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Eine Pariserin fährt in die baskische Provinz, um einen alteingesessenen Laden in die neue Filiale einer Supermarktkette zu verwandeln. Weil sich der Neffe und Vormund des Besitzers weigert, den Kaufvertrag zu unterschreiben, kommt es zu Komplikationen mit romantischen Folgen.

Die Pariserin - Auftrag Baskenland (2017)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Sehnsucht nach dem bodenständigen Mann

Dass diese Geschichte die Gefühle ansprechen wird, zeigen schon die ersten Bilder. Da fährt eine junge Frau durch Paris, der Eiffelturm ist noch umfangen vom trüben Dunst des Morgens. Diese Fähigkeit der Kamera, atmosphärische Stimmungen einzufangen, weckt schon Neugier und Sympathie für die Handlung, noch bevor sie begonnen hat.

Sibylle (Élodie Fontan), die bei einer Supermarktkette zuständig für den Erwerb von Immobilien für neue Filialen ist, wird ins raue Baskenland geschickt, um einen Laden zu akquirieren. Weil sich Ramuntxo (Florent Peyre), der Neffe und Vormund des senilen Besitzers Ferran (Daniel Prévost), querstellt, muss Sibylle ihren Aufenthalt verlängern.

Sibylle steht mächtig unter Druck, denn um den Eisenwarenladen in dem baskischen Städtchen zu kaufen, hat sie dem alten Mann eine hübsche Summe Bargeld als Anzahlung in die Hand gedrückt. Das war mit der Firmenleitung nicht abgesprochen, nur mit ihrem ehrgeizigen Lebensgefährten Raphaël (Nicolas Bridet), der in der Führungsetage sitzt. Nun behauptet der Alte, nicht mehr zu wissen, wo er das Geld hingelegt hat. Aber die taffe Sibylle hat sowieso nicht vor, den Deal platzen zu lassen. Sie bemüht sich sehr, die Sympathien von Ramuntxo zu gewinnen, auch wenn der gar nicht mit sich handeln lässt.

Zwischen der wortgewandten Pariserin und dem bodenständigen Basken knistert es ganz gewaltig. Regisseur Ludovic Bernard und die Drehbuchautoren Michel Delgado und Eric Heumann etablieren die Anziehung der beiden gegensätzlichen Charaktere als reizvollen Gegenstrom zum Showdown von Großstadtdünkel und baskischen Empfindlichkeiten. Zwischen Élodie Fontan und Florent Peyre stimmt die Chemie ersichtlich. Das romantische und erotische Umkreisen ihrer beiden Charaktere gehört zum Besten, was diese Komödie zu bieten hat. Sibylle ist voller Elan und Selbstvertrauen und weckt die Bewunderung von Ramuntxo, der es aber auch schafft, sie aus ihrer Komfortzone zu locken. Mit unreflektierten Bemerkungen über baskische Namen und Sitten setzt sich Sibylle immer wieder in die Nesseln. Die gegenseitigen Frotzeleien ergeben bissig-witzige Dialoge.

Allerdings bleibt die Komödie deutlich auf seichtem Kurs und grast dabei alles Mögliche ab, was unterhaltsam zu sein verspricht. Sibylle wird begleitet von Gaëtan (Damien Ferdel), dem viel jüngeren Bruder Raphaëls, der ein Praktikum machen muss. Er verliebt sich in eine junge Baskin, dient der Komödie jedoch in erster Linie als naiver Clown. Die herzlichen ländlichen Charaktere fehlen nicht, auch nicht ein Fest, bei dem Sibylle mutig – und angeheitert – zum Hirtenschrei-Wettbewerb antritt. Die Provinz steht für das Gute, Echte, Handgemachte, die Tradition, aus der Großstadt kommen die austauschbaren Ladenketten und der Verlust von Lebensqualität. Diese Provinz wirkt allerdings ebenfalls austauschbar, das Baskische bekommt keine richtige Substanz, sondern wird in für ein französisches Großstadtpublikum kompatiblen Häppchen serviert.

Das heißt jedoch keineswegs, dass das leidige Thema Separatismus keine Abmahnung mit erhobenem Zeigefinger erhalten darf. Ramuntxo will nach einer abgesessenen Gefängnisstrafe mit der Untergrundorganisation ETA nichts mehr zu tun haben. Er wird hier zum Vertreter eines Gesinnungswandels auserkoren, als gelte es, die französische Seele mit den Basken zu versöhnen. Zwar hat die ETA schon vor Jahren ihren Gewaltverzicht erklärt, aber der Film möchte das Thema nicht ad acta legen, ohne selbst noch ein bisschen Abenteuer mit Krimi-Note herauszuschlagen. So dürfen Sibylle und Ramuntxo, weil ihnen die Untergrundkämpfer im Nacken sitzen, schnell mal zwei Polizisten einsperren und einen tragbaren Raketenwerfer zum Einsatz bringen.

Das sinnliche Vergnügen, das die Kamerabilder zu Anfang versprachen, bleibt also durchwachsen. Von einer Geschichte, die den Culture Clash ernst genug nimmt, um ihn authentisch wirken zu lassen und die Charaktere auch wirklich auszuloten, ist diese Komödie doch ziemlich weit entfernt. Mehr als ein rasch zusammengestricktes Unterhaltungsprodukt rund um ein funktionierendes komödiantisches Paar ist nicht drin.

Die Pariserin - Auftrag Baskenland (2017)

Die junge Pariserin Sibylle soll einen alteingesessenen Handwerksbetrieb im Baskenland abwickeln, weil an dessen Stelle ein moderner Supermarkt entstehen soll. Doch so einfach, wie sie sich das zunächst vorstellt, ist es nicht. Denn die baskischen Dorfbewohner lassen sich nicht gerne herumkommandieren — und schon gar nicht von einer jungen Frau aus Paris.

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