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Mit „Monsieur Claude und sein großes Fest“ folgt der dritte Teil um den von Christian Clavier gespielten Franzosen. Wir lernen darin noch mehr Familienmitglieder kennen – und blicken tiefer in den Kleinstadtkosmos.

Monsieur Claude und sein großes Fest (2021)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

„Ob wir es bis zum Nachtisch schaffen?“

Mit mehr als zwölf Millionen verkauften Kinotickets allein in Frankreich zählt „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2014) zu den erfolgreichsten Filmen des Landes – und auch in Deutschland erwies sich die Culture-Clash-Komödie mit fast vier Millionen Besucher:innen als Hit. Auf die Fortsetzung „Monsieur Claude 2“ (2019) folgt nun der dritte Teil „Monsieur Claude und sein großes Fest“. Abermals führt Philippe de Chauveron Regie und liefert mit Guy Laurent das Drehbuch – und auch vor der Kamera kehren (fast) alle zurück, um eine weitere Episode im Leben der multikulturellen Großfamilie zu erzählen.

Während es im ersten Teil darum ging, dass der titelgebende Claude Verneuil (Christian Clavier) lernen musste, seine vier Schwiegersöhne zu akzeptieren, und im ersten Sequel die möglichen Auswanderungspläne der vier jungen Familien im Zentrum standen, geht es diesmal um eine Feier zum 40. Hochzeitstag von Claude und Marie (Chantal Lauby). Schon der Auftakt des Films macht deutlich, dass wir mehr im Alltag der Figuren angekommen sind. Wir begleiten Claude durch die französische Kleinstadt Chinon – und schnell wird klar, dass es für den pensionierten Notar und (nur bedingt erfolgreichen) Schriftsteller historischer Romane gar nicht so leicht ist, hier nicht unentwegt den eigenen Schwiegersöhnen über den Weg zu laufen, sei es im Zeitungsladen, im Café oder auf der Straße.

Der dritte Teil der Filmreihe hat einen detaillierteren Blick für den Mikrokosmos der Figuren und zeigt die kleinen Konflikte, die aus familiärer und nachbarschaftlicher Nähe, aus einem Dasein Zaun an Zaun entstehen. So entbrennt zwischen David (Ary Abittan) und Rachid (Medi Sadoun), den Gatten der Schwestern Odile (Alice David) und Isabelle (Frédérique Bel), ein heftiger Gartenstreit um Äpfel und Petersilie, während Charles (Noom Diawara), der Mann von „Nesthäkchen“ Laure (Élodie Fontan), sämtliche Familienmitglieder zur Premiere des örtlichen Theaterstücks einlädt, in dem er den Part des Jesus Christus ergattern konnte. Dabei müssen sich doch eigentlich noch alle von den Eindrücken der Vernissage erholen, auf der Ségolène (Émilie Caen) ihre höchst eigentümliche Eingeweide-Malerei präsentierte… Mon dieu!

Das Skript und dessen Umsetzung neigen in der Zeichnung des Personals gewiss noch immer zur Überspitzung, finden aber in den vielen Mini-Dramen, die sich im Laufe des Plots ereignen, reichlich Situationskomik. So taucht etwa auf besagter Vernissage der deutsche Kunstsammler Helmut Schäfer (Jochen Hägele) auf. Auch dieser ist mit seinen ungefragten Goethe-Rezitationen und seiner snobistischen Art natürlich eine stereotyp angelegte Figur, sorgt jedoch durch die überraschende Begeisterung für Ségolènes Schaffen für ein paar der witzigsten Momente. Während zunächst Ségolènes Gatte Chao (Frédéric Chau) eifersüchtig auf den vermeintlichen Nebenbuhler reagiert, offenbart sich bald, dass vielmehr Claude einen Konkurrenten um die Gunst seiner Frau hat. Dies führt wiederum auch dazu, dass Chantal Lauby als Marie in Monsieur Claude und sein großes Fest erfreulicherweise mehr Raum erhält und ihr Comedy-Talent noch stärker demonstrieren kann.

Das bereits im Titel angekündigte Fest, eingeleitet durch eine Ballonfahrt des Jubiläumspaars, bringt es mit sich, dass auch sämtliche Eltern der Schwiegersöhne eingeladen werden. Während Charles‘ Eltern von der Elfenbeinküste, André (Pascal N’Zonzi) und Madeleine (Salimata Kamate), gerade ohnehin „für unbestimmte Zeit“ nach Chinon gekommen sind, reisen auch Davids Eltern Isaac (Daniel Russo) und Sarah (Nanou Garcia) aus Israel, Rachids Eltern Mohamed (Abbes Zahmani) und Moktaria (Farida Ouchani) aus Algerien sowie Chaos Eltern Dhong (Bing Yin) und Xhu (Li Heling) aus China an. „Wer sind diese Leute?“, fragt André irritiert, als schließlich alle beisammen sind, um die Rubinhochzeit der Verneuils zu zelebrieren – was recht treffend auf den Punkt bringt, dass eine Großfamilie sich irgendwie auch immer ein bisschen fremd bleibt.

Es gelingt dem Film in seiner knapp 100-minütigen Laufzeit recht gut, diese große Menge an Beteiligten zu balancieren. Zu fein ausgeleuchteten Charakteren können die zahlreichen Nebenrollen hier zwangsläufig nicht werden; sie tragen indes dazu bei, das immense Chaos eines Familientreffens zu vermitteln. Noch mehr als seine beiden Vorgänger ist Monsieur Claude und sein großes Fest eine mit vielen Bällen jonglierende Ensemblekomödie, in der die Schrullen und Marotten, aber auch die tief sitzenden Vorurteile sowie die familienbedingten Pflichten und Kompromisse, die minimalen und maximalen Malheure des täglichen Lebens auf die Leinwand gebracht werden.

Monsieur Claude und sein großes Fest (2021)

Zum 40. Hochzeitstag von Claude und Marie Verneuil organisieren ihre vier Töchter eine Überraschungsparty. Dafür laden sie die Eltern ihrer Ehemänner nach Chinon ein, wo diese im Haus von Claude und Marie für einige Tage unterkommen sollen.

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Meinungen

Olivia · 30.07.2022

Absolut genial!
Sooo lustig!