Das Gespenst von Canterville

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Von der Enterprise nach Canterville

Das klassische Stück von Oscar Wilde wurde schon häufig verfilmt, niemals schöner als in der ersten Version von 1944, in der Charles Laughton in die Rolle des Gespensts geschlüpft ist. Für die Fernsehversion von 1996 fand man jedoch einen Mimen, der Laughton durchaus das Wasser reichen kann: Der frühere Captain der Enterprise Patrick Stewart.
Ginny (Neve Campbell) hat eigentlich keine Lust auf England. Noch weniger auf ein ödes Schloss. Von der Familie mitgeschleppt, muss sie sich mit der Situation arrangieren. Aber in Canterville Hall geht ein Geist um. Ginny beschwört ihren Vater abzureisen, der glaubt aber, dass sie für den Geisterspuk verantwortlich ist und will sie alleine nach Hause schicken. Doch dann begegnet Ginny dem Geist von Sir Simon de Canterville (Patrick Stewart), der verflucht wurde. Und nur Ginny kann ihm helfen.

Patrick Stewart bringt als Sir Simon de Canterville schauspielerische Gravitas ein. Als altgedienter Shakespeare-Mime gestaltet er seine Figur pompös und stimmgewaltig. Zugleich ist der Geist eine tragische Gestalt, für die man unendliche Sympathie fühlt. Das Gespenst von Canterville ist im besten Sinne ein Film für die ganze Familie und bietet für jede Altersgruppe etwas: Kinder können sich am geisterhaften Schabernack erfreuen, Jugendliche werden von Neve Campbell und ihrer aufblühenden Romanze angesprochen und für Erwachsene gibt es den Vater-Tochter-Konflikt. Dabei gestalten sich die Elemente nicht isoliert voneinander, sondern bedingen einander und werden so zu mehr als der Summe aller Teile.

Wildes Vorlage ist noch so frisch wie eh und je. Es ist ein Zeichen großer, die Zeiten überdauernder Literatur, wenn sie noch lange nach ihrer Entstehung relevant bleibt. Ein anderes ist, dass sie adaptiert und verschiedenen Zeiten angepasst werden kann, ohne dass etwas verloren geht. Darum ist Das Gespenst von Canterville auch eine Geschichte, die gerne und oft verfilmt wurde. Alleine drei weitere Adaptionen gab es, seit Patrick Stewart im Fernsehen herumspukte.

Das Gespenst von Canterville ist ein süßer, aber nicht kitschiger Familienfilm, der von großen Darstellungen und einer ansprechenden Inszenierung lebt. Wer jedoch des Englischen mächtig ist, der sollte unbedingt das Original anschauen, um in den Genuss von Patrick Stewarts Shakespeare’scher Intonation zu kommen.

Das Gespenst von Canterville

Das klassische Stück von Oscar Wilde wurde schon häufig verfilmt, niemals schöner als in der ersten Version von 1944, in der Charles Laughton in die Rolle des Gespensts geschlüpft ist. Für die Fernsehversion von 1996 fand man jedoch einen Mimen, der Laughton durchaus das Wasser reichen kann: Der frühere Captain der Enterprise Patrick Stewart.
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