Little Boy

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Kann Glaube Berge versetzen?

Pepper Flynt Busbee ist sehr klein für sein Alter, und so ruft ihn jeder nur „Little Boy“. Von den anderen Jungen der Stadt wird er gehänselt und gepiesackt. Aber dafür hat er eine wunderbar enge Beziehung zu seinem Vater: Für ihn und mit ihm macht er alles, zusammen mit Vater James erlebt er die größten Abenteuer – zumindest so lange, bis seine Mutter dazwischen geht und Pepper ins Bett schickt. Umso schrecklicher ist es für den kleinen Jungen, als James Busbee eingezogen wird, um gegen die Japaner zu kämpfen.
Der zweite Spielfilm von Alejandro Gómez Monteverde spielt während des Zweiten Weltkrieges und schildert einfühlsam, was es besonders für die Daheimgebliebenen bedeutet, wenn ein Familienmitglied in den Krieg zieht (und nur eventuell wieder zurückkommt). Es sind vor allem kurze Situationen, die kleinen Augenblicke, die – trotz aller Hoffnung, die der Film vermittelt – auch im Gedächtnis bleiben: Wenn Peppers Mutter (Emily Watson) auf dem Bett sitzt und ins Leere starrt und dann anfängt zu weinen, dann wird deutlich, wie groß der Verlust, wie schwer das Alleinsein zu bewältigen ist.

Für den siebenjährigen Pepper (Jakob Salvati) ist der Abschied am schlimmsten. Deshalb setzt er sich dann auch relativ schnell ein Ziel und beginnt, hart daran zu arbeiten: nämlich, seinen Vater (Michael Rapaport) zurückzubringen, koste es, was es wolle. Dass er nur an sich glauben müsse, wenn er etwas erreichen wolle, das hatte sein Vater ihm schon beigebracht. Nun braucht es nur etwas Zuspruch und einen Verbündeten, um den Plan in die Tat umzusetzen und seinen Vater nach O’Hare zurückzuholen.

Anlass und Motivation erhält er sowohl von Zauberkünstler Ben Eagle (Ben Chaplin) als auch von Pater Oliver (Tom Wilkinson), der ihm erklärt, dass Glaube Berge versetzen kann, und ihm eine Liste der Nächstenliebe mitgibt, die er abhaken muss, um seinen Glauben unter Beweis zu stellen. Den Begleiter auf seiner Mission findet Pepper in Hashimoto (Cary-Hiroyuki Tagawa), der als Japaner seit Kriegsbeginn von allen gehasst, gejagt und bedroht wird. Pepper aber kommt gut mit Hashimoto zurecht, schließlich kennt er die Position als Außenseiter bestens, und zwischen den beiden entsteht eine richtige Freundschaft.

Little Boy ist kein klassisches, aber doch eine Art Märchen, weil – aus Zufall oder nicht – zur richtigen Zeit die richtigen Dinge passieren, die Pepper immer wieder glauben lassen, dass er es schaffen kann. Als Zuschauer weiß man um die Zufälle und darum, wie Peppers Glaube zustande kommt, und doch will man immer wieder auch in dessen Rolle sein und daran glauben, dass ein kleiner Junge die Welt verändern, den Krieg beenden und seinen Vater nach Hause holen kann.

Dieses Wohlgefühl erreicht Gómez Monteverde auch durch den Ton, die Farbe und Stimmung seines Films: Die Bilder wirken, als wären sie allesamt durch einen Vintage-Filter gegangen. Das sind warme, rötliche und gleichzeitig ein wenig verblasste Farbtöne, die wunderbar zum Setting und zur Handlungszeit – der 1940er Jahre in einer kleinen Küstenstadt in Kalifornien – passen. Ein schöner und guter Film über Glauben, Hoffnung und auch Mut, gepaart mit ein bisschen Geschichtsunterricht und Fantasy – perfekt für den Familienabend (mit älteren Kindern, die die Zusammenhänge schon verstehen) vor dem Bildschirm.

Little Boy

Pepper Flynt Busbee ist sehr klein für sein Alter, und so ruft ihn jeder nur „Little Boy“. Von den anderen Jungen der Stadt wird er gehänselt und gepiesackt. Aber dafür hat er eine wunderbar enge Beziehung zu seinem Vater: Für ihn und mit ihm macht er alles, zusammen mit Vater James erlebt er die größten Abenteuer – zumindest so lange, bis seine Mutter dazwischen geht und Pepper ins Bett schickt.
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