By the Sea

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Anbetungswürdiger Marmor bin ich

Sich auf einen Film als Film zu konzentrieren, in den der Celebrity-Komplex namens ‚Brangelina‘ involviert ist, fällt schwer. Der Klatsch droht immer die Fiktion zu überlagern. Brad und sie hätten eben ihre Probleme, vertraute Angelina Jolie denn auch einer Frauenzeitschrift Wochen vor dem Start von By the Sea an. Es ist ihre erste Inszenierung mit ihrem Mann und sich selbst in den Hauptrollen. Eine Wiederholung muss es nicht unbedingt geben. Doch nicht, weil das Ehedrama dazu anregen würde, nach Anspielungen auf das Privatleben des wohl berühmtesten Schauspielerpaars der Welt zu suchen. Sondern weil der Schatten des Leidens so ostentativ als Sonnenbad der Schönheit dient.
Mitte der 1970er Jahre: Unter strahlend blauem Himmel flitzen die amerikanischen Eheleute Roland (Brad Pitt) und Vanessa (Angelina Jolie) im schnittigen Sportwagen über kurvenreiche Straßen auf die französische Mittelmeerküste zu. Mit hellem Stetson-Hut, einfacher Sonnenbrille und Schnurrbart wirkt der Mann in seiner Ausstrahlung arg reduziert. Die Show ist sie, mit ihrem breiten Leopardenmuster-Hut, dem darunter ums Haupt geschlungenen kupferfarbenen Tuch und der sechseckigen rosa Sonnenbrille, die sie nervös berührt, als sie auf das Hotel am Meer zu stolziert.

Einquartiert in einer Marmor-Suite mit Blick aufs Wasser, hängen der scheiternde Schriftsteller und die Tänzerin im altersbedingten Ruhestand in der Beziehungs-Entfremdung fest. Er kompensiert seine Schreibblockade mit Whiskey. Aber das ist nichts gegen ihre stumme Qual, die in roten Lichtblitzen aufflackert, sie frösteln, gespenstisch umherwandeln und viele Pillen einwerfen lässt. Sie entdeckt ein Loch in der Zimmerwand und beginnt, das junge französische Paar François (Melvil Poupaud) und Lea (Mélanie Laurent) beim unermüdlichen Liebesspiel zu beobachten. Roland macht es ihr nach, und dann tun sie es zusammen. Schließlich sucht Vanessa die Nähe des Paares, um es zu manipulieren.

Motiv ist natürlich der Kummer, der Vanessa zusetzt. Was ihr so zu schaffen macht, ist leicht zu erraten. Die explizite Erklärung ist so etwas wie die Begleichung eines Kredits, den der Film aufgenommen hat, um einem stilisierten Exhibitionismus zu frönen. Dass die Dialogzeilen aus Jolies Feder bloß Klischeeblasen sind, mag von Inkompetenz herrühren. Doch wie das vermeintliche Interesse am anderen Paar erfüllen sie den Zweck der Hintergrundbeleuchtung für die Selbstinszenierung.

Der Gram ihrer Figur ist für Angelina Jolie die Lizenz, zu einer Erhabenheit auslösenden Statue versteinern zu dürfen. Den Kummer zu hegen, erlaubt die Ausstülpung der Äußerlichkeit. Anbetungswürdiger Marmor bin ich, sagt jede der oft wiederholten Einstellungen, die ihre Gestalt auf dem Balkon zeigen und die Skulptur ihrer Wangenknochen sowie des Mundes hervortreten lassen. By the Sea: ein Yellowpress-Film Marke ‚Brangelina‘.

By the Sea

Sich auf einen Film als Film zu konzentrieren, in den der Celebrity-Komplex namens ‚Brangelina‘ involviert ist, fällt schwer. Der Klatsch droht immer die Fiktion zu überlagern. Brad und sie hätten eben ihre Probleme, vertraute Angelina Jolie denn auch einer Frauenzeitschrift Wochen vor dem Start von „By the Sea“ an. Es ist ihre erste Inszenierung mit ihrem Mann und sich selbst in den Hauptrollen.
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