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Überleben will gelernt sein! Auch in der Fortsetzung zur spaßigen Horrorkomödie Zombieland zieht ein abgebrannter Haufen durch die Lande und bekommt es immer wieder mit blutrünstigen Zombies zu tun. Hält doppelt wirklich besser?

Zombieland 2: Doppelt hält besser (2019)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Neuer Irrsinn aus einer kaputten Welt

Ruben Fleischers derber Horrorspaß „Zombieland“ entstand im Jahr 2009. Noch vor der Serienadaption von „The Walking Dead“, deren weltweiter Erfolg in Film und Fernsehen eine regelrechte Untoten-Welle lostrat. Unaufhörlich schossen ab 2010 Geschichten über infizierte Menschen aus dem Boden, die, von Wahnsinn und Fleischeslust gepackt, ihrer Umwelt übel zusetzen. Mittlerweile hat das Zombie-Subgenre einen hohen Grad der Sättigung erreicht, auch wenn hier und da kleine Perlen – etwa „The Girl with All the Gifts“ oder „Anna und die Apokalypse“ – das Licht der Welt erblicken. In diesem Umfeld erscheint nun mit „Zombieland: Doppelt hält besser“ eine Fortsetzung zu Fleischers ironischem Splatter-Fest, die es nicht unbedingt gebraucht hätte, bei der man sich aber noch einmal am schwungvollen Zusammenspiel der prominenten Hauptdarsteller erfreuen kann.

Zehn Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers haben die im Zuge einer verheerenden Virusepidemie zu einer Gemeinschaft zusammengewachsenen Überlebenden Columbus (Jesse Eisenberg), Tallahassee (Woody Harrelson), Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) noch immer nicht ins Gras gebissen. Als Gruppe bieten sie den durch das brachliegende Zombieland streifenden Infizierten die Stirn und lassen sich schließlich im Herzen der ehemaligen Vereinigten Staaten nieder. Das leerstehende Weiße Haus ist ihr neues Heim, in dem sie fast das Leben einer echten Familie führen. Tallahassee sorgt sich als Ältester im Bunde wie ein Vater um Nesthäkchen Little Rock. Und der unsichere Columbus möchte endlich den nächsten Schritt in seiner Beziehung mit Wichita gehen. Sein Heiratsantrag ruft allerdings nur Verwunderung hervor und animiert die Angebetete dazu, das Weite zu suchen. Aus Angst vor zu viel Nähe bricht sie mit Little Rock heimlich auf. Als Letztere jedoch unterwegs mit einem pazifistischen Hippie durchbrennt, verbündet sich Wichita erneut mit Columbus und Tallahassee, um ihre kleine Schwester aufzuspüren und vor einer weiterentwickelten, widerstandsfähigeren Zombie-Spezies zu beschützen. Dass die naive Madison (Zoey Deutch), die neue Frauenbekanntschaft von Columbus, das Trio begleitet, sorgt für etwas Zündstoff.

Wer sich von Zombieland: Doppelt hält besser eine echte Geschichte erwartet, sei gleich gewarnt. Ruben Fleischer und seine Drehbuchautoren Dave Callaham, Rhett Reese und Paul Wernick verfahren ähnlich wie im ersten Film und schicken ihre Figuren auf einen Roadtrip, der Stationen mit teils stark episodenhaftem Charakter aneinanderreiht. Die Protagonisten selbst erhalten nicht viel neues Fleisch, bleiben skizzenhaft, obwohl die Bildung einer Schicksalsfamilie reichlich Potenzial für eine Auslotung bietet. Besonders eindimensional ist die stets aufgekratzte Madison, die in Zoey Deutchs lustvoll überdrehter Darbietung zwar immer mal wieder für Farbtupfer sorgt, über deren offenkundige Dummheit sich der Film aber ständig auf plumpe Weise lustig macht. Weniger gelungen als im ersten Teil fallen im Sequel zudem die krampfhaft witzigen Zombie Kill of the Week-Einschübe aus, während die Verweise auf die von Columbus beherzigten, oft als Schriftzug im Bild auftauchenden Überlebensregeln für den ein oder anderen Lacher gut sind. 

Die Qualität der Gags und popkulturellen Anspielungen schwankt zwischen „viel zu offensichtlich“ und „amüsant“ und würde allein nicht ausreichen, um Zombieland: Doppelt hält besser zu einem launig-unterhaltsamen Zeitvertreib zu machen. Glücklicherweise schenkt Fleischer dem Zuschauer einige herrlich abgedrehte Actionpassagen (besonders einprägsam: der Kampf mit einem skurrilen Columbus- und Tallahassee-Quasi-Doppelgänger-Duo), rückt den apokalyptischen Zustand des Landes überzeugend ins Bild und hat ordentliche Gore-Effekte in petto. Das größte Pfund, mit dem die Zombie-Komödie wuchern kann, ist jedoch erneut der gut aufgelegte Haupt-Cast. Woody Harrelson darf als aufbrausender Cowboy immer wieder über die Stränge schlagen. Der in neurotischen Rollen bewanderte Jesse Eisenberg fungiert als passend verdruckstes Gegenstück. Und Emma Stone legt einen wunderbar zupackenden, vor Sarkasmus nur so sprühenden Auftritt hin. Bedauern muss man einzig Abigail Breslin, deren Figur zu sehr an den Rand gedrängt wird. 

Das Zombie-Subgenre stößt, wie eingangs erwähnt, an seine Grenzen. Zu beobachten auch an Jim Jarmuschs unbefriedigender Persiflage The Dead Don’t Die, die im Mai 2019 in Cannes ihre Uraufführung feierte. Auch Zombieland: Doppelt hält besser setzt keine neuen Impulse, bietet allerdings immerhin eineinhalb Stunden lang vergnüglichen Irrsinn – was vielen anderen Untoten-Streifen – ob komödiantisch oder spannend – nicht mal im Ansatz gelingt.

Zombieland 2: Doppelt hält besser (2019)

In Zombieland 2: Double Tap verbreiten die vier Zombiekiller ihr genial-komisches Chaos diesmal von den Weiten Amerikas bis ins Weiße Haus. Dabei werden die Vier nicht nur mit neuen Zombie-Arten, sondern auch mit weiteren menschlichen Überlebenden konfrontiert. Doch in erster Linie müssen sie sich den wachsenden Problemen innerhalb ihrer eigenen schrägen Zwangsfamilie stellen.

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