Made in USA

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Schießen Sie auf die Freiheit!

Diese aparte junge Frau im sexy-schrillen Stil der 1960er Jahre, die zu Beginn dieses augenscheinlichen Krimis von Jean-Luc Godard verträumt Poetisches rezitiert, vermag die Coolness einer gewieften Privatdetektivin an den Tag zu legen. Paula Nelson (Anna Karina) reist auf der Suche nach ihrem Verlobten Richard nach Atlantic Cité, findet ihn schließlich ermordet auf und begibt sich mit ihrem journalistischen Gespür daran, die Hintergründe seines Todes aufzuklären. So lässt sich die Geschichte dieses ungezähmten Films von Jean-Luc Godard umreißen, doch Made in USA ist keineswegs ein typischer Genrefilm mit der Variation einer starken Frauenfigur als Heldin, sondern eine künstlerische, parodistische Komposition zu der eingangs aufgeworfenen Frage, wie man eigentlich einen politischen Film macht.
Während die Dramaturgie plakativ mit ideologisch motivierten Protagonisten sowie politischen Anspielungen und Parolen jongliert, Agenten, Gangster und Geheimpolizisten in vagen inhaltlichen Zusammenhängen auftreten und ihre Überzeichnungen mit humoristischer Natürlichkeit erscheinen lässt, erlebt der Zuschauer ein vergnüglich-konfuses Arrangement visueller Impressionen von Walt Disney, blutigen Puppen, Humphrey Bogart und anderen farbprächtigen, wirkungsmächtigen Bildern. Der so selbstverständlich inszenierten Ungreifbarkeit des Politischen begegnet Jean-Luc Godard mit der verspielten Präsentation skurriler Sophistereien, deren Ernsthaftigkeit und philosophische Tiefe in komisch anmutende Banalitäten eingebettet sind.

Bei Made in USA liegt der Fokus nicht auf der letztlich konsequent undurchsichtigen Handlung, den stilisierten Charakteren oder gar auf den wirren, universellen politischen Aspekten mit ihrer Absage an das damals vorherrschende Rechts-Links-Klischee. Vielmehr stellt der Film ein buntes Stück von Variationen und Reflexionen auf das Genre des Kriminalistisch-Politischen dar, verknüpft mit verfremdender, künstlerischer Gestaltung sowie einer ironischen Selbstreferentialität. So pfiffig die Verbalakrobatik sich auch bei Zeiten ausnimmt, wird die Sprache doch mitunter von Musik überlagert oder schlicht auf stumm geschaltet, sucht der Schriftsteller nach Worten, singt die junge Marianne Faithfull in einem Café mit leerem Blick eine triste Version von „As Tears Go By“ und auf den Schriftzug „Freiheit“ auf einer Wand wird geschossen – ein verschmitztes Werk aus einer dichten Schaffensphase des umtriebigen Jean-Luc Godard, der seinerzeit gleichzeitig bei Made in USA und Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß / 2 ou 3 choses que je sais d’elle Regie geführt und mittlerweile annähernd hundert Filme inszeniert hat.

Made in USA

Diese aparte junge Frau im sexy-schrillen Stil der 1960er Jahre, die zu Beginn dieses augenscheinlichen Krimis von Jean-Luc Godard verträumt Poetisches rezitiert, vermag die Coolness einer gewieften Privatdetektivin an den Tag zu legen. Paula Nelson (Anna Karina) reist auf der Suche nach ihrem Verlobten Richard nach Atlantic Cité, findet ihn schließlich ermordet auf und begibt sich mit ihrem journalistischen Gespür daran, die Hintergründe seines Todes aufzuklären.
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