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Grusel-Spezialist Andy Muschietti entdeckt in einem der finalen Werke des nie richtig in die Gänge gekommenen DCEU sein Talent für Fun und Gefühl. „The Flash“ ist einer der besten DC-Superheldenfilme überhaupt.

The Flash (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Zeitreise-Chaos mit Herz und Humor

Die Geschichte des DCEU ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Mit Zack Snyder holte sich Warner Bros. einen Regisseur als kreativen Kopf ins DC-Boot, der die Abenteuer von Superman und Co. augenscheinlich für Shakespeare-Material hielt und seine Filme entsprechend inszenierte. Der augenzwinkernde Humor der Kinokassen-Kontrahenten von Marvel ging Snyders Filmen völlig ab. Zwar gab es einige Lichtblicke: Den knallbunten und komplett durchgeknallten „Aquaman“ von James Wan, einen besonders im mittleren Akt starken „Wonder Woman“ und mit „Joker“ ein sehenswertes Psychogramm, das den DC-Bezug streng genommen gar nicht gebraucht hätte. Auf der anderen Seite  waren da aber Snyders Tiefpunkt „Batman v. Superman“ und der reichlich verhunzte „Black Adam“, mit dem sich Dwayne Johnson zum neuen starken Mann für DC bei Warner inthronisieren wollte und krachend scheiterte. Diese Filme trugen das DCEU zu Grabe, bevor es jemals richtig abgehoben war. Das soll nun Ex-Marvel-Regisseur James Gunn ab 2025 ändern. Vorher kommt allerdings noch ein anderes Sorgenkind in die Kinos: der seit 2015 Autoren und Regisseure verschleißende „The Flash“.

Probleme um das Privatleben von Hauptdarsteller*in Ezra Miller, Verschiebungen der Dreharbeiten und viele Teammitglieder, die ausgetauscht werden mussten – The Flash schien unter keinem guten Stern zu stehen, zumal die Idee anderer Universen mittlerweile von Marvel aufgegriffen worden war und so der Plot drohte, nun statt innovativ ein Mitläufer zu sein. Doch ein kleines Wunder geschah: Nach einer starken Story-Idee der Dungeons & Dragons-Autoren und -Regisseure John Francis Daley und Jonathan Goldstein schrieb Bumblebee-Autorin Christina Hodson ein mitreißendes Skript und Andy Muschietti, Regisseur des IT-Zweiteilers nach Stephen King, drehte daraus einen Film, der nur an ganz wenigen Stellen Kritik verdient hat. Die Prämisse: Barry Allen aka The Flash reist in die Vergangenheit, um den Tod seiner Mutter zu verhindern. Dabei erzeugt er aber versehentlich eine neue Timeline – ohne Superhelden, die sie beschützen. Hilfe bekommt er dann unter anderem von seinem jüngeren Selbst, einem älteren Batman und einem Supergirl.

Betrachten wir zuerst das Positive: Ezra Millers Doppelrolle trägt den Film fast allein, obwohl genug starke Unterstützung an Millers Seite ist. Gerade die Nuancen, in denen sich die im Prinzip gleichen Charaktere unterscheiden, spielt Miller mit Bravour und beweist dazu noch ein gutes Gespür für das Setzen von Pointen. Michael Keaton genießt es sichtlich, einen kauzigen alten Bruce Wayne auf die Leinwand zu bringen und schafft es ebenfalls, immer wieder witzige Momente zu kreieren, ohne die Düsternis seines Charakters dabei zu untergraben. Und das wohl wütendste Supergirl der DC-Historie hat das Publikum einer stark aufspielenden Sasha Calle zu verdanken, die trotz ihrer Kräfte oft eine verletzliche Seite zeigen kann – und somit den Kontakt zu ihrer fast gottgleichen Figur ermöglicht.

Doch Muschiettis Arbeit sollte ebenfalls gewürdigt werden, denn ihm gelingt es, ein mit Action vollgepacktes Effekte-Gewitter zu präsentieren, das dennoch eine tiefe emotionale Erdung hat und in dessen Kern eine sehr melancholische Geschichte steht. So lässt der Action-Rummel auch Platz für Gefühle. Denn einem mächtigen Helden seine Grenzen aufzuzeigen, ist alles andere als einfach, wie diverse Fehlversuche, speziell im DC-Universum, bereits gezeigt haben. Muschietti glückt das und er verabschiedet so das alte DCEU gefühlt mit hoch erhobenem Kopf, zeigt er doch, was hätte sein können. Zwar sollen dieses Jahr mit Blue Beetle und Aquaman 2 noch zwei weitere DC-Filme folgen, diese dürften aber längst nicht so tief ins DCEU eingebunden sein, wie das bei The Flash der Fall ist.

Kritik muss sich The Flash allerdings für die technische Umsetzung seiner Geschichte gefallen lassen. Denn die Computereffekte sind für einen derart teuren potenziellen Blockbuster auf erschreckend niedrigem Niveau. Immer wieder werden dem Publikum Charaktere vorgeführt, die eher an eine Videospiel-Ausgabe ihrer selbst erinnern als an echte Menschen. Schon die Anfangsszene, in der eine Handvoll Babys eine wichtige Rolle spielen, zeigt, dass hier entweder massiv am CGI-Budget gekürzt wurde oder die Wahl des FX-Studios schlicht keine gute war. Auch die Möglichkeit, dass dadurch vielleicht der Comic-Ursprung unterstrichen werden sollte, greift nicht.

Dass sich der Film als Fan-Service noch vor etlichen DC-Vorgängern durch Anspielungen verbeugt, sogar einen Insider-Gag für Tim-Burton-Fans einbaut und immer wieder auch in Richtung der Comics nickt, die mit dem Achtzigerjahre-Mega-Event Crisis of Inifinite Earths hier Pate standen, ist für Freunde des Genres noch ein weiterer Grund, sich vom DCEU in dieser Qualität zumindest mit einem weinenden Auge zu verabschieden. Das Team von The Flash hat damit die Latte für das neue DCU von James Gunn deutlich höher gehängt.

The Flash (2023)

In „The Flash“ prallen buchstäblich Welten aufeinander: Barry setzt seine Superkräfte ein, um in der Zeit zurückzureisen und vergangene Ereignisse zu manipulieren. Doch bei dem Versuch, seine Familie zu retten, verändert er versehentlich die Zukunft – und sieht sich plötzlich in einer Realität gefangen, in der General Zod zurückgekehrt ist, mit totaler Vernichtung droht und es keine Superhelden gibt, die zu Hilfe kommen könnten. Barrys einzige Hoffnung besteht darin, einen völlig anderen Batman aus dem Ruhestand zurückzuholen und einen gefangenen Kryptonier zu befreien – wenn auch nicht den, nach dem er eigentlich sucht … Barry muss die Welt retten, in der er sich befindet, um in die Zukunft zurückkehren zu können, die er kennt. Um das zu schaffen, bleibt ihm nur eine Möglichkeit: Er muss um sein Leben rennen. Aber wird es ausreichen, das ultimative Opfer zu erbringen, um das Universum neu zu ordnen?

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Meinungen

Rene Z · 26.06.2023

Für das maue Interesse ist der Film eigentlich zu gut. Okay, DC ist eben kein Marvel, aber dafür ist The Flash vor allem für Fans ein toller Film. Ich habe mich jedenfalls super amüsiert und gut unterhalten. Ezra Miller ist überraschend gut und kann die Geschichte allein bzw. im Doppelpack tragen. Keaton ist einfach Kult. Einzigartiger Kritikpunkt ist das teilweise maue CGI und Tricks, die an Computerspiel Sequenzen erinnern... Aber was soll's, 4 Sterne hat der Film auf jeden Fall verdient. Von mir (Marvel Fan) gibt's 5... 👍

D. · 23.06.2023

Dieser Film hat absolut alles, was gutes Popcorn-Kino braucht: satte Action, viel Humor, interessante Figuren, eine gute Story mit Überraschungen, manchen Nostalgie-Moment und er ist an einigen Stellen sogar rührend und tränenergreifend. Wirklich!
Die Optik ist nur (sicher mit künstlerischer Absicht) an den Stellen überzeichnet, wo Flashs eigene Welt der Hypergeschwindigkeit gezeigt wird oder alternative Wirklichkeiten im Zeitstrudel. Ansonsten ist der Film auch optisch eine Wucht und auf der großen Leinwand nur bombastisch!! 5 Punkte, keine Frage!!
...schreibt jemand, der viele (!) Superhelden-Filme kennt!

kenton · 27.05.2023

Da soll Antje Traue mitspielen, die hat in Man of Steel Faora dargestellt. Aber in den Trailern war nichts von der Figur zu sehen. Auf einigen Internetseiten steht auch Anthony Traue als Schaupieler, also wohl nicht Antje Traue.

Markus Fiedler · 12.06.2023

Es ist Antje Traue und sie wiederholt ihre Rolle aus Man of Steel.