Der Trost von Fremden (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Der Tod in Venedig

1990 wagte sich Paul Schrader an Ian McEwans Roman Der Trost von Fremden. Das Drehbuch steuerte Harold Pinter bei. Vom Ergebnis kann sich das Publikum nun erstmals auf Blu-ray überzeugen.
McEwans Vorlage spielt an einem namenlosen Ort, der seiner Beschreibung nach unverkennbar an Venedig erinnert. Schrader nutzt die Lagunenstadt als Kulisse für einen tödlichen Reigen. Colin (Rupert Everett) und Mary (Natasha Richardson) wollen ihrer Beziehung in ihrem Sommerurlaub neuen Schwung geben. Stattdessen geht das Paar in den verwinkelten Gassen entlang der Kanäle verloren. Tief in der Nacht geraten sie an den Falschen. Ihr Schicksal trägt weiß, heißt Robert (Christopher Walken) und pflegt ein sadomasochistisches Verhältnis zu seiner Frau Caroline (Helen Mirren). Vom Fremden im Maßanzug versprechen sich Colin und Mary Orientierung. Doch ihre neue Bekanntschaft bietet keinen Ausweg.

In Paul Schraders Leinwandversion der McEwan’schen Vorlage sind Bild, Abbild und Symbol eng miteinander verwoben. Colin und Mary verirren sich tatsächlich in Venedig. Im übertragenen Sinn steht das unübersichtliche Wegenetz aber auch für die Sackgasse, an der ihre Beziehung angelangt ist. Vor all den prächtigen Bauten und Kunstwerken bildet Colin das ästhetische Zentrum des Films. Alle Beteiligten begehren seine engelsgleiche Gestalt, die wie eine zum Leben erwachte Skulptur erscheint.

Dante Spinottis Kamera rückt all diese visuellen Höhepunkte in ein goldenes Licht. Spinottis Bilder liegen nun erstmals auf Blu-ray vor. Doch ist deren Aufbereitung ebenso dürftig wie das Bonusmaterial der Disc. Zwar sind die Aufnahmen klar, und selbst ein Vierteljahrhundert nach ihrer Entstehung weiß deren Schönheit zu betören. Doch sind bereits leichte Gebrauchsspuren zu erkennen, die die Zeit am Ausgangsmaterial hinterlassen hat.

Auch auf der Handlungsebene ist die Schönheit vergänglich. Der Firnis der Gemälde ist trüb, wie auch Colins makelloses Antlitz nicht ewig währen wird. Erlischt die Sonne, zeigt Venedig seine dunkle Seite. Eine Stadt, die in ihrem historischen Charme erstarrt, und deren Kanäle bei Nacht einen morbiden Geruch verströmen. In Der Trost von Fremden liegen das Licht und die Dunkelheit, das Leben und der Tod stets nur einen Wimpernschlag voneinander entfernt.

Der Trost von Fremden (Blu-ray)

1990 wagte sich Paul Schrader an Ian McEwans Roman „Der Trost von Fremden“. Das Drehbuch steuerte Harold Pinter bei. Vom Ergebnis kann sich das Publikum nun erstmals auf Blu-ray überzeugen.
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