Skin Trade

Eine Filmkritik von Martin Beck

Ein ernstes Anliegen

Menschenhandel, speziell mit jungen Frauen, ist nicht nur eine der miesesten Arten Geld zu verdienen, sondern auch der Aufhänger für einen erfreulich aufwendig produzierten und inszenierten B-Actionfilm, der alleine mit seiner phänomenalen Besetzung Pawlowsche „will sehen“-Reflexe verursacht: Dolph Lundgren, Tony Jaa, Michael Jai White, Peter Weller und Ron Perlman – in einem Film von Ekachai Uekrongtham, dem Regisseur von Beautiful Boxer. Äh, ja.
Warum gerade dieser Mann, der hier eine 180-Grad-Wende vom sensiblen Arthouse-Drama zu alphalastiger Männerunterhaltung vollzieht, für Skin Trade engagiert wurde, merkt man bereits bei der ersten großen Actionszene. Klare Bilder, klare Schnitte und eine kinetische Dynamik, die statt Wackelhektik einen strammen Zug zum nächsten Schlag entwickelt — Ekachai Uekrongtham beherrscht das „richtige“ Actionhandwerk und stellt bereits nach wenigen Minuten klar, dass thailändische Produktionsgelder nicht zwangsläufig auf Trashmurks und schlechte CGI-Stunts hinauslaufen müssen.

Dieser Verdienst gebührt natürlich dem Regisseur, aber auch dem spürbar hohen Budget und Hauptdarsteller Dolph Lundgren, der zusätzlich noch als Drehbuchautor und Produzent dabei ist. Er dürfte einer der entscheidenden Wegweiser Richtung bodenständiger Ernsthaftigkeit gewesen sein und gibt sich dazu als grummeliger Polizist, der den Sohn eines serbischen Menschenhändlers tötet und deswegen den Liam Neeson in sich rauslassen muss – weil nämlich als Rache seine Tochter entführt und seine Frau getötet wird.

Aus dem grummeligen Polizisten wird ein grummeliger Massenmörder, der zusammen mit einem thailändischen Kollegen, gespielt von Tony Jaa, allerlei Verwüstung mit beträchtlichen Kollateralschäden anrichtet. Der serbische Menschenhändler taucht in Thailand unter, wo es folglich zu steilen Martial-Arts-Kämpfen, Explosionen und kühnen Verfolgungsjagden kommt. Dass das alles nicht immer logisch und motiviert ist, ist natürlich geschenkt, doch immerhin spart man sich dreidimensionale Supersprünge und ähnlichen comichaften Unsinn.

Dass die Mundwinkel doch ab und zu nach oben wandern, ist unter anderem Tony Jaas grandios schlechtem Englisch geschuldet, genauso wie auch die ausschließlich weiblichen Opferrollen und die wiederholten Kämpfe zwischen Lundgren und Jaa, bei denen Ersterer gar nicht mehr aus dem Schnaufen herauskommt, für wohlwollendes Kopfschütteln sorgen können. Skin Trade macht vieles richtig, aber trotzdem bleibt es auf jeden Fall ein B-Film, der des öfteren mit „weil’s halt so ist“ argumentiert und ansonsten auf den nächsten tollen Kampf verweist.

Der Höhepunkt hierbei ist auf jeden Fall die Keilerei zwischen Tony Jaa und Michael Jai White, bei der sich die Männer mal wieder als „real deal“ beweisen können, wohingegen der Tiefpunkt ebenfalls Michael Jai White und auch Dolph Lundgren gehört, die sich beide irgendwann konträr zu ihren ursprünglich definierten Charakteren entwickeln, einzig zum Zwecke dramaturgischer Brechstangen und brachialer Actionmomente. „Wo ist da das Problem?“, ertönen jetzt die fragenden Stimmen der Actionjunkies, und tatsächlich kracht es dadurch ja auch, doch der Film als Ganzes widerspricht sich so selbst seinem auferlegten ernsthaften Anspruch.

Skin Trade hat nicht die letzte Zugkraft der neueren B-Konkurrenz, vertreten zum Beispiel durch Undisputed 3, Ninja – Pfad der Rache oder Universal Soldier: Regeneration, aber knapp darunter ist immer noch im Fadenkreuz eines gelungenen Heimkinoabends. Wenn in Teil 2 (der möglich ist, allerdings nicht mit der kompletten Besetzung hier) noch Scott Adkins aufläuft, Dolph Lundgren einen zusätzlichen Rewrite in die Beiseitigung dramaturgischer Schlaglöcher steckt und Tony Jaa beim Englischreden nicht mehr so aussieht als würde er große Würste pressen, darf man schon jetzt hechelnde Vorfreude anstimmen. Trotz der Querschläger: Skin Trade ist sehenswertes Männerkino.

Skin Trade

Menschenhandel, speziell mit jungen Frauen, ist nicht nur eine der miesesten Arten Geld zu verdienen, sondern auch der Aufhänger für einen erfreulich aufwendig produzierten und inszenierten B-Actionfilm, der alleine mit seiner phänomenalen Besetzung Pawlowsche „will sehen“-Reflexe verursacht: Dolph Lundgren, Tony Jaa, Michael Jai White, Peter Weller und Ron Perlman – in einem Film von Ekachai Uekrongtham, dem Regisseur von „Beautiful Boxer“. Äh, ja.
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