Hercule Poirot Edition

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Drei starke, nostalgische Krimikracher

Dieser kleine runde Mann mit dem prätentiös geschwungenen, gut gepflegten Schnäuzer, dandyhafter Kluft und messerscharfen kleinen grauen Zellen ist Weltreisender in Sachen komplizierter Kriminalistik, und wo er auftaucht, muss selbst der raffinierteste Mörder zu Recht um Entdeckung fürchten: Der berühmte belgische Detektiv Hercule Poirot aus der Feder der britischen Schriftstellerin Agatha Christie (1890-1976), Grande Dame des Kriminalromans, die dieser kauzigen literarischen Figur über dreißig Geschichten gewidmet hat, fand auch erfolgreichen Eingang ins filmische Universum, und nun bringt Studiocanal eine Edition mit drei seiner populärsten Fälle heraus.
Unter der Regie von Sidney Lumet und nach dem Drehbuch von Paul Dehn entstand der Krimi-Klassiker Mord im Orient Express / Murder on the Orient Express aus dem Jahre 1974, der sich mit Albert Finney als Hercule Poirot – flankiert von einem ganz großartigen Ensemble mit namhaften Akteuren wie Lauren Bacall, Jean-Pierre Cassel, Sean Connery, John Gielgud, Anthony Perkins und Vanessa Redgrave – sechs Oscar-Nominierungen erspielt hat und schließlich die Trophäe für Ingrid Bergman als Beste Nebendarstellerin gewann. In Tod auf dem Nil / Death on the Nile (1978) von John Guillermin und Das Böse unter der Sonne / Evil Under the Sun (1982) von Anthony Shaffer tritt der später geadelte Brite Sir Peter Ustinov als französischer, pardon: belgischer Detektiv auf, der in Ägypten und auf einer Insel im Mittelmeer die scheinbar schlüssigen Alibis von kaltblütigen Mördern innerhalb illustrer Gruppen von egozentrischen Herrschaften gehörig ins Wanken bringt.

Es ist die mit sanfter bis saftiger Ironie gestaltete Darstellung der gehobenen Gesellschaft und ihrer Dienerschaft samt einer detailverliebten Ausstattung, die diese drei Hercule Poirot Filme zu einem unterhaltsamen, nostalgischen Augenschmaus geraten lässt, dem durch die sorgfältige Charakterzeichnung und die pointierten Interaktionen der Protagonisten untereinander ein ganz eigener Charme anhaftet. Klug konstruiert münden die herrlich altmodischen Krimikracher, die den Zuschauer ansprechend zu Spekulationen über den potentiellen Täter einladen, in die unverzichtbare finale Aufklärungsrunde, zu welcher der akribische Ermittler seine Verdachtsgemeinde regelmäßig versammeln lässt. Derweil erhält jede Bemerkung und Bewegung der umtriebigen Figuren eine besondere Bedeutung, deren Sinn sich meist erst am Ende der Fallrekonstruktion herausstellt, so dass auch eine mehrfache Sichtung der Filme und der engagierten Ensembles der Hercule Poirot Edition kräftiges Vergnügen bereitet.

Hercule Poirot Edition

Dieser kleine runde Mann mit dem prätentiös geschwungenen, gut gepflegten Schnäuzer, dandyhafter Kluft und messerscharfen kleinen grauen Zellen ist Weltreisender in Sachen komplizierter Kriminalistik, und wo er auftaucht, muss selbst der raffinierteste Mörder zu Recht um Entdeckung fürchten.
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