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Im Auftakt der „Rebel Moon“-Trilogie müssen sich Rebellen zusammenfinden, um ein Dorf vor einem gigantischen Kriegsschiff zu verteidigen. Zack Snyder ließ sich für seine Weltraum-Saga von „Star Wars“ und „Die Sieben Samurai“ inspirieren.

Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers (2023)

Eine Filmkritik von Christoph Dobbitsch

Wenn man "Star Wars" bei Wish bestellt

Ursprünglich sollte „Rebel Moon“ ein „Star Wars“-Film werden und diesen Einfluss spürt man noch deutlich. Doch auch George Lucas wollte eigentlich lieber „Flash Gordon“ verfilmen und hat lediglich aus der Not heraus ein eigenes Universum erträumt. Es besteht also die berechtigte Hoffnung, dass auch Zack Snyder die Chance nutzt, die Science-Fiction-Welt zu bereichern — würde er nicht ständig in alte Muster zurückfallen.

Es ist die sonore Stimme von Anthony Hopkins, die uns das Universum von Rebel Moon im Prolog erklärt: Es geht um eine galaktische Dynastie, um ein Attentat, um ein neues Militärregime und um eine drohende Rebellion. Doch zunächst geht es um die Farmerin Kora, die auf einem kleinen Planeten am Rande der Galaxis ein ruhiges Leben führen möchte. Ihr Dorf, das sich eher nach Mittelalter als nach fremden Welten anfühlt, hat kaum größere Sorgen als Erntefragen und Liebesaffären. Doch die friedliche „Bauer-sucht-Frau“-Atmosphäre wird aufgerüttelt, als ein Kriegsschiff am Himmel erscheint und der unbarmherzige General Noble das Ultimatum stellt, seine Truppen innerhalb kürzester Zeit mit Nahrung zu versorgen, oder die Siedlung dem Erdboden gleichzumachen.

Beginnt man damit, Rebel Moon an seinem großen Vorbild zu messen, kann die neue Science-Fiction-Saga nur verlieren. Dennoch muss zumindest einmal der Vergleich gewagt werden, um zu verstehen, warum sich bereits die ersten Minuten von Rebel Moon wackelig anfühlen. Denkt man zurück an den ersten Film der Star Wars-Reihe, erscheint vorm inneren Auge die bombastische Visualität eines gigantischen Raumschiffes, das über die Leinwand fegt. Kind des Feuers beginnt ebenfalls mit einem Schlachtschiff, das in die Existenz der Dorfbewohner bedroht – doch es wird geradezu lustlos in Szene gesetzt und hängt lieblos am Himmel herum. Keine Spur von monumentaler Größe. In Star Wars folgt auf die fulminante Eröffnung eine kurze Actionsequenz und dann erst etwas Ruhe auf einem fremdartigen Wüstenplaneten. Kind des Feuers hingegen beginnt auf einem ruhigen Planeten, der bis auf intergalaktische Pferde auch die Cosplayer-Versammlung auf einem Rittermarkt sein könnte. Vielleicht war es Snyders Impuls, bewusst mit Erwartungen zu spielen und nicht einfach – wie an anderen Stellen im Film — eine altbekannte Formel zu kopieren, doch er bietet nichts an, um die dadurch entstandene Leere zu füllen. Die Welt, die er erschafft, strebt danach, episch zu sein, doch es fehlt ihr die wichtigste Zutat: das Staunen.

Neben Science-Fiction-Klassikern ist die zweite große Inspirationsquelle Snyders Lieblingsfilm Die sieben Samurai. Darum ist es Koras Aufgabe, durch die Galaxis zu fliegen und eine Truppe williger Rebellen zusammenzustellen, die bereit sind, ihr Dorf zu beschützen. Wer sie sind und wo man sie finden kann, ist relativ belanglos. Der Film hüpft von Planet zu Planet und jedes neues Teammitglied muss ein kurzes Sidequest absolvieren, um mitgenommen zu werden: Da ist der Han-Solo-Verschnitt, der am Ende einer Kneipenszene angeheuert wird, der oberkörperfreie Pferdeflüsterer, der eine Avatar-Flugszene spendiert bekommt, die Schwertkämpferin mit dem Hut und bestimmt noch jemand anderes, weil es ja am Ende sieben sein müssen. Snyder tappt in eine Falle, die ihm bereits in seinen früheren Werken zum Verhängnis wurde: Er verwechselt Outfits mit Persönlichkeit und Action mit Charakterentwicklung. In gewisser Weise scheint er sich dieses Problems bewusst zu sein, denn immer wieder lässt er seine Figuren erklären, was sie angeblich besonders macht. In einer Szene scheint der Film komplett zu resignieren, als der Antagonisten zu einem Monolog ansetzt, in dem er jedes Mitglied der Heldentruppe kurz beschreibt, als würde er die Fan-Wiki-Einträge der Figuren rezitieren. Kora wird etwas mehr Raum zugestanden, aber auch sie muss ihre Backstory einmal am Lagerfeuer komplett runterbeten und endet dem Satz endet: „I’m telling you that so you know who I am“. Im Universum von Kind des Feuers ist das Konzept von „Show, don’t tell!“ scheinbar noch nicht erfunden worden.

Das Alleinstellungsmerkmal der Rebel Moon-Reihe sollte laut Snyder die sein, dass sie nicht für Kinder konzipiert wurde, sondern voller Sex, Gewalt und Schimpfwörter ist. Dieses Versprechen wird auf sehr unterschiedlichen Ebenen eingehalten: Wenn sich Kora entscheiden muss zu kämpfen, statt zu fliehen, ist das ausschlaggebende Ereignis eine versuchte Gruppenvergewaltigung. Einige Szenen später kämpft eine Rebellin namens „Nemesis“ mit Laser-Schwertern gegen einen Spinnenmutanten. Die immense tonale Kluft zwischen diesen beiden Szenen wird der Film nie erfolgreich überbrücken und in der Mischung wirkt beides enorm pubertär. Die unnötige sexualisierte Gewalt, die flachen Figuren, die unzusammenhängenden, austauschbaren Actionsegmente, die Teenager-Mentalität: All das erinnert weniger an die Einflüsse, die Snyder selbst nennt, sondern eher an Sucker Punch in Space.

Genau wie Snyders frühere Werke präsentiert sich auch Rebel Moon: Kind des Feuers mit einer so selbstgerechten Ernsthaftigkeit, dass all seine Verfehlungen umso auffälliger sind. Doch trotz der unzähligen Patzer ist es weder der schlechteste Science-Fiction-Film aller Zeiten noch der schlechteste Zack Snyder Film und man könnte sich sogar darüber streiten, ob er besser ist als einige der aktuelleren Star Wars-Filme. Es ist lediglich ein Film, der es dem Publikum sehr einfach macht, absolut alles in ihm auseinanderzunehmen, denn nichts scheint wirklich zu Ende gedacht oder ausgereift. Einige der Actionssequenzen sind, trotz eines Überschusses an Zeitlupe, immerhin unterhaltsam und hier und dort erkennt man im Augenwinkel spannende Ideen oder interessante Designs. Damit könnte sich Rebel Moon gemütlich in der freudlosen Mittelmäßigkeit einer überteuerten direct-to-streaming-Produktion einnisten, wäre da nicht die Ambition, eine Trilogie zu bauen.

Das Filmerlebnis, das Rebel Moon: Kind des Feuers bietet, fühlt sich gerade zum Ende lückenhaft an. Einige Hauptfiguren haben noch gar nichts zu tun bekommen und das spannendste Ensemblemitglied (ein esoterischer Androide), durfte noch nicht mit auf die Reise. Die große Konfrontation, auf die der Film hinarbeitet, wird auch in einen späteren Teil vertagt. Eine Figur gibt sogar augenzwinkernd zu, dass es eigentlich schade ist, denn der ausgefallene Kampf wäre bestimmt spannender gewesen, als alles, was gerade passiert ist. Aber ob das wirklich der Fall ist, finden wir erst im nächsten Teil heraus. Doch warum sollte man den schauen? In diesem Auftaktfilm wurde zumindest nichts geboten, was Hoffnungen auf die Zukunft weckt. Kind des Feuers hätte eine überzeugende Welt präsentieren müssen, die Lust darauf macht, sie weiterzuerforschen oder Hauptfiguren einführen können, mit denen man weitere Abenteuer erleben will. Er versagt jedoch in beiden Belangen. Es ist beinahe erstaunlich, dass der Film bei den vielen klaren Vorbildern, von George Lucas bis Akira Kurosawa, nicht einmal zufällig irgendeinen Funken einfängt, der dieser Geschichte Leben einhauchen könnte. Die alte Weisheit: „Shoot for the moon. Even if you miss, you’ll land among the stars“ scheint sich auf ironische Weise zu bewahrheiten, denn Rebel Moon landet genau dort: In der kalten, dunklen Leere, zwischen den Sternen, in der es kleinlaut verglüht.

Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers (2023)

Als eine friedliche Siedlung auf einem Mond im entlegensten Teil des Universums von den Truppen des Tyrannen Balisarius bedroht wird, ist die geheimnisvolle Fremde Kora (Sofia Boutella) ihre einzige Hoffnung. Sie rekrutiert eine Kämpfergruppe bestehend aus Außenseiter*innen, Aufständischen, Landleuten und Waisen aus unterschiedlichen Welten, um sich mit ihr dem unmöglichen Kampf gegen die Mutterwelt zu stellen. Ihr gemeinsames Ziel: Wiedergutmachung und Rache. Im Schatten einer übermächtigen Welt fügt sich eine neue heldenhafte Armee zusammen.

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Meinungen

MiRa · 03.01.2024

Um den Film zusammenzufassen: Die Nazis wollen die Ernte der WIkinger (Storyline "Das große Krabbeln"). Ray (Rouge One) rebbeliert, finden den General im Film "Gladiator", trift u.a. auf Chen die auch einen Mandaloriensatz fallen lässt, den Greif von HarryPotter und schließt sich mit den Groundern von "The 100" zusammen um das Imperium zu besiegen. Dessen General kommt um, wird Matrix-like angestöpselt wird, Resident Evil-like in eine Fruchtblase gesteckt und nun wieder da ist.
Der Film/Story/Kämpfe sind gut, die CGI ok, die tausend geklauten Ideen ist hier der Unterhaltungswert ,noch besser wie bei "Pute von Panem" und "Fantastic Movie" denen es an einer Story fehlt.

Dirk Halsband · 25.12.2023

CGI-Feuerwerk mit alten Bekannten für den Popcorn-Abend

Ich freue mich immer auf Filme, die in den Bewertungen fast ausschließlich 1-Sterne und 5-Sterne bedacht wurden. Rebel Moon 1 ist so einer - zusätzlich wurde er auch noch in den Medien ganz überwiegend zerrissen. Der musste also ganz gut sein ;-)
Und tatsächlich: mir hat er Spaß gemacht und ich freue mich auf den 2. Teil. Obwohl oder gerade weil die Aussagen dazu überwiegend stimmen: in keinem mir bekannten Film wurde soviel abgekupfert wie hier: ob StarWars (Sternenzerstörer, Story, Machtverteilung, böser Statthalter, Meteorfeld), StarTrek (Borg Königin), die 7 Samurai (eben diese); Avatar/Harry Potter (Greif/Drachenflug); Chappie ("Jimmy") ... die Liste ließe sich beliebig fortsetzen -> das kann in dieser Offensichtlichkeit kein Zufall sein, somit habe ich für mich entschieden: das ist lustig. Die Story ist also vorhersehbar, die Schauwerte, Bild und Ton gehen in Ordnung.
Der Anfang ist noch das Beste, mit dem zu zaghaften Versuch Charaktere einzuführen - auch wenn es wieder kopierte Stereotypen sind: Z.B. Bösewicht Ed Skrein als Nobel kopiert recht gut Christoph Waltz als Hans Landa. Herr Hunningham versucht sich als Han Solo und Sofia Boutella ist ganz woke die nahezu unbesiegbare Frauenpower, die von ganz überwiegend dummen und schwachen Kerlen umgeben ist. Nachdem im geschundene Dorf die Keimzelle der Rebellion ausgetrieben ist, geht es dann von einem Showdown zum nächsten, damit die 7 Samurai für die Fortsetzung zusammenkommen. Ab diesem Zeitpunkt wird leider auf eine tiefere Charakterisierung der Protagonisten verzichtet - und damit stirbt auch die Hoffnung auf einen ernst zu nehmenden "epischen" Film. Was folgt ist absolut unglaubhaft, aber doch in der Ausstattung schön anzusehen: mir gefällt z.B. der Used-Industrie-Look grundsätzlich besser als die schneeweissen Plastikbomber, die so häufig durch die Universen warpen.
Recht früh hatte ich das Gefühl, daß sich der Film selbst auf die Schippe nimmt. Und mit diesem Grund-Setting und einem Glas Wein waren die 2 Stunden unterhaltsam und schnell vorbei. Das die Story gnadenlos zusammengeklaut wurde betrachte ich als Gimmick. Schade ist aber zweifellos, daß mehr Potential durchaus vorhanden war: man hätte den Charaktären mehr Zeit für eine Entwicklung geben müssen (incl. dem Roboter mit Blumenkranz), statt dauernd nur rumzuballern. Visuell hat mir die dauernde braun-metallische Farbgebung (wie schon bei "300") nicht so gefallen, die Unschärfen, die vielen bremsenden Zeitlupen und Lens-Fares. Da kann die Tricktechnik heutzutage schon mehr.
Bleibt die Hoffnung auf die angekündigte Langfassung und den 2. Teil 2024, auf den ich mich tatsächlich freue. DH