To Kill a Man

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Death Wish fürs Arthaus-Publikum

Der chilenische Film To Kill a Man ist zwar der Form nach ein Rachefilm nach bekanntem Vigilantenmuster, aber nicht für den actionhungrigen B-Film-Fan, sondern für das Arthaus-Publikum. Denn Autor und Regisseur Alejandro Fernández Almendras erzählt die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte sehr minimalistisch.
Im Viertel treibt Kalule sein Unwesen. Er raubt, er stiehlt, er prügelt sich – die Leidtragenden sind immer die Bewohner dieses Viertels, darunter auch Jorge, dessen Sohn von Kalule so schwer verletzt wird, dass der Übeltäter gar ins Gefängnis muss. Knapp zwei Jahre später ist er aber wieder da und macht dort weiter, wo er aufgehört hat. Jorge, dessen Ehe in die Brüche gegangen ist, steckt wieder ein, hält sich wieder zurück, macht wieder gute Miene zum bösen Spiel. Bis Kalule seine Tochter belästigt. Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Schon die ersten Minuten, der Blick in den Wald, unterlegt von brummender Musik, verheißen, dass hier kein gewöhnlicher Film vorgelegt wird. Almendras hat eine Vision, er wollte das Genre auf den Kopf stellen. Dazu wählte er einen sehr zurückgenommenen Ansatz, der filmisch daraus besteht, dass fast jede Szene ausgesprochen statisch ist. Die Kamera ist fest montiert, die Schauspieler müssen über Minuten hinweg eine Szene ohne Unterbrechung meistern. Das ist formal interessant, in der Umsetzung führt es jedoch zu einer Eintönigkeit, die Almendras nur selten mit einer etwas bewegteren Kamera aufbricht. Diese Momente sind jedoch selten, und reichen nicht aus, um den ansonsten starren Blickwinkel etwas auszugleichen.

Inhaltich ist To Kill a Man nicht uninteressant, aber er bleibt zu sehr an der Oberfläche. Statt einer durchgehenden Geschichte bietet er Vignetten, zeigt Jorge und seine Familie, aber macht dabei solche Sprünge, dass das Auseinanderbrechen derselben auch nur durch den Dialog geklärt ist, während das Ereignis selbst im Film nicht geboten wird. Das schwächt den Film, da es die Emotionalität einschränkt, mit der der Zuschauer an den Film gebunden werden könnte und sollte. Stattdessen stellt sich unentwegt das Gefühl klinischer Sterilität ein. Almendras berichtet, ohne zu involvieren, er präsentiert seine Version einer wahren Geschichte, die nicht wirklich mehr zu bieten hat, als es ein x-beliebiger Zeitungsartikel, der ihn inspirierte, getan hat.

Dabei gibt es in To Kill a Man durchaus Elemente, die der tiefergehenden Untersuchung wert wären. Die Frage, wie ein Mord per Selbstjustiz auf einen normalen, eigentlich feigen Menschen psychisch nachwirkt, wird hier praktisch umgangen, der Themenkomplex eines Rechtssystems, das den Einzelnen durch Untätigkeit im Stich lässt und ihn so im Endeffekt zum Handeln zwingt, wird auch nur angekratzt, aber nicht wirklich ausgeführt.

So ist To Kill a Man zwar ein ehrenwerter Versuch, den Selbstjustizfilm aus den Niederungen des Action-Trashs zu befreien, in seiner Umsetzung lässt der auf mehreren Festivals mit Preisen ausgezeichnete Film aber zu wünschen übrig.

To Kill a Man

Der chilenische Film „To Kill a Man“ ist zwar der Form nach ein Rachefilm nach bekanntem Vigilantenmuster, aber nicht für den actionhungrigen B-Film-Fan, sondern für das Arthaus-Publikum. Denn Autor und Regisseur Alejandro Fernández Almendras erzählt die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte sehr minimalistisch.
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