Log Line

Ein reicher Unternehmer, dessen Frau von einem Unbekannten bedroht wird, empfängt einen Inspektor aus Paris in seinem Haus an der Côte d’Azur. Seinen Gästen stellt er den tollpatschigen Ermittler als Butler vor. Christian Clavier wandelt in dieser Rolle in den Fußstapfen von Peter Sellers.  

Mord in St. Tropez (2021)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Ein tollpatschiger Butler ermittelt

Was waren das für herrliche Komödienzeiten, als Slapstick noch zum Lachen reizte? Oder in denen sich filmische Helden mit Vorliebe an Orten wie der Côte d’Azur tummelten, um das Publikum ein wenig am mondänen Lebensstil der Reichen und Schönen schnuppern zu lassen? Es waren die Zeiten der Pink-Panther-Filme mit Peter Sellers und der Komödien mit Louis de Funès. Die Retro-Komödie mit Christian Clavier in der Rolle eines schusseligen Inspektors, der in Saint-Tropez einen Kriminalfall lösen soll, spielt im Sommer 1970, als das Genre wie der Ort noch den Reiz des Außergewöhnlichen und der großen Leichtigkeit versprachen.

Clavier, der als geplagter Familienvater in Monsieur Claude und seine Töchter auch in Deutschland berühmt wurde, spielt einen stark an Blake Edwards’ Inspektor Clouseau orientierte Rolle, die man als Hommage an diese Figur bezeichnen könnte. Mit seinem Hut und der Pfeife im Mund ist Inspektor Boulin aber auch die Verkörperung des filmischen Ermittlers schlechthin und erinnert rein optisch auch an ernstere Versionen wie Jean Gabins Kommissar Maigret. Der französische Regisseur Nicolas Benamou (Ab in den Dschungel) hat nach dem Drehbuch von Clavier, Jean-Marie Poiré und Jean-François Halin eine flotte Komödie inszeniert, die das süße Nichtstun der Reichen parodiert und zugleich das unbeschwerte Lebensgefühl der Epoche ein wenig feiert. 

Auf seinem Luxus-Anwesen in Saint-Tropez hat der Milliardär Claude Tranchant (Benoît Poelvoorde) Gäste versammelt, die an seinem Pool urlauben. Dass sein bester Freund Jacquot (Nicolas Briançon) ihn mit seiner Frau Éliane (Virginie Hocq) betrügt, weiß er nicht. Der Grund, warum er seinen Freund, den Staatssekretär, der wohl nicht zufällig wie der spätere Staatspräsident Jacques Chirac heißt, in Paris anruft, sind Drohbriefe, die seine Frau erhält. Und nun ist Jacquot im Auto Élianes auch unsanft auf einem Golfplatz gelandet, weil ein Unbekannter die Bremsen manipuliert hatte. Umgehend wird dem Pariser Kripochef Maurice Lefranc (Gérard Depardieu) befohlen, den Fall zu lösen. Aber leider sind alle Inspektoren außer Boulin in Urlaub oder anderweitig verhindert. Lefranc schickt also ihn nach Saint-Tropez, obwohl er bei dessen tollpatschigem Auftritt in seinem Büro schon hätte ahnen können, dass es mit den diskreten, unauffälligen Ermittlungen nicht klappen kann. 

Bei Tranchant lässt sich Boulin den Gästen gegenüber als Butler ausgeben und kommt in dieser Funktion nicht umhin, dem Filmregisseur Andreas (Vincent Desagnat) die Fischplatte auf die Hose zu kippen. Andreas ist sowieso schon genervt, weil Éliane ihm nicht wie erwartet das Geld für seinen neuen Film geben will. Da kann offenbar auch ihre beste Freundin, die Schauspielerin Carmen (Rossy de Palma), wenig ausrichten. Als Boulin darf Clavier reichlich Slapstick und physische Comedy liefern, wobei er schon wegen seiner Statur weniger agil als einst Peter Sellers wirkt. Die Komik ist dabei nicht die intelligenteste, reizt aber dennoch ab und zu zum Lachen, etwa wenn Boulin mit der Einrichtung im Hause Tranchant so auf Kriegsfuß steht wie der von Sellers gespielte Gast in Der Partyschreck aus dem Jahr 1968. Zwar ließ der Einfall, dem Koch der Tranchants eine übertrieben hohe Stimme zu geben, schon eine gewisse Niveaulosigkeit des Films befürchten. Auch wenn sie dann insgesamt nicht so schlimm ausfällt, fehlt dieser Geschichte schon der sozialkritische Biss, der einst Der Partyschreck auszeichnete. Zumindest wirkt die spöttische Zeichnung des Milieus, die es auch bei Benamou gibt, nicht mehr so entlarvend wie in jenem Klassiker.

Trotzdem bereitet es Vergnügen, wie das Milieu der Tranchants in Saint-Tropez parodiert wird. Der Hausherr, der außer der Gattin auch seine Hündchen abgöttisch liebt, wird von Benoît Poelvoorde hervorragend gespielt als etwas selbstgefälliger Mensch mit Stil und Anspruch, dessen Geduld unter Boulins Eskapaden leidet. Das rote Sakko, das Tranchant einmal trägt, oder seine Autohandschuhe, beschwören die Eleganz der vergangenen Epoche ebenso herauf wie die bunten Pucci-Kleider und die Zigarettenspitze Élianes. Virginie Hocq spielt Éliane sehr überzeugend als Persönlichkeit, die ihren Dünkel gar nicht unattraktiv in souveräne Lässigkeit verpackt. Es gibt unter den Gästen die junge Frau mit der wilden Langhaarmähne und den jungen Mann, der den Look von Alain Delon imitiert. Delon selbst wird übrigens auch parodiert, indem er durch Abwesenheit glänzt und für Liebeskummer sorgt. 

Es macht Spaß, der Gesellschaft zur Piratenparty auf eine einsamen Strandbucht zu folgen oder die Sportwagen, Cabrios und Riva-Motorboote in Aktion zu sehen. Ein paar gut gelaunte Lieder, die man heute nur noch selten hört, wie eine Interpretation von La Cucaracha oder spanischer Jubel von den Gypsy Kings runden das Ambiente ab. Die Enttarnung des mörderisch gesinnten Unbekannten, der im schwarzen Taucheranzug durch Haus und Garten schleicht, gerät dabei zur Nebensache. Insgesamt vermag diese Retro-Komödie ganz passabel zu unterhalten und angenehme Kino-Nostalgie heraufzubeschwören, allerdings ohne selbst zu einem Meilenstein des Genres zu werden. 

Mord in St. Tropez (2021)

Der Milliardär Claude Tranchant und seine Frau haben gerade die größten Filmstars des Landes in ihre Villa in Saint-Tropez geladen, als Tranchant das Gefühl beschleicht, dass ein Mordanschlag auf ihn oder seine Frau verübt werden soll. Also ruft er seinen Freund Jaques Chirac an, um sich die Dienste des besten Cops des Landes zu sichern…

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen