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Boah, Zombies. Blöd jetzt auch. „The Dead Don’t Die“ ist ein Zombie-Metafilm der lustigen Art, in dem alle schon wissen, dass die Apokalypse bevorsteht. Aber das heißt noch lange nicht, dass jemand was dagegen tut …

The Dead Don't Die (2019)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Das wird nicht gut enden …

Ja, puh. Das sind dann halt Zombies. Mehr wissen Sheriff Cliff Robertson (Bill Murray) und sein Officer Ronald Peterson (Adam Driver) auch nicht zu sagen, nachdem die beiden Damen aus dem Diner ordentlich zerfleischt in selbigem gefunden werden. Nur Officer Mindy Morrison (Chloë Sevigny) will es nicht glauben. „Sag, dass das nur ein schlechter Traum ist!“, insistiert sie noch, da laufen die Untoten schon in Scharen über den Rasen. Aber was willst Du machen, „The Dead Don’t Die“!

Dabei ist Centerville, USA nicht allein betroffen. Durch polares Fracking hat sich die Rotation und Achse der Erde geändert und nun ist alles hinüber. Während die Fracking-Firmen und die Regierung noch beruhigende Worte sprechen und meinen, es wäre alles gar nicht so schlimm, kommt schon Iggy Pop aus dem Grab gekrochen und die Sonne geht quasi nicht mehr unter. Aber immerhin sind Sheriff Robertson und Co. nicht allein, denn Jim Jarmusch versammelt hier ein hochkarätiges Ensemble, das der Schlachtplatte à la Jarmusch Blut, Haut und Knochen beisteuern soll. Mit dabei sind Selena Gomez als Hipster, die quasi im Bates-Motel aus Psycho absteigt, Tom Waits als murmelnder Einsiedler und Tilda Swinton als schottische Bestatterin mit Hang zum Buddhismus und außergewöhnlich guten Samurai-Schwert-Künsten. Eindeutig hat zumindest sie den Zombie-Survival-Guide gelesen und ist vorbereitet. Wer eigentlich auch Ahnung haben sollte, ist Bobby Wiggins (Caleb Landry-Jones), der lokale Nerd, der laut eigener Aussage fast alle Zombie-Filme, die es gibt, gesehen hat. Er schließt sich zusammen mit Hank Thompson (Danny Glover) im Eisenwaren-Laden ein, bereit, es den Zombies dreckig zu geben. 

Auch mit dabei: Steve Buscemi. Der darf mit einem roten KAWA-Basecap („Keep America White Again“) den Trump-Wähler mimen, der nach seinem Hund Rumsfeld sucht und einen Zombie trifft, der sehr an George A. Romeros schwarzen Hauptdarsteller Duane Jones erinnert. Hier macht sich auch die zweite Ebene von The Dead Don’t Die auf, denn nicht nur die Toten sterben nicht, sondern auch die Metaphern, Anleihen und Meta-Verweise. Vor allem auf Romero wird natürlich – als Vater des modernen Horrorfilms – viel verwiesen. Mal so subtil, wie in der Umkehrung seines Originals Die Nacht der lebenden Toten (1968), in dem Duane Jones in einem Haus zusammen mit einer weißen Frau (Skandal!) zu überleben versucht und nun als Untoter den Trump-Wähler heimsucht, ganz so, als wäre dessen besessene Angst vor den Anderen madenfleischige Wahrheit geworden. Doch auch Romeros bitterböse Satire und Konsumkritik bekommt einen Ehrenplatz bei Jarmusch. Hier schreien die Untoten, die bei Romeros Zombie (1978) noch in Scharen ins Einkaufszentrum stolperten, nun nach Wifi, Xanax (Beruhigungsmitteln) oder kehren an typisch amerikanische Orte für Maskulinität (Sportplatz und Eisenwarenladen) zurück. 

„Das wird nicht gut enden“, sagt da Officer Peterson immer wieder und alsbald fragt sich auch sein Boss, woher er denn das wissen will. „Ich habe das Drehbuch gelesen“, antwortet er und Robertson – oder Bill Murray selbst – ist entsetzt. Ihm wurden nur die Seiten mit seinen Szenen zugeteilt. Die Selbst- und Fremdreferenzen nehmen kein Ende. Das macht ein bisschen Spaß und natürlich auch Freude am Wiedererkennen diverser Filme, Comics, Bücher und Ideen. 

Doch The Dead Don’t Die will noch etwas anderes sein. Seit ihren ersten langsam-schlurfenden Gehversuchen sind Zombiefilme stets Metaphern für Größeres, meist Politisches gewesen, und Jarmusch hat hier, eindeutiger geht es kaum, einen Film über Trumps Amerika gemacht. Von den roten Baseballcaps und Rassismus bis hin zu Kindern in Lagern ist in Centerville so gut wie alles vertreten, was im weißen Teil Amerikas gerade gang und gäbe ist. Aber hier wird es mau. Jarmusch hat eigentlich nichts zu sagen, zu lahm und zu zahnlos ist seine filmische Verarbeitung der Schrecklichkeiten, die in seinem Land passieren. Zwar will er vor allem die Passivität, das Schulterzucken und Laufenlassen der meisten Amerikaner spiegeln, doch auch er hat selbst nicht mehr zu sagen. Und so zieht er sich letztendlich auf lustige Momente, Meta-Witze und One-liner zurück, die zwar ab und an zum Schmunzeln oder Lachen bringen, doch mehr auch nicht.

Letztendlich läuft sich The Dead Don’t Die schnell tot, denn Ideen hat er nicht. Die eigenartige neue „Normalität“, die Centerville und die USA bestimmen, wird hingenommen. Man fragt sich, wo Jarmuschs Biss, sein Punk, sein Gegenhalten geblieben sind. In diesem Film bekommt man sie jedenfalls nicht zu sehen. Doch damit liegt er scheinbar im Trend. Was fehlt ist Kino, das aufschreit und in Rage ist über das, was da passiert. Doch momentan scheinen Lähmung und Resignation vorzuherrschen. Und so gesehen ist The Dead Don’t Die dann doch im Trend.

The Dead Don't Die (2019)

Jim Jarmuschs neuer Film soll eine Zombie-Horrorkomödie sein. Immerhin steht über die Besetzung schon mehr fest, in der Adam Driver, Bill Murray und Tilda Swinton mit an Bord sind.

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