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Im vorerst letzten Teil der mit Steven Spielbergs Jurassic Park begonnenen Dinosaurierreihe treffen die neuen Helden auf altbekannte Gesichter und kämpfen gemeinsam gegen einen dubiosen Großkonzern. Ein Abschied, der keine Wehmut aufkommen lässt, da den Verantwortlichen spürbar die Ideen ausgehen.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Menschheit am Scheideweg

Eine prominente Leinwandära findet ihr, zumindest vorläufiges, Ende. Mit dem Dinoabenteuer „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ wird nach Steven Spielbergs Jurassic Park-Saga, die zweite Trilogie rund um die in der Gegenwart wiedererweckten Urzeitgiganten abgeschlossen. Wie es sich für ein solches Finale gehört, treffen dabei erstmals die neuen, 2015 in Jurassic World eingeführten Held*innen und die Protagonist*innen des 1993 veröffentlichten, in technischer Hinsicht bahnbrechenden Ursprungsfilms Jurassic Park aufeinander und stemmen sich gegen eine neue Bedrohung, nachdem die Saurier in Jurassic World: Das gefallene Königreich auf dem Festland freigesetzt wurden. Der Boden für eine unterhaltsame und spannende letzte Runde – eine Fortsetzung lehnen die Produzent*innen freilich nicht komplett ab – scheint bereitet. Der dritte Teil der Jurassic World-Reihe entpuppt sich allerdings als seelenlose Blockbuster-Melange.

Vier Jahre liegt die Zerstörung der Isla Nublar nun schon zurück. Mittlerweile haben sich die von der Insel stammenden urzeitlichen Echsen überall auf der Welt ausgebreitet und machen dem Menschen die Vorherrschaft streitig. Eine friedliche Koexistenz ist noch lange nicht in Sicht. Und so steht ständig die Frage im Raum, wie sich das Leben auf der Erde verändern wird. Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die ehemalige Leiterin des Jurassic-World-Themenparks, und Owen Grady (Chris Pratt), der dort einst als Velociraptoren-Trainer arbeitete, sind wieder ein Paar und kümmern sich um ihre in der Abgeschiedenheit versteckte Ziehtochter Maisie Lockwood (Isabella Sermon), die im Vorgänger erfahren musste, dass sie ein Klon Charlotte Lockwoods ist. Deren Vater wiederum war vor vielen Jahren mit John Hammond, dem Gründer der originalen Jurassic-Park-Attraktion, geschäftlich verbunden. Als die von vielen Parteien begehrte Maisie eines Tages entführt wird, folgen Claire und Owen den Spuren ihrer Kidnapper, die im Auftrag des Großkonzerns Biosyn agieren.

In einem zunächst parallel ablaufenden Handlungsstrang tun sich die alten Bekannten Ellie Sattler (Laura Dern) und Alan Grant (Sam Neill) zusammen, um einer rätselhaften, die globale Nahrungsversorgung schon bald ernsthaft bedrohenden Heuschreckenplage auf den Grund zu gehen. Antworten erhoffen sich die Paläobotanikerin und der Paläontologe von einem Besuch in der hochmodernen Anlage von Biosyn, die als Forschungsstätte und Saurierschutzraum dient. Zutritt zu dem Komplex in den Dolomiten verschafft den beiden ihr früherer Mitstreiter, der Chaostheoretiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum).

Jurassic World: Ein neues Zeitalter hat – das darf man von einem Spektakelfilm dieser Größenordnung auch erwarten – einige imposante Bilder und knackige Actionpassagen zu bieten. Im direkten Vergleich mit Jurassic World: Das gefallene Königreich fällt aber auf, dass Regisseur Colin Trevorrow weniger dicht und atmosphärisch inszenieren kann als sein spanischer Kollege Juan Antonio Bayona, der die kreative Verantwortung für das zweite Kapitel der Jurassic World-Trilogie schulterte. Im Meer der mit digitalen Hilfsmitteln aufgemotzten Hollywood-Megaproduktionen sticht die Optik des neuen Dino-Streifens trotz einiger mitreißender Kameraspielereien nicht besonders hervor, entspricht vielmehr den Standards, die man heute gewohnt ist. 

Hatte schon Bayonas dem Horrorkino huldigende Sauriersause mit typischen Blockbuster-Krankheiten – klischeehaften Charakterisierungen, überzogenem Pathos und einem dürftig konstruierten Plot – zu kämpfen, nehmen die erzählerischen Schwächen des dritten Jurassic World-Teils geradezu ärgerliche Ausmaße an. Alle möglichen Elemente werden hier in einen Topf geworfen und wild vermischt, ohne den einzelnen Komponenten genügend Entfaltungsraum zu geben. 

Die Frage der Koexistenz zwischen Menschen und Urzeittieren wird auf simple Schlagworte reduziert. Claire und Owen begeben sich auf eine Hatz, die anfangs stark nach einem James-Bond-Abenteuer riecht, während die Sorge um ihre Ziehtochter ohne ehrlichen emotionalen Widerhall bleibt. Auch das von vielen Reihenfans gespannt erwartete Zusammentreffen der Ursprungsprotagonisten animiert nicht gerade zu Begeisterungssprüngen. Zumindest im Fall der Paläowissenschaftler bringen Trevorrow und Drehbuchpartnerin Emily Carmichael erschreckend wenig auf den Tisch. Ellies und Alans Beziehung wird arg vorhersehbar in romantische Bahnen gelenkt. Und ihre zunächst erstaunlich leicht von der Hand gehenden Ermittlungen taugen nicht gerade, um den Puls in überraschende Höhen zu treiben. Stiefmütterlich behandelt der Film zudem die junge Maisie, die eigentlich interessanteste Figur des Ensembles. Statt ihr Dilemma als Klon konsequent in den Blick zu nehmen, wird stets nur an der Oberfläche gekratzt. Ähnliches gilt für die am Beispiel von Biosyn vorgebrachte Kritik am schrankenlosen Weltverbesserungsglauben der Silicon-Valley-Firmen. Hat es anfangs noch den Anschein, als würde mit CEO Lewis Dodgson (Campbell Scott) ein eher ungewöhnlicher Antagonist in Stellung gebracht, verliert der Gegenspieler zunehmend an Reiz.

Vieles in Jurassic World: Ein neues Zeitalter wirkt irgendwie egal oder dramatisch aufgebauscht. Nicht zuletzt manche Saurierattacke. Bezeichnend ist spätestens ein finaler Echsenzusammenstoß. Wer dabei gegen wen kämpft, ist völlig gleich, steht in keiner echten Verbindung zur Geschichte. Trevorrow baut die Konfrontation lediglich pflichtschuldig ein, weil sie zu einem Film der Reihe einfach dazugehört. Für wahrscheinlich unbeabsichtigte Lacher sorgen die häufig Offensichtlichkeiten widerkäuenden Dialoge, in denen zu allem Überfluss auch noch einige schwache Figurenmotivationen lang und breit ausdiskutiert werden. Große Freude bereiten eigentlich nur die Gaga-Auftritte Ian Malcolms, der in einem ganz eigenen Universum zu schweben scheint. Mit seiner clownesken Darbietung findet Jeff Goldblum genau den richtigen Zugang zu einem aus vielen halbgaren Ideen zusammengestoppelten, immer wieder ins unfreiwillig Komische abgleitenden Sauriertrip.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022)

Die Fortsetzung von „Jurassic World“ (2015) und „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (2018).

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Meinungen

Gabi Fischer · 11.06.2022

Haben heute den Film gesehen. Naja, irgendwie am Anfang langatmig. Viel aneinandergereihte Action, vorhersehbare Handlungen. Ganz nett, aber im großen und ganzen enttäuschend. Die ersten Jurassic-Filme waren bedeutend besser, spannend und immer mit neuen Wendungen. Witzig war nur Ian Malcom/Jeff Goldblum mit seiner abgedrehten Art. Eine Fortsetzung braucht man nicht.