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Die romantische Komödie von Ivan Calbérac basiert auf seinem eigenen Theaterstück. Sie handelt von den holprigen Versuchen zweier bereits vom Leben gezeichneter Menschen, sich beim Verkosten edler Weine näherzukommen. Zwar löst ihnen der Rebensaft die Zunge, doch die Dialoge sind oft vertrackt.

Weinprobe für Anfänger (2022)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Romantisch im Abgang

Eine Weinprobe ergäbe doch sicher einen guten Rahmen für eine romantische Komödie, hatte sich Ivan Calbérac schon oft gedacht. Doch der erfahrene französische Regisseur und Drehbuchautor („Frühstück bei Monsieur Henri“) macht es seinen Protagonisten nicht leicht, bei der Verkostung edler Tropfen zusammenzufinden. Der Weinhändler Jacques (Bernard Campan) hat ein Alkoholproblem und muss wegen seines Herzens sofort zu trinken aufhören. Jeder Schluck, den er als Veranstalter der Probe in den Mund nimmt, gehört schon aus diesem Grunde ausgespuckt. Hortense (Isabelle Carré), eine einsame Hebamme mit unerfülltem Kinderwunsch, die sich diese Weinprobe so sehr gewünscht hat, spuckt nicht, sondern schluckt zu rasch und zu viel. Welche Geruchs- und Geschmacksnoten sie jeweils wahrnimmt, beschreibt sie auf groteske Weise unpassend.

Und dennoch verbindet die Weinprobe die beiden ungleichen Charaktere. Sie sind bereits in der Mitte ihres Lebens oder in der zweiten Hälfte angelangt, haben Schicksalsschläge und Enttäuschungen erlebt. Hortense, eine stets freundliche, unternehmungslustige Frau, steht unter der Fuchtel ihrer streng katholischen Mutter und wünscht sich nichts mehr, als endlich ein Baby zu bekommen. Dass sie in eine spanische Klinik zur künstlichen Befruchtung fahren will, traut sie sich der Mutter gar nicht zu sagen. Dem in sich gekehrten Jacques, der schon vor Jahren von seiner Frau verlassen wurde, gefällt die fröhliche Hortense durchaus, aber er trägt ein Geheimnis mit sich herum, das ihn immer wieder dazu verleitet, einen Rückzieher zu machen. Sein junger Praktikant Steve (Mounir Amamra) spart dabei nicht mit deutlichen Kommentaren, um ihn zu ermutigen, das Glück beim Schopfe zu packen.

Die Zutaten dieser kurzweiligen, ansprechenden Komödie sind dramaturgisch bewährt. Ein Paar, das sich nach Fehlschlägen und Verletzungen scheut, noch einmal blindlings der Stimme des Herzens zu folgen, führt die für Spannung und Würze sorgenden Komplikationen sozusagen im Gepäck. Und dann gibt es, ebenfalls oft in französischen Filmen (Ziemlich beste Freunde, Der Rosengarten von Madame Vernet), die Figur des jungen sozial benachteiligen Mannes, der eine Chance zur gesellschaftlichen Eingliederung erhält. Der Praktikant Steve hat ein loses Mundwerk und eine merkwürdige Einstellung zur Arbeit, aber er unterstützt Jacques in emotionalen Dingen. Außerdem erweist er sich als wahres Talent bei der Verkostung.

Man merkt es der Komödie an, dass sie von Calbérac ursprünglich für das Theater geschrieben wurde. Die Pointen sitzen und die schönste Szene spielt sich während der ersten Weinverkostung ab, an der nur vier Leute teilnehmen. Man lernt einiges über den Ernst und die Eleganz des Probierens edler Tropfen, wie man die Farbe zu beurteilen hat, das Glas schwenkt, um die Aromen zu riechen und dann den Schluck im Mund verteilt, um jede Geschmacksnote zu erfassen. Jacques’ Bemühungen, zu erklären, werden von seinen Gästen oft komödiantisch konterkariert: Hortense ist eine furchtbare Dilettantin im Verkosten und Guillaume (Eric Viellard), der Buchhändler von nebenan, ist hauptsächlich damit beschäftigt, sie mit peinlichen Flirtversuchen zu bedrängen.

Calbérac schmückte die filmische Adaption noch mit zusätzlichen Charakteren und Szenen aus. Hortense kocht für eine Gruppe Obdachloser und ihr zuliebe veranstaltet Jacques auch für diese Männer eine Verkostung edler Tropfen. Die beiden Hauptdarsteller spielten das Paar schon in der Theaterversion und überzeugen auch auf der Kinoleinwand mühelos. Nie wirkt ihr Spiel übertrieben oder aufgesetzt, und Jacques ist im Grunde sogar eher ein melancholischer, bedrückter Charakter. Bernard Campan versteht es, ihm ganz subtil dennoch eine humorvolle Note zu geben.

Das Ergebnis ist eine lebensnahe, von Molltönen geerdete Geschichte, die dennoch die Leichtigkeit eines Boulevardstücks verströmt. Calbérac und seinen Schauspieler*innen gelingt es, das Genre der romantischen Komödie auf unaufdringliche Weise zu bereichern und aufzufrischen. Vor allem aber dürfte sich das Kinopublikum gut und niveauvoll unterhalten fühlen.

Weinprobe für Anfänger (2022)

Jacques (Bernard Campan), ein mürrischer Mitfünfziger und schon viel zu lange Single, betreibt einen kleinen Weinladen und pflegt zu seinen Weinen eine innigere Beziehung als zu Menschen. Die charmante Hortense (Isabelle Carré) hat zwar ein großes Herz, aber niemanden mit dem sie es teilen kann außer ihrer Katze und ihrer verbitterten Mutter. Durch Zufall landet Hortense eines Tages in Jacques´ Weinladen: zwei Welten – die unterschiedlicher nicht sein könnten – prallen aufeinander und doch merken beide, dass da etwas ist, am jeweils anderen, dass sie nicht loslässt. Zunächst scheint das Glück auf ihrer Seite, doch dann nehmen Missverständnisse ihren Lauf und als beide dann noch von ihrer Vergangenheit, unerfüllten Träumen und großen Hoffnungen eingeholt werden, ist Chaos vorprogrammiert…

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Meinungen

Zannoni · 15.09.2022

La traduction du résumé du film, n'est pas correcte. Le film, lui, est formidable !