Girls Against Boys

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Geschlechterkampf mit schwarzem Engel

Eigentlich wollte sie mit ihrem Freund in ein schönes Wochenende fahren, aber dann lässt der Familienvater Shae (Danielle Panabaker) sitzen, weil er sich doch lieber mit seiner Frau aussöhnen möchte. Um sich abzulenken, geht sie deshalb gerne auf den Vorschlag ihrer Kollegin Lu (Nicole LaLiberte) ein und zieht mit ihr durch die Clubs. Auf dem Heimweg wird sie dann direkt vor ihrer Wohnungstür von einem Zufallsbekannten vergewaltigt. Am nächsten Tag begleitet Lu sie zur Polizei, die sie allerdings nicht wirklich ernst nimmt. Schließlich überzeugt Lu ihre neue Freundin davon, die Gerechtigkeit in die eigene Hand zu nehmen.
Rape-Revenge-Stories sind im Kino meist eher grimmige, gelegentlich auch exploitative Geschichten – Girls Against Boys, das den Geschlechterkampf schon so offen im Titel trägt, wählt sich gelegentlich eine eher lockere, schwarzkomödiantische Zugangsweise, deutet aber schon in seiner allerersten Szene an, dass er sich mit ganz einfachen Zuschreibungen nicht zufrieden geben mag: Da sieht man Lu – die in dieser Szene auch eine Prostituierte sein könnte – einen Mann, offenbar ein Polizist, wie als Sexspiel mit seinen eigenen Handschellen ans Bett fesseln, um ihm dann seine Waffe abzunehmen. Darin steckt, und LaLiberte als der eigentliche Star des Films trägt das locker, schon sehr viel Ambiguität in den Geschlechter- und Machtverhältnissen.

Später werden sie diese Waffe und andere nutzen, um Shaes Vergewaltiger zu finden und zu bestrafen, aber fast schon vorhersehbar bleibt der Film nicht bei diesen unmittelbaren Rachehandlungen; Lu macht schnell deutlich, dass sie nichts dagegen hat, physische Gewalt generell als Mittel zu verwenden, um Männer, die Shae weh tun, auf ihren Platz zu verweisen. Das ist natürlich Selbstjustiz, der Glaube daran, sich über die gesellschaftliche Ordnung stellen zu können, und natürlich wird daraus auch in Girls Against Boys sehr schnell ein äußerst problematisches Konstrukt, in dem Shae auch eher gefangen als befreit zu sein scheint…

Der Film von Austin Chick (am besten bekannt für XX/XY) will kein diskursives Meisterwerk sein, das komplexe gesellschaftliche Fragen mit Vorsicht berührt, er spielt lieber mit holzschnittartig gezeigten Figuren, die in recht vorhersehbaren Eskalationen bestehende Konflikte und Charakterzüge aufs Feinste auf die Spitze treiben. Dass man das gerne ansehen mag, liegt vor allem an LaLiberte, die in Lu Gewalt, Versuchung und Sexualität zu verbinden weiß. Chick inszeniert sie als porzellanhafte Schönheit, als Wesen, das außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen und menschlichen Bindungen steht – und je länger der Film voranschreitet, umso eindrücklicher wird ihre Figur.

Das droht kurz vor Schluss dann noch einmal in ein ganz böses filmisches Stereotyp umzuschlagen und findet dann doch, mit einem einzigen, wohlplatzierten Schnitt, eine durchaus positive, aber immer noch blutige Wendung – und mit der allerletzten Szene macht Girls Against Boys dann nochmal klar: Der Geschlechterkampf ist noch lange nicht zu Ende.

Girls Against Boys

Eigentlich wollte sie mit ihrem Freund in ein schönes Wochenende fahren, aber dann lässt der Familienvater Shae (Danielle Panabaker) sitzen, weil er sich doch lieber mit seiner Frau aussöhnen möchte. Um sich abzulenken, geht sie deshalb gerne auf den Vorschlag ihrer Kollegin Lu (Nicole LaLiberte) ein und zieht mit ihr durch die Clubs.
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