Autómata

Eine Filmkritik von Falk Straub

Mensch vs. Maschine

Was unterscheidet den Menschen von Maschinen? Ein Thema, das das Kino seit Fritz Langs Metropolis (1927) umtreibt, bekommt durch Filme wie Chappie und Ex Machina neuen Auftrieb. Auch Autómata hätte eine Auswertung auf der großen Leinwand verdient gehabt.
Der Versicherungsagent Jacq Vaucan (Antonio Banderas) hat seinen Job satt. Tagein, tagaus überprüft er Roboter des Typs 7000 Pilgrim, sogenannte Automata, auf ihre Tauglichkeit. Mit grauem Anzug, beigem Trenchcoat und Aktenkoffer schleicht er durch eine hermetisch abgeriegelte Megacity. Eine farblose Gestalt in einer sterbenden Stadt. Zuhause wartet seine schwangere Frau Rachel (Birgitte Hjort Sørensen). Die schlechte Luft und den schädlichen Regen möchte er seiner ungeborenen Tochter gerne ersparen. Jacq zieht es ans Meer, zurück in seine Kindheitserinnerungen, die immer wieder aufblitzen. Doch Rachel hat Angst davor, was außerhalb der meterhohen Stadtmauern lauert.

Gabe Ibáñez‘ Autómata erzählt von einer nicht allzu fernen Zukunft. Sonnenstürme haben den Großteil des Lebens auf der Erde vernichtet. 2044 leben an der radioaktiv verseuchten Oberfläche nur noch 21 Millionen Menschen. Die Automata helfen bei der Verrichtung der täglichen Arbeit. Im Vorspann umreißt eine Montage aus Schwarzweißfotografien deren Aufstieg und Fall. Setzte die Menschheit zu Beginn noch all ihre Hoffnungen in die neuartige Technik, sind die Maschinen mittlerweile Outcasts.

Zwei Sicherheitsprotokolle bestimmen ihr Verhalten. Das erste untersagt den Robotern, Menschen zu verletzen, das zweite, sich selbst und damit auch die Protokolle zu verändern. Doch bei seiner Arbeit stößt Jacq kurz hintereinander auf zwei Automata, die das zweite Protokoll umgehen. Seine Nachforschungen führen Jacq immer tiefer in die Machenschaften der Herstellerfirma und weit in die Vergangenheit zu den Ursprüngen der Roboterentwicklung.

Die Bezüge von Autómata sind klar. Seit der Schriftsteller Isaac Asimov 1942 in seiner Kurzgeschichte Runaround die Robotergesetze formulierte, beruft sich fast jeder Film darauf, der von den mechanischen Wesen handelt. Und auch auf der visuellen Ebene ist sich Autómata den großen Vorbildern des Genres bewusst, huldigt in den urbanen Szenen Ridley Scotts Blade Runner (1982) und in der postapokalyptischen Wüste der Mad Max-Reihe (1979-1985).

Dennoch ist Ibáñez ein starker eigenständiger Film gelungen. Das liegt zum einen am gelungenen Design, das sich trotz aller Reminiszenzen einem originären, retrofuturistischen Look verschreibt. Haushohe holografische Werbetafeln stehen neben alten Telefonen und aufgemotzten Faxgeräten. Das ist jedoch kein Anachronismus, sondern in der Story clever begründet. Und wird sicherlich dazu beitragen, dass Autómata wesentlich langsamer altert als manch anderer Science-Fiction-Film. Genauso wie die Roboter, die in ihrem Äußeren zwar an ihre Artgenossen aus I, Robot (2004) erinnern, ohne den Rückgriff auf Computereffekte jedoch deutlich realistischer daherkommen.

Zum anderen überzeugt Autómata durch seine Geschichte. Das Drehbuch schafft es, der ewigen Frage nach dem Menschsein trotz vieler Parallelen zu vorangegangenen Filmen auch einige neue Facetten abzugewinnen. Ein schöner Einfall ist, dass sich die Maschinen gewaltlos erheben. Der Clou, in welche Richtung sich die Menschheit entwickeln wird, ist simpel, aber treffend. Genauso wie Ibáñez‘ visuelle Umsetzung dieser Prämisse. Als Jacq nach einem Autounfall von drei Robotern verletzt aus dem Wagen gezogen wird und mit ihnen die Wüste durchquert, zeigt Ibáñez das im Profil. In seinem grauen Anzug, mit kahl rasiertem Schädel und einem Gesicht voller Staub ist Jacq von seinen mechanischen Gefährten kaum zu unterscheiden. Sein leicht gekrümmter Gang erinnert an einen Urmenschen, die vier Gestalten mit ihren unterschiedlichen Körpergrößen an eine Evolutionskette. Was also ist der Mensch? Am Ende von Autómata vielleicht doch nur ein Affe mit einer Waffe in der Hand.

Autómata

Was unterscheidet den Menschen von Maschinen? Ein Thema, das das Kino seit Fritz Langs „Metropolis“ (1927) umtreibt, bekommt durch Filme wie „Chappie“ und „Ex Machina“ neuen Auftrieb. Auch „Autómata“ hätte eine Auswertung auf der großen Leinwand verdient gehabt.
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