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In „Intrigo – Samaria“, dem zweiten Teil einer Krimi-Trilogie nach Håkan Nesser, erzählt Daniel Alfredson von einem Mordfall, der zehn Jahre zurückliegt – und von den Versuchen einer Filmemacherin, die Hintergründe der Tat zu klären.

Intrigo: Samaria (2019)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Verschlungene Wahrheitsfindung im Sommerhaus

Im Oktober 2018 kam das Kriminaldrama Intrigo – Tod eines Autors in die deutschen Kinos. Das Werk basierte auf einer Erzählung des 1950 geborenen schwedischen Schriftstellers Håkan Nesser, die dieser vor mehr als 20 Jahren verfasst hatte, und bildete den Auftakt der Intrigo-Trilogie, deren zweiter und dritter Teil hierzulande nun überraschenderweise zeitgleich in den Lichtspielhäusern anlaufen.

Anders als etwa die Millennium-Trilogie nach Stieg Larsson bauen die Filme nicht aufeinander auf und erzählen abgeschlossene Geschichten mit jeweils eigenem Personal. Neben den Motiven Schuld und Sühne sowie einem Bistro-Café als Schauplatz, das den titelgebenden Namen Intrigo trägt, verbindet die drei Produktionen in erster Linie der Regisseur: Daniel Alfredson, der mit Verdammnis und Vergebung im Jahre 2009 auch zwei Millennium-Teile realisierte, hat die gesamte Intrigo-Reihe in Szene gesetzt und gemeinsam mit Birgitta Bongenhielm die Drehbücher geschrieben.

Intrigo – Samaria, der offizielle zweite Teil der Filmserie, entstand nach der Novelle Die Wildorchidee aus Samaria, die 1997 in Schweden und 2007 (als Teil einer Kurzgeschichten-Sammlung) in Deutschland erschien. Im Zentrum der Adaption, die relativ frei mit der Vorlage umgeht, steht die junge Dokumentarfilmerin Paula Polanski (Phoebe Fox). Für ihre neue Arbeit will sich Paula mit einem Fall befassen, der sich während ihrer Schulzeit zugetragen hat. Paulas Freundin und Mitschülerin Vera Kall (Millie Brady) war eines Tages verschwunden; ein paar Wochen später wurde ihr aggressiver Vater Jacob (Jeff Fahey) verhaftet, angeklagt und wegen Mordes verurteilt, obwohl es keine Leiche gab. Als Paula den damaligen Aushilfslehrer Henry Martens (Andrew Buchan) wieder trifft, der inzwischen als Werbetexter in Antwerpen tätig ist, will sie ihn zu einem Interview für ihr Projekt bringen. Nach anfänglichem Zögern erklärt sich Henry bereit und sucht die junge Frau im elterlichen Sommerhaus auf.

Das Skript schildert den Plot betont verschlungen, indem erst allmählich in diversen Rückblenden deutlich wird, was vorgefallen ist und welche Geheimnisse und Absichten die Figuren hegen. Diese verschachtelte Erzählweise soll gewiss die Spannung erhöhen, führt jedoch eher dazu, dass einem sowohl Paula als auch Henry ziemlich fremd bleiben. Die Charakterisierung der Rollen erfolgt überwiegend recht unelegant auf der Dialogebene, durch Beschreibungen Dritter („Das Mauerblümchen!“) oder durch eigene Aussagen („Ich bin ja lesbisch …“). Phoebe Fox und Andrew Buchan agieren zwar durchaus souverän, können ihren wenig einnehmenden Parts aber auch nicht das nötige Leben einhauchen. In einigen Momenten, in denen Intrigo – Samaria ganz zum Kammerspiel und zum Zwei-Personen-Stück wird, erreicht der Film eine gewisse Intensität, die indes nie allzu lange anhält.

Die Bilder, die Alfredson und sein Kameramann Paweł Edelman (der ebenfalls an allen drei Intrigo-Teilen beteiligt war) finden, sind zweifelsohne von einer gediegenen Schönheit; insgesamt mutet Intrigo – Samaria allerdings eher wie eine handwerklich ordentliche Fernsehproduktion an, die im Vergleich zu anderen skandinavischen Krimis entschieden zu bieder daherkommt.

Intrigo: Samaria (2019)

Filmemacherin Paula Polanski wendet sich mit ihrem neuen Projekt an ihren ehemaligen Lehrer Henry. Sie möchte das Verschwinden ihrer Schulfreundin Vera Kall aufklären. Der Mann, der für die Tat verurteilt wurde, sitzt seit langem hinter Gittern, eine Leiche wurde jedoch nie gefunden.

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