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Mit dem dritten und für Regisseur und Autor James Gunn letzten Film der Reihe endet einer der witzigsten und erfolgreichsten Aspekte des MCU. Und die schrägen Weltraumhelden gehen mit einer großen Träne im Knopfloch.

Guardians of the Galaxy Vol. 3 (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Sag‘ beim Abschied leise Servus!

When you were here before lautet die erste Zeile Text, die das Publikum in „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ zu hören bekommt. Und der Beginn des Songs Creep, im Original von Radiohead, legt gleich in doppelter Hinsicht den Kurs des Films fest. Denn es ist nicht nur so, dass Kenner der Reihe hier einen weitaus besseren Film sehen als Neulinge im MCU – Regisseur James Gunn nimmt auf Neuankömmlinge keinerlei Rücksicht -, auch die Melancholie des Songs gibt Hinweise darauf, was Zuschauer:innen in den kommenden knapp 150 Minuten zu sehen bekommen: eine emotionale Abschiedstour der liebgewonnenen Helden, die sicher zu den schrägsten Gestalten gehören, die das MCU bislang hervorgebracht hat. Die rigorose Attacke auf die Tränendrüsen hat begonnen.

In ihrer neuen Heimat Knowhere, dem riesigen Roboter-Kopf im All, haben es sich die Guardians gemütlich gemacht und mit den Einwohnern eine friedliche Gemeinschaft aufgebaut. Das ändert sich, als Rocket durch einen Gegner schwer verletzt wird und das Team tief in die Vergangenheit des Waschbär-Helden eindringen muss, um ihn zu retten. Dabei treffen sie nicht nur auf Rockets Erschaffer, den High-Evolutionary, sondern auch auf dessen zahllose Helfershelfer, die den Tod der Guardians ganz oben auf ihre To-do-Liste geschrieben haben.

Subtil ist nicht unbedingt das Wort, das Fans durch den Kopf geht, wenn sie an Filme von James Gunn denken. Und das ändert sich auch bei seinem letzten Werk für das MCU nicht. Aber im Vergleich zu geradezu hysterisch albernen Filmen wie The Suicide Squad hat sich Gunn bei seinem Abschied von den Guardians deutlich zu zurückgenommen und präsentiert einen für seine Verhältnisse geradezu ernsthaften Film. Natürlich gibt es immer noch genug zu lachen, aber der Ton des Films unterscheidet sich dennoch deutlich von den Vorgängern. Und das ist konsequent, bringt die Historie der Figuren doch einige Tragik mit an Bord. Peter Quill (Chris Pratt) leidet noch immer unter dem Tod von Gamora (Zoe Saldana), auch wenn eine frühere Version seiner Geliebten irgendwo da draußen noch existiert. Nebula (Karen Gillian) kämpft ebenfalls mit einem Gefühlschaos, in das ihre Schwester und Star-Lord involviert sind. Und Rocket, der eigentliche Held des neuen Films, muss sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, über die er bislang so beharrlich geschwiegen hat.

Bei seiner Erzählung liefert Gunn reichlich Gründe, seinen Abschied aus dem MCU nicht zu mögen. Mehr denn je kleistert er seinen Film mit Rock- und Pop-Klassikern der vergangenen Jahrzehnte voll und gibt ihm damit fast einen MTV-Anstrich. Und auch die Menge an großen Tierbaby-Kulleraugen und traurigen Kindern wäre mit den Worten wenig subtil noch milde umschrieben, aber das ist ja auch Gunns Sache nicht. Dennoch wird es Fans des MCU im Allgemeinen und der Guardians im Besonderen kaum gelingen, sich dem emotionalen Sog zu entziehen, den der Regisseur und Autor hier entfesselt. Auch gerade deshalb, weil Gunn seine inszenatorischen Mittel so hemmungslos einsetzt, und genau weiß, welche Knöpfe er drücken muss, um dem Publikum die Abwehrspannung im Kampf gegen die Tränen zu erschweren.

Aber auch, weil der Regisseur die melancholische Gravitas seiner Geschichte immer wieder mit wirklich witzigen Momenten selbst aufbricht und damit auch Zuschauer:innen, die sich dem tragischen Teil der Story entziehen können, richtig gut unterhält. Ob Actionsequenzen in extremer Slow-Motion oder vogelwilde Verfolgungsjagden, wer den Spaß an den Vorgängern vor allem in solchen Szenen fand, wird auch hier fündig. Wer sich hingegen noch nie mit dem MCU anfreunden konnte, findet hier auch garantiert keinen Grund dafür, es jetzt zu tun. Denn wenn der Charme des MCU und speziell der von James Gunn nicht verfängt, kann das Ansehen von Guardians of the Galaxy Vol. 3 mit seinem sehr direkten Stil auch eine Tortur sein.

Denn ein paar Schwachstellen weist der Film durchaus auf. So ist der große Gegenspieler der Guardians, der High-Evolutionary als brillanter und vor allem intelligenter Wissenschaftler weder besonders glaubwürdig, noch unterscheidet er sich deutlich vom großen Widersacher des ganzen Multiverse-MCU-Abschnitts: Kang der Eroberer. Marvel wird oft nachgesagt, dass die Schurken im Vergleich mit dem DC-Universum nicht ganz mithalten können. Wer dafür einen Beleg sucht, kann Guardians of the Galaxy Vol. 3 als Beispiel anführen.

Und auch Adam Warlock, nach seiner Ankündigung am Ende es zweiten Teils sehnlichst von den Fans erwartet, ist trotz Will Poulters guter schauspielerischer Leistung mehr ein Fremdkörper im Film als ein wirklich notwendiger Bestandteil der Charaktere. Dennoch ist James Gunns Abschied von Marvel sicher einer der besten Filme seit dem großen Finale der ersten langen Story mit Avengers: Endgame. Eine sehenswerte Gefühlsachterbahn mit viel liebenswürdigem Chaos-Humor, reichlich Tränenpotenzial und einem würdigen Abschied von liebgewonnen Helden des MCU.

Guardians of the Galaxy Vol. 3 (2023)

In Marvel Studios „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ sieht die geliebte Gang von Außenseitern dieser Tage ein wenig anders aus. Peter Quill leidet noch immer sehr unter dem Verlust von Gamora, muss nun aber erneut sein Team zusammenbringen, um mit vereinten Kräften das Universum zu verteidigen und gleichzeitig einen der ihren zu schützen. Eine Mission, die, sollte sie nicht erfolgreich verlaufen, möglicherweise zum Ende der Guardians, wie wir sie kennen, führt…

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Groot · 11.05.2023

Ich bin Groot.