Beiträge zur Fast & Furious-Reihe einen Namen gemacht hatte und den Autoren — dem Scotty-Darsteller Pegg und Doug Jung — durchaus wissen, was sie tun: Mal witzig, mal spannend, mitunter dramatisch, aber immer charmant und vor allem rasant und atemlos erzählen sie ihre – zugegeben auf den ersten Blick ziemlich konventionelle – Geschichte. Es gibt ein paar doofe, es gibt ein paar gute und es sogar einige wenige WOW-Momente. Zu den großen Stärken gehört der Cast, der schon die beiden Vorgänger zusammengehalten hat. Vor allem Chris Pine füllt die Rolle des Haudegens James T. Kirk mittlerweile voll aus und tritt selbstbewusst in die Fußstapfen William Shatners. Und mit der Alien-Kriegerin Jaylah (Sofia Boutella) gibt es eine neue weibliche (Haupt-)Figur, von der man annehmen darf, dass sie das Star Trek-Universum auch in Zukunft bereichern wird. Doch nichts davon reicht als Grund aus, weswegen sich auch die Menschen, die die letzten beiden Teile nicht mochten, sich ausgerechnet diesen ansehen sollten.

Was Star Trek Beyond sehenswert macht, sind zum einen die kleinen Momente, die vereinzelt zwischen der ganzen Action aufblitzen wie Sternenstaub in der Nacht. Manchmal funkelt es zwischen den Figuren, da stimmt die Chemie, manchmal ist einfach das Gefühl richtig, und der Zuschauer kann sich für einen Moment vorstellen, wie es ist, mit einem Raumschiff in die unendlichen Weiten des Universums zu rasen. Zum anderen trauen sich Lin, Pegg und Jung moralisch-philosophische Fragen zu stellen und an Roddenberrys Utopie weiterzuarbeiten. Hinter all dem Krawumm geht es um verschiedene „Lebensformen“, den „Kampf der Kulturen“ und letztlich um die Frage danach, wie wir leben wollen – aber auch, wie wir andere mitnehmen auf unserem Weg und für unsere Ideen begeistern können. Denn – das zeigt der Film ganz deutlich – andere außen vor zu lassen, erzeugt Enttäuschung, Wut und Gewalt.

Star Trek ist vielfältig, Star Trek hat sich bereit mehrmals neu erfunden. Star Trek – das sind die Serien Raumschiff Enterprise, die clevere Fortsetzung Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert mit dem allseits geachteten Picard als Kapitän, Captain Janeways fantasievolle Odyssee in Star Trek Voyager, die düstere Geschichte um die Raumstation Deep Space Nine sowie das noch vor Captain Kirk angesiedelte Prequel Star Trek: Enterprise. Und Star Trek sind die Kinofilme, die, auch wenn nicht alle das Gefallen von Publikum und Kritik fanden, doch, zusammen mit allen Serien, etwas gemeinsam hatten – dieses Gefühl, das Star Trek zu etwas Besonderem macht, diese Ahnung, dass es etwas zu entdecken gibt irgendwo da draußen und dass in der Zukunft ein friedliches Zusammenleben, begründet auf Respekt, Freundschaft und Wertschätzung, möglich ist. Nach zwei Probeläufen ist es soweit. Mit Star Trek Beyond, dem dritten Teil des Reboots, ist das Franchise nun endlich erfolgreich wiedergeboren worden. Das Ganze fühlt sich wieder richtig an.
 

Star Trek Beyond (2016)

Wir schrieben das Jahr 2009, als J.J. Abrams sich anschickte, dem „Star-Trek“-Franchise neues Leben einzuhauchen. Mit durchwachsenem Erfolg. Die Idee, sich mehr kreative Freiheit zu verschaffen und dem Ganzen eine alternative Zeitlinie zu spendieren, war sicherlich sinnvoll. Und auch vom finanziellen Standpunkt erfüllten „Star Trek“ (2009) und der Nachfolger „Star Trek Into Darkness“ (2013) die Erwartungen.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen