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Die Fortsetzung des DC-Superheldenfilms aus dem Jahr 2019 setzt voll auf Kontinuität: Der gleiche Regisseur erzählt mit den gleichen Figuren die gleiche Geschichte noch einmal. Allerdings auch mit dem gleichen Charme.

Shazam! Fury of the Gods (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Der Unsichere mit dem goldenen Herzen

Manche mögen’s offen. Nachdem der schwedische Regisseur David F. Sandberg mit seinem Horror-Kurzfilm „Lights Out” derart überzeugte, dass er die gleiche Story 2016 als gleichnamigen Langfilm umsetzen konnte, legte er mit „Annabelle 2” gleich noch einen Horrorfilm nach. Aber als Gruselregisseur abgestempelt zu werde, war offenbar nicht nach dem Geschmack des 41-jährigen, denn sein nächstes Projekt war der mit ein wenig Grusel und viel Humor durchsetzte DC-Superheldenfilm Shazam!. Mit einer Verzögerung von mehr als einem Jahr kommt nun die Fortsetzung in die Kinos. Zu einem denkbar komplizierten Zeitpunkt, denn das DC-Kino-Universum befindet sich seit der Inthronisierung von James Gunn als neues Mastermind in einem kompletten Umbruch.

Dementsprechend wenig hat der neue Film Shazam! Fury of the Gods auch mit anderen DC-Filmen zu tun. Zwar gibt es die Erwähnung von Helden wie Batman, Aquaman oder besonders Wonder Woman, die wie Shazam aus der Mythologie der alten Griechen gespeist ist, aber übergreifende Storylines wie bei Marvel sind hier nicht zu finden. Das macht den Film allerdings auch wesentlich einfacher ohne Vorwissen konsumierbar. Denn selbst, wer den ersten Teil der Saga nicht kennt, hat nach wenigen Minuten den Wissensrückstand aufgeholt. Kein Wunder, ist der gesamte Film doch nicht nur deutlich harmloser als der erste Teil, bei dem Sandberg seine Expertise in Sachen Horror noch deutlicher einbrachte, sondern auch so simpel gestrickt, dass er eigentlich eher als Kinderfilm taugt.

Das mag neben dem Drehbuch-Rückkehrer auch an seiner Verstärkung liegen: Co-Autor Chris Morgan verfasste vorher viele der Fast&Furious-Storys, die ebenfalls nicht vor Tiefgang oder komplexer Erzählkunst strotzen. Nun ist bei einem Superhelden-Film dieser Anspruch auch sicher fehl am Platz, aber ein wenig mehr oder auch nur etwas anders als im Vorgänger hätte es schon sein dürfen. Handelte Teil eins davon, dass sich Held Billy Batson als Superheld überfordert fühlt und nicht weiß, ob er seine neuen Kräfte wirklich verdient, hat er nun in Teil zwei exakt das gleiche Problem. Wer das nach drei Jahren Pause noch nicht vergessen hat, dürfte also mit der Figurenentwicklung des Helden zu Recht etwas unzufrieden sein. Ebenso blass bleiben bis auf eine Ausnahme die Geschwister, die Billy am Ende von Teil eins ebenfalls in Superhelden verwandelte. Lediglich Freddy, gespielt von Jack Dylan Grazer, bekommt eine eigene wichtige Geschichte im Film, der Rest bleibt Staffage.

Einen Vorteil hat es allerdings, dass so gut wie alles bleibt, wie es ist: Shazam! Fury of the Gods ist ähnlich charmant wie der Vorgänger. Zachary Levi zeigt sich erneut als talentierter Komödiant, der alle Pointen, die nicht komplett für Kinder gedacht sind, sicher auf den Punkt bringt. Allerdings lässt selbst er sich hin und wieder von einer magischen Schreibfeder in Sachen Gags den Rang ablaufen. Neben Levi überzeugt vor allem die Schurkenriege mit Helen Mirren, Lucy Liu und der elfenhaften Rachel Zegler (West Side Story) als Töchter des Titanen Atlas, die ihre alte Macht zurückfordern – und mit sichtlichem Spaß bei der Sache sind. Das macht das zweite Abenteuer des jugendlichen Helden nicht nur sehr Marvel-ähnlich, was den Humor angeht, es hebt den Film auch von den meisten anderen, eher düster geratenen DC-Verfilmungen ab. Das Product Placement, das sich der Film in einer Szene leistet, ist allerdings ein echter Dämpfer im ansonsten niedlichen Auftritt der Shazam-Familie.

So erweist sich der neue und möglicherweise letzte Film der Figur im DCEU – trotz zweier Post Credit-Szenen – als komplett harmloses, aber über weite Strecken besonders für junge Zuschauer unterhaltsames Effektgewitter, das sich selbst nie ernst nimmt und seinen wilden Mythologie-Mix angenehm unverkrampft präsentiert. Fans der Percy-Jackson-Filme werden auf ihre Kosten kommen. Denn trotz vieler guter Special Effects und reichlich Monster und Drachen verzichtet Shazam! Fury of the Gods auf langatmige Dauerprügeleien, wie zuletzt Black Adam sie zelebrierte, und verbreitet stattdessen satte Disney-Vibes mit dem Hohelied auf die traditionellen Werte der Familie. Ein großer Wurf sieht anders aus, aber als angenehme Familienkomödie mit Superhelden-Action und einem charmanten Cast geht der Film allemal durch.

Shazam! Fury of the Gods (2023)

Mit „Shazam! Fury of the Gods“ setzt die Geschichte von Teenager Billy Batson fort, der sich in sein erwachsenes Superhelden-Alter-Ego Shazam verwandelt, sobald er das Zauberwort „Shazam!“ ausspricht.

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