Detektive

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Menschen im Hotel

Es ist der Mikrokosmos eines Pariser Hotels, der das dichte Universum begrenzt, in dem sich der skurrile Spielfilm Detektive des französischen Filmemachers Jean-Luc Godard ereignet. Vordergründig ein Krimi, erscheint die Rahmenhandlung dieser unwegsamen Geschichte wie ein beliebiges Gerüst, an dem der Regisseur seine markanten Figuren sowie deren kauzige Ausprägungen und Haltungen installiert, die sich gleichermaßen unterhaltsam und verwirrend vor den Augen des Zuschauers entfalten. Kaum eine Wendung wirkt hier relevant innerhalb der Entwicklung der Dramaturgie, deren Melancholie mit Slapstick-Spitzen gespickt ist, die die Absurdität der kuriosen Charakter-Konstellationen gelungen unterstreichen. Detektive von 1985, der seinerzeit bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes im Rennen um die Goldene Palme seine Premiere feierte und bei den Filmfestivals in Gent und Rotterdam ausgezeichnet wurde, ist sicherlich kein leichtgängiger Stoff, doch allemal von anregender Qualität.
Die illustren Charaktere kleiner Sozietäten, die sich in einem Pariser Hotel versammelt haben, ahnen nicht, dass sie von einem detektivischen Trio bestehend aus Inspector Neveu (Jean-Pierre Léaud), seinem Onkel und der jungen Arielle (Aurelle Doazan) ausspioniert werden. Zwei Jahre zuvor ist in dem Zimmer, in dem die Drei sich eingenistet haben, ein Fürst ermordet worden, und es gilt herauszufinden, wer diesen erschossen hat. Im Zuge der Ermittlungen rücken jedoch die seltsamen Grüppchen von Hotelgästen in den Fokus: Da sind Françoise (Nathalie Baye) und der Pilot Emile Chenal (Claude Brasseur), ein Ehepaar in Trennung, das bemüht ist, langjährige Schulden des Boxkampfveranstalters Jim Fox Warner (Johnny Hallyday) einzufordern. Dieser bewohnt mit dem Boxer Tiger Jones (Stéphane Ferrara) und seinem Gefolge eine Suite und organisiert gerade einen Kampf, denn er schuldet nicht nur den Chenals, sondern auch einem alten Mafioso (Alain Cuny) eine beträchtliche Summe, der sich mit einigen Gangstern und Kindern ebenfalls im Hotel aufhält. Zwischen den Protagonisten, zu denen noch eine Prinzessin von den Bahamas (Emmanuelle Seigner) gehört, die allzu gern ihre Brüste präsentiert, kommt es zu komplexen Interaktionen, bei denen vor allem die Liebesgeschichte eine bedeutsame Rolle spielt, die sich zwischen Françoise und Jim anbahnt …

Eine Maschine, die Auskunft darüber gibt, wie viele Frauen der Boxmanager bereits umarmt oder im Nacken hatte, die Philosophie eines alten Mafioso über saubere und schmutzige Schwänze, eine überdimensionierte Toblerone-Schokolade als Süßigkeit nach dem ungewöhnlichen Boxtraining und immer wieder die nachhaltige Präsenz von Büchern, deren Worte in Zitaten durch das schräge Szenario vagabundieren: Jean-Luc Godard versteht es mit spielerischer Verschmitztheit, sein Publikum mit surrealen Elementen zu attackieren, was bei Detektive in einen stilisierten Showdown mündet, der zwar lakonisch die letztlich wenig wichtige Frage nach dem Fürsten-Mord löst, den Zuschauer jedoch umso verwirrter mit seinen uferlosen Möglichkeiten der Interpretation zurücklässt.

Detektive

Es ist der Mikrokosmos eines Pariser Hotels, der das dichte Universum begrenzt, in dem sich der skurrile Spielfilm „Detektive“ des französischen Filmemachers Jean-Luc Godard ereignet.
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